Die Fallen von Ibex
trägt und jeden Sturm heil überstehen läßt. Wer immer mir folgen mag, sollte sehr darauf bedacht sein, so etwas wie einen Destillierapparat bei sich zu fuhren.
Trinkwasser dürfte zu einem beträchtlichen Problem werden.
Die meisten großen Inseln sind mit einem ausgedehnten Grüngürtel gesegnet; Wasserpflanzen. Getrocknet ergeben sie ein leidliches Futter für die Reittiere. Und, so wie ich das sehe, auch ein recht gutes Gewürz für den Fisch-Eintopf. Zu empfehlen wäre auch etwas, mit dem man sich die Zeit vertreiben kann.
Die Inseln legen kein großartiges Tempo vor; Höchstgeschwindigkeit dürften fünf oder sechs Knoten sein. Für eine überreichliche Auswahl an Schalentieren und Fischen wird gesorgt sein beide leben in dem Unterwasser-Gewirr der Pflanzen; dementsprechend stellt das Essen kein Problem dar. Es wird monoton sein, aber nahrhaft genug. Während der heißen Kriege wurde alles Leben in den Meeren nahezu ausgerottet, aber im Lauf der Zeit haben sich Mutationen gebildet und die leeren Nischen eingenommen… Und es ist viel Zeit vergangen, seither. Da sie von den Eingeborenen stets in Ruhe gelassen wurden, dürfte hier Interessantes geschehen sein. Sollte kein Destillierapparat zur Verfügung stehen, gäbe es die Möglichkeit, ein Auffangbecke anzulegen. Je nach Jahreszeit könnte sich darin genügend Regenwasser sammeln, um ein Überleben zu sichern. Doch zu keiner Jahreszeit würde ich mich hierauf verlassen. Wie auch immer - man muß bereit sein, zu warten. Niemals sollte man die erstbeste Insel nehmen, die auf Sand läuft; nicht, wenn sie nicht mindestens einen halben Kilometer lang ist. Kleinere Inseln können im Sturm kippen oder überspült werden; weder das eine noch das andere ist angetan, das Überleben auf lange Sicht zu garantieren.
Drei Tage durch unveränderliches Ödland, wachsam, immer der alten Straße folgend; früh am Morgen Aufbruch, Halt erst kurz vor Sonnenuntergang. Dann das Jagen. Eine ruhige, ereignislose Zeit, die Eload Wakille mit tausend aberwitzigen Geschichten von Abenteuern, Gaunereien und gerissenen Tricks (die allesamt aus diesen oder jenen Gründen fehlschlugen) verkürzte. Er war ein unterhaltsamer Gefährte, und Shadith erlag seinem Charme hoffnungslos, zumal seine speziellen Befähigungen hier sanft, aber nachdrücklich nachgeholfen hatten. Aleytys erwischte ihn nie dabei; er war ein bißchen zu geschickt, was das betraf, aber sie hatte ihn in Verdacht. In einer anderen Sache jedoch war sie sich ganz sicher. Er hatte ihr nicht den wahren Grund genannt, weshalb er so begierig darauf war, sich ihnen anzuschließen. Bald darauf empfand Aleytys seine ständige Gegenwart als Ärgernis. Sie und Shadith mußten sehr darauf achten, was sie sagten, wenn sie verhindern wollten, daß er mehr über sie erfuhr, als gut war. Natürlich konnten sie leicht und angenehm miteinander plaudern-und taten dies auch -, doch sie hielten sich an unpersönliche und harmlose Themen.
Am dritten Tag lösten sie das Nachtlager auf, gerade als die Sonne über die Berge blinzelte; gähnend und noch ziemlich verschlafen dirigierten sie die Gyory zu der alten Straße hinüber. Ihre grotesk verlängerten Schatten tanzten auf dem schwarzen Straßenbelag vor ihnen her; Tautropfen glitzerten im Gestrüpp und vollführten so eine gänzlich andere Art von Tanz, Licht und Schatten und wieder Licht, je nachdem, wie sie auf der Straße vorankamen.
Die letzten Ausläufer des Unwetters waren verschwunden. Der Himmel war wolkenlos klar, und im heller werdenden Licht des Morgens waren die Schatten scharf kontuiert, und selbst ferne Objekte waren überdeutlich zu sehen - und wirkten gerade hierdurch auf seltsame Weise weniger real. Am Horizont, dunkel gegen die Blässe des Küstengebirges, erhob sich eine befestigte Stadt. So fern sie auch lag, Aleytys vermochte die harten Konturen der Ecktürme sowie mehrere Dachfirste zu erkennen.
Ganz allmählich bog die Straße ganz nach Norden hin ab und führte auf den weit geschwungenen Flußlauf zu. Die Stadt vor ihnen war die letzte vor der Küste und die letzte überhaupt, der sie nahekommen würden; jedenfalls, wenn sie der Karte glaubten, die sie bei sich trugen. Dahinter berührte die Straße abermals den Fluß und schlängelte sich daraufhin in die Berge empor, wandelte sich in einen reichlich tiefgelegenen Paßweg und führte hinab in eine sanfte, nicht besonders abwechslungsreiche Küstenebene, die weder Salzmarsch noch Ödland war. Ohne ein Emporragen
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