Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
brennen. Er steht schon so gut wie auf dem Scheiterhaufen, doch zuvor wird man ihn einer peinlichen Befragung unterziehen. Hast du bei so etwas schon mal zugesehen?«
Margarethe schüttelte angewidert den Kopf.
»Der Henker wird ihm die Fingernägel herausreißen und ihn mit glühenden Zangen malträtieren, und weißt du was: Du darfst dabei zusehen, wie er sich unter Qualen windet, wie er schreit und jammert.«
»Albrecht wird das niemals zulassen!«, schleuderte Margarethe ihr entgegen.
»Dein Albrecht wird nur leider nicht mehr hier sein, es zu verhindern. Er verlässt Prag.«
Plötzlich rebellierte Margarethes Magen. Sie würgte. Zitternd schwankte sie zur Waschschüssel und gab ihr Abendessen von sich. Als Weida sich ihr näherte, schrie sie los und trommelte mit ihren Fäusten gegen seine Brust. Er umfasste ihre Handgelenke und drängte sie zu ihrem Lager zurück. Dort gab er ihr einen kleinen Schubs. Sie brach auf ihrem Bett zusammen und weinte hemmungslos.
Eine Weile überließ Weida sie ihren Tränen, dann setzte er sich neben sie. »Du könntest das verhindern, kleine Margarethe, du könntest deinen Freund retten«, lockte seine Stimme.
Sie blinzelte ihn aus verquollenen Augen an, und da wusste er, dass sein Plan aufgehen würde.
»Was muss ich tun?«, hauchte sie. Weida nickte der Wettinerin zu. Die zog ein Pergament aus ihrer Tasche, faltete es in aller Ruhe auseinander und reichte es dem Vogt.
»Das ist unser Ehevertrag«, erklärte er. »Der König als dein derzeitiger Vormund hat bereits unterschrieben und sein Siegel daruntergesetzt, siehst du?«
Doch Margarethes Blick war von Tränen verschleiert.
Schon hielt der Weida eine Feder in der Hand. »Hier unterschreibe ich«, sagte er. Die Feder kratzte über das Papier. Die Wettinerin reichte dem Vogt Löschsand. »Und hier kommt dein Name hin. Den Segen der Kirche holen wir uns später, bei einer schönen Feier auf der Osterburg.«
Er drückte ihr den Federkiel in die Finger. Sie zögerte.
»Margarethe, denk an Jan. Er wird die Hölle auf Erden durchleben, und am Ende wird er in seiner Qual auch noch deinen Namen nennen. Dann folgst du ihm auf den Scheiterhaufen. Du kannst ihn retten. Du kannst euch beide retten«, sagte der Vogt eindringlich.
Erneut schluchzte die junge Hofdame auf. Weida sah sie mit ruhigem Blick an und wartete. Margarethe war ein kluges Mädchen und würde sich richtig entscheiden. Endlich griff sie nach der Feder. Ohne ihn auch nur anzusehen, setzte sie ihre Unterschrift unter das Dokument. Der Vogt nahm es wie einen Schatz und reichte es Katerina.
»Und jetzt, da wir Mann und Frau sind, werden wir unsere Ehe vollziehen. Aber diesmal wirst du dich gefällig zeigen, meine Teuerste. Fräulein von Wettin, ich bitte Euch, uns jetzt allein zu lassen.«
Albrecht von Wittelsbach hatte sich in die Burgkapelle zurückgezogen, wo er um ein Wunder betete. Immer wieder blickte er hinter sich, doch die zwei Wachknechte am Eingang rührten sich nicht von der Stelle. Verzweifelt sah sich Albrecht nach einer anderen Möglichkeit um, aus der Kirche zu fliehen, aber der Burgkaplan hatte nach seinem Eintreten bei sämtlichen Türen mit Ausnahme des Hauptportals die hölzernen Riegel vorgeschoben. Albrecht saß hier nicht weniger in der Falle als in seiner Kammer. Es war bereits Nacht geworden, ohne dass sich ihm eine Gelegenheit geboten hätte, seine Bewacher abzuschütteln. So blieb ihm tatsächlich nichts anders übrig, als zu beten.
Gedankenverloren kniete Albrecht in der vordersten Kirchenbank, als die Kerzen am Alter unvermittelt flackerten. Dann hörte der Wittelsbacher flinke Schritte. Er fuhr herum und erkannte Margot, die mit fliegenden Röcken in die Kapelle hastete. Die Wachknechte machten eine wichtigtuerische Geste, bekamen jedoch große Augen, als Margot ihnen ein Schriftstück mit dem Siegel der Königin zeigte. Sie verbeugten sich knapp und ließen sie mit dem Herzogssohn allein. Das Mädchen bekreuzigte sich eilig und hastete zu Albrecht. Es zerrte an seinem Ärmel und wisperte: »Rasch, rasch hinaus.«
»Was ist denn passiert?«, erkundigte sich Albrecht und sprang auf die Füße.
»Der Weida hat keine Vogtei mehr«, jubilierte Margot.
»Wie, der Weida hat keine Vogtei mehr? Es ist kein guter Zeitpunkt für solche Scherze.«
Margot drängte ihn zum Kirchenportal. »Nun beeilt Euch doch, Albrecht.« Sie vergaß vor lauter Aufregung die höfliche Anrede. »Wir müssen zu Margarethe, bevor es zu spät ist.«
»Aber
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