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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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verfärbter, angeschwollener Mund bewegte sich, mehr ein Zucken denn ein Lächeln. Seine Augenwimpern erinnerten an rotbraune Stoppeln, dicht wie Pelz; sein Haar war ebenfalls rotbraun, kurzgeschorenes, weiches Haar. Die Ohren waren groß und spitz, letzteres jedoch nicht übermäßig. Seine Augen waren geschwollen, Schlitze in aufgedunsenem, sich dunkel verfärbendem Fleisch. Seine Miene änderte sich; er hob eine Hand, versuchte zu sprechen.
    „Pst-scht”, murmelte sie und strich sanft über seine Stirn. Mit einigem Widerstreben gab er nach, zwang seine übel zugerichteten, blutunterlaufenen Augen ein klein wenig weiter auf und proji-zierte Wärme, Freundlichkeit, Vertrauen. Seine Lippen bewegten sich, zuerst lautlos, doch dann quollen verzerrte, breiige Laute hervor.
    „Wer… seid … ihr?”
    Interlinqua. Aleytys hob die Brauen und vereitelte einen Versuch, einen geistigen Widerhaken in sie zu pflanzen. „Kümmere dich jetzt nicht darum”, sagte sie und griff nach dem dunklen Strom.
    5
    Die Wände des Unterstandes bestanden aus gebündelten Reisiglagen, so dicht zusammengepreßt, daß sie einigermaßen Schutz boten und den Regen abhielten; darüber hatten sie eine Unterlegplane festgezurrt. Aleytys saß neben dem in einer flachen Vertiefung brennenden Feuer und säuberte die Spitzen der Zel-Pfeile von den Giftfasern, indem sie sie in den Boden rammte und anschließend lange genug ins Feuer hielt, um auch die letzten Reste des Giftes zu tilgen. Shadith war auf der Jagd und reagierte so ihre Verärgerung über die Schelte für die Verwendung der Giftpfeile ab.
    Er beobachtete sie bei ihrer Tätigkeit, belustigt, die großen, blauen Augen eingewoben in einem zerknitterten Netz aus Lachfältchen. Der Eload ven-myda Wakille. Freihändler. Behauptete er wenigstens. Überwiegend Schmuggler, war ihre Meinung. Alter ungewiß. Vitalität - bestimmt. Verschlagenheit: wahrscheinlich.
    Sie hatten seine Gyori eingefangen - vielmehr Shadith hatte dies getan -, und sie hatten einen großen Teil seiner Ausrüstung, Vorräte, Handelsgüter und Erwerbungen eingesammelt, obwohl die Ausgestoßenen in ihrer blinden Zerstörungswut nur zu viel zertrampelt, zerfetzt und umhergeschleudert hatten. Ohne jeden Anlaß, wie er behauptete. Er habe sich beinahe in die Hosen gemacht, sagte er. Sie hatte es ihm vorhin nicht geglaubt, da er es zum ersten Mal erzählt und Hose und Jacke ungeachtet der durch die Speerspitzen verursachten Risse angezogen hatte. Und sie glaubte es ihm auch jetzt nicht, da er mit Nadel und Zwirn dasaß und die Jacke mit schnellen, ordentlichen Stichen flickte. Seine Hände waren so geschickt, wie sein rundliches Gesicht klug wirkte.
    „Sie lassen dich in die Städte hinein?” Sie hielt die letzte Pfeilspitze ins Feuer, rutschte schließlich auf den Knien herum, legte Feuerholz nach, kramte den Teetopf hervor, füllte ihn aus dem Wasserbeutel und setzte ihn zum Erhitzen auf den dreibeinigen Ständer, den sie aus durchnäßtem, grünem Holz zusammengebastelt hatte.
    „Nicht hinein.” Er biß den Faden ab, fuhr mit dem Daumen über das Flickwerk. „Nein. Aber die Kunde meines Kommens breitet sich aus, und schließlich kommen die Interessenten zu mir heraus.
    Es ist vom Zufall abhängig.” Er verknotete den Faden und tastete nach einem weiteren Riß. „Und es ist ein Risiko. Entweder man langweilt sie mit dem, was man ihnen zeigt…” Er grinste und beschrieb mit der Hand, die die Nadel hielt, einen Halbkreis über seine Kehle. „Oder man zeigt ihnen zuviel - und sie werden habgierig.” Ein Zucken langer, schlanker Finger. „Es kostet Geduld und Geschick, meine Löwin, doch sobald man sie an sich gewöhnt hat, läßt sich ein guter Profit erwirtschaften.”
    Aleytys gluckste. „Und natürlich kann es nicht schaden, wenn man nebenbei noch ein projektiver Empath ist.”
    „Wahrhaftig nicht.” Er zerstrubbelte seine rotbraunen Plüschhaare. „Treibst du auch Handel?”
    Sie zog die Beine an, legte die Arme auf die Knie. „Nein. Keine Konkurrenz, Eload Wakille.”
    „Das freut mich, meine Löwin.” Seine Stimme war einschmeichelnd, ein Instrument von einiger Kraft, besonders, wenn er es mit seinen ganz speziellen Talenten unterstrich.
    „Hände weg, Wakille, bevor ich böse werde.”
    „So, süße Löwin.”
    „Das ist das dritte Mal, daß du mich eine Katze nennst. Müßte ich mich geschmeichelt fühlen oder ärgerlich sein?”
    „Hast du jemals gesehen, wie sich eine Haberdee-Löwin anpirscht?

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