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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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selbst.
    »… eigentlich sicher verwahrt in Eurem Schreibtisch liegen sollte«, beendete Albrecht den Satz.
    Erstaunt schaute ihn seine Tante an. »Du weißt davon?«
    Ihr Neffe nickte.
    »Aber wer könnte es genommen haben? Schließlich war niemand allein in diesem Zimmer, außer …«
    Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, und Albrecht wusste, dass seine Tante einen Verdacht hegte. Er schwieg, doch sie schien ihm nichts verraten zu wollen. Stattdessen fuhr sie fort: »Es ist gut, dass du mir das Schriftstück ausgehändigt hast. Es hätte großen Schaden anrichten können, wäre die Angelegenheit bekannt geworden.«
    Albrecht verneigte sich leicht.
    »Dennoch muss ich dich als deine Königin tadeln und dich auffordern, Margarethe ihrem Gatten zu übergeben. Wie ich jedoch annehme, ist sie nicht mit dir nach Prag zurückgekehrt?«
    Der junge Ritter schüttelte den Kopf.
    »Nun denn, so hast du deine Entscheidung getroffen, und auch wenn ich sie für unklug halte, es ist nichts mehr daran zu ändern, wie mir scheint. Als Königin bin ich aufs Äußerste empört!«
    »Und als Tante?«, fragte Albrecht mit leiser Stimme.
    »Das tut hier nicht zur Sache. Aber ich will dich warnen. Die Sache ist noch nicht ausgestanden. Der Weida mag vielleicht in nächster Zeit anderweitig beschäftigt sein – immerhin hat er sich bereits die Genehmigung des Königs eingeholt, Truppen um sich zu scharen, um die Osterburg zurückzuerobern. Gelingt ihm das – und das ist diesem erfahrenen Kämpen durchaus zuzutrauen –, wird er nicht ruhen, bevor er Margarethe nicht in seinen Mauern weiß. Denn du hast ihm mehr genommen als bloß sein Weib: Du hast seine Ehre verletzt, und was das heißt, muss ich dir nicht erklären. Eure nächsten Schritte sollten wohlüberlegt sein.«

S TUTTGART 1421

K APITEL 1
    Hans von Sachsenheim war bester Stimmung, als er an der Seite von Gräfin Henriette von Mömpelgard-Württemberg durch das ausladende Stuttgarter Burgtor und über den sich anschließenden Burggraben ritt. Fauliger Gestank zog vom moorig schwarzen Wasser des Nesenbachs herauf, verflüchtigte sich jedoch gleich wieder.
    Die verwitwete Gräfin rümpfte trotzdem die Nase. Sie war mit ihren siebenundzwanzig Jahren und trotz der Geburt dreier Kinder noch immer eine ansehnliche Frau. Ihre Haut war von vornehmer Blässe, das Gesicht rundlich, ihr Körper wohlgeformt und gut ernährt. Die kleinen Hände bewegten sich ständig, sodass ihre goldenen Armreife klimperten und klirrten. Lediglich einige graue Strähnen in ihrem blonden Haar bezeugten, dass die Blütezeit ihres Lebens bereits hinter ihr lag.
    Kaum waren sie durch das Stadttor, atmete die Gräfin befreit auf. »Welch wundervolle Idee, mein lieber Sachsenheim, uns bei diesem herrlichen Wetter zu einer Beizjagd zu überreden«, lobte sie.
    Ihre beiden Söhne wirkten weniger begeistert. Ludwig, der ältere, hielt sich mit seinen gerade neun Jahren zwar aufrecht im Sattel, aber das Reiten schien ihm wenig Freude zu bereiten. Mit vorgeschobener Unterlippe und grimmigem Gesicht traktierte er sein Pferd mit den Sporen, welches davon glücklicherweise nicht viel mitbekam, weil des Kronprinzen kurze Beine kaum über das Sattelblatt hinausreichten. Sein Bruder Ulrich machte einen noch unglücklicheren Eindruck: Ängstlich klammerte sich der Achtjährige an die Mähne seines Schimmelchens. Sachsenheim hatte das Tier extra aus England kommen lassen, da die Waliser Ponys zwar einen rassigen Eindruck machten, jedoch als außerordentlich gutmütig galten. Schließlich wäre nichts peinlicher, als wenn der Prinz in aller Öffentlichkeit zu greinen anfinge.
    Der gräfliche Tross bewegte sich in langsamem Tempo die Straße Richtung Ulm entlang. Sachsenheim hatte eine Fasanenjagd vorbereitet, wie Henriette sie liebte. Umsichtig hatte man im vorgesehenen Jagdgrund am frühen Morgen zwanzig dieser Vögel ausgesetzt und seither das Areal von Treibern bewachen lassen. Auf diese Weise sollte das Jagdglück und damit auch die gute Stimmung der gräflichen Familie sichergestellt werden.
    In diesen Tagen war es nicht leicht, die Gräfin bei Laune zu halten. Die steten Machtkämpfe im Hause Württemberg hatten sie ausgelaugt, und durch die komplizierte Regentschaft des Vormundschaftshofes fühlte sie sich zunehmend überfordert. Schon mehr als einmal hatte Sachsenheim sie unter Tränen aus dem Saal stürzen sehen, nachdem die Räte sie wieder einmal übergangen hatten. Statt jedoch mit der Faust auf den Tisch zu

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