Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
ihm auf und lächelte kalt, während Margarethe die Hände vors Gesicht schlug.
»Nichts für ungut, aber ich war so frei, ein paar Vorsichtsmaßnahmen zu treffen«, triumphierte der Vogt und erhielt dafür einen Fausthieb von Albrecht, der ihn zu Boden warf. Außer sich vor Zorn trat der junge Ritter mit dem Stiefel nach seinem Widersacher. Der krümmte sich und hielt die Hände schützend über den Kopf. Albrechts Gesicht war zu einer Fratze verzerrt, und in seinen Augen leuchtete Hass. Er war bereit, den alten Mann zu töten – hier und jetzt.
»Hör auf!«, schrie Margarethe entsetzt.
Doch Albrecht schien sie gar nicht zu hören. Erneut hob er den Stiefel und zielte damit auf Weidas Kopf. Ein Tritt und er konnte diesem den Schädel zerschmettern.
Margarethe wurde blass. »Nein!« Ihre Stimme klang nun panisch. »Tu das nicht.«
Einen Moment lang schwebte der Stiefel in der Luft und drohte, dem alten Mann den Garaus zu machen, dann senkte er sich langsam zu Boden. Albrecht atmete heftig.
»Du willst, dass ich diesen Bastard am Leben lasse? Liegt dir etwa was an ihm?«
»Ich verabscheue ihn.«
»Und doch soll ich ihn verschonen?« Albrecht schüttelte ungläubig den Kopf. »Sein Tod wäre mehr als gerecht.«
»Ebenso gerecht wie falsch, Albrecht. Ich möchte nicht, dass man dir nachsagt, ein Mörder zu sein, der einen Ritter tötete, um dessen Frau zu gewinnen.«
»Du hast recht.« Mit einem tiefen Seufzer trat der junge Mann einen Schritt zurück. Weida blieb stöhnend liegen. Unschlüssig schaute Albrecht von Margarethe zum Vogt und wieder zurück. »Und jetzt? Ich meine, er hat ja recht: Nach dem Gesetz bist du sein Weib. Aber du willst doch nicht etwa bei ihm bleiben? Er hat ja nicht einmal mehr eine eigene Burg!«
Margarethe schluckte. »Nein, das kann ich nicht. Ich will nur noch fort von hier.«
»Was aber dann? Wenn du nach Prag zurückgehst, wird Weida auf seine Rechte pochen.«
»Dann gehe ich eben nicht nach Prag«, meinte die junge Frau trotzig.
»Margarethe!«, ertönte im selben Augenblick Margots Stimme, und die junge Frau stürmte herein und lief direkt auf ihre Freundin zu.
»Was machst du denn hier?«, wunderte sich die Hofdame. Albrecht übernahm es, die Ereignisse kurz zusammenzufassen.
»Heilige Jungfrau Maria«, erboste sich Margot und spuckte in Richtung des Vogts, der immer noch benommen auf dem Boden lag. »Der Teufel soll diesen Mistkerl holen!« Dann wurde sie nachdenklich. »Hier kannst du auf keinen Fall länger bleiben, Margarethe. Und deinem Vater ist zuzutrauen, dass er dich dem Vogt übergibt, wenn dieser an seine Tür klopft.«
»Auch München ist für dich nicht sicher«, gab Albrecht zögerlich zu. »Ich kann dich dort nicht beschützen, da ich an der Seite meines Vaters gegen Herzog Ludwig ziehen muss, der Ansprüche auf unser Land erhebt und nicht mit sich reden lässt. So wie es aussieht, könnten wir lange weg sein und müssen unser Recht vielleicht sogar mit dem Schwert verteidigen. Und auf die bayrischen Ministerialen ist wenig Verlass. Am Ende werden sie den Ehevertrag anerkennen und dich dem Weida übergeben. Schließlich trägt das Schriftstück das Siegel des böhmischen Königs.«
»Dann komm mit mir nach Stuttgart«, bot Margot da an. »Das ist weit weg, und bestimmt wird dir mein Vater bei der Annullierung des Vertrags behilflich sein. In Rechtsangelegenheiten ist er sehr bewandert. Zudem erreichte mich heute Morgen ein Schreiben, in dem er mich bat zurückzukommen, da meine Mutter noch immer krank ist. Die Königin hat vorgeschlagen, dass ich mich für die erste Etappe Albrechts Reisegesellschaft anschließen soll …«
Albrecht nickte. »Das ist eine sehr gute Idee. Noch heute Nacht reitest du gemeinsam mit Jan und ein paar Getreuen voraus. Wir kommen dann nach. Bis Regensburg reiten wir zusammen. Danach überlasse ich dir und Margot eine Eskorte, die euch nach Stuttgart geleitet.«
Margarethe schaute zweifelnd zu Margot. »Und du bist sicher, dass es deinem Vater recht wäre?«
»Er wird sich freuen«, versicherte Margot.
»Also abgemacht.« Albrecht warf einen Blick auf den Weida, der sich immer noch nicht rührte. Trotzdem band ihm der Wittelsbacher mit einem Gürtel Hände und Füße zusammen. »Wenn Ihr Euch mir noch einmal in den Weg stellt«, meinte der junge Ritter, als er fertig war, »dann wird es kein Pardon mehr für Euch geben.« An Margot gewandt fuhr er fort. »Sorg bitte dafür, dass meine Männer zum Abritt bereit sind. Man
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