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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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obgleich der Morgen noch kühl und feucht war.
    Juli kauerte auf den Wurzeln, in sich selbst zusammengesunken ein bemitleidenswertes Häuflein Mensch. Aleytys lehnte sich an einen Baum und beobachtete sie ärgerlich und beunruhigt von dem, was sie spürte … eine Schwärze, wie ein Nebel um sie zusammengezogen, ein Nebel sorgfältig gehegter Verzweiflung.
    Der Vergleich paßte nicht ganz, doch es stimmte zumindest, daß Juli ihre Verzweiflung regelmäßig schürte und sie wie eine Aura verstrahlte.
    Aleytys stieß sich von dem Baumstamm ab und ging leise zu Juli hinüber. „Bist du in Ordnung?” Sie hob ihre Stimme gerade genügend an, um die Geräusche des Morgens zu übertönen, denn jetzt, da sie den Schutz der Bäume verlassen hatte, blies der böige Wind so stark, daß es schwer fiel zu stehen. Sie ließ sich neben Juli nieder, setzte sich wie sie, mit hochgezogenen Beinen, die Arme darum geschlungen, in sich selbst zusammengekauert gegen die Kälte der vom Wind herangetriebenen Gischt, die sich vor der Insel brach und wie mit tausend Geißeln nach ihnen schlug. Besorgt sah sie Juli an. Die junge Zel saß einfach nur da, offensichtlich stoisch in das unermüdliche Bombardement der Elemente ergeben; aber Aleytys sah sie bei jedem Windstoß zittern. Juli ignorierte diese periodischen Erschütterungen ganz so, wie sie auch Aleytys ignorierte. In einer der jähen kurzen Windflauten hörte sich ihr Atmen heiser und mühselig an. Eine hektische Rötung überzog ihre eingefallenen Wangen, eine Röte, genügend hell, daß sie selbst über der sich verflüchtigenden Gesichtsbemalung zu sehen war. Aleytys zögerte, da sie nur zu gut wußte, wie rasend die Zel reagieren würde, wenn sie sie auch nur berührte …
    Aber ihre Besorgnis gab den Ausschlag. Sie erhob sich auf die Knie, bewahrte das Gleichgewicht auf den nachgiebigen Wurzeln, ergriff die Zel am Arm, legte die freie Hand auf das Gesicht des Mädchens. Sie machte einen tiefen Atemzug. „Du verbrennst!”
    Plötzlich war sie ärgerlich. Die Zel begann sich gegen ihren Griff zu wehren. Aleytys riß das Mädchen hoch und schleppte es in den Schutz der Bäume; sie redete auf die Zel ein, obwohl sie wußte, daß es vergeblich war. obwohl sie wußte, daß sie nicht zuhören wollte. „Dummkopf, du riesengroßer junger Dummkopf, was denkst du, was du da machst… machst dich krank, tust alles, umverdammt…”
    Die Zel schlug um sich, kratzte wie ein verängstigtes Tier.
    Aleytys ergriff ihre Handgelenke, versuchte sie zu besänftigen und drückte sie schließlich auf das Gesicht hinab, die Arme hinter ihrem Rücken hochgedreht. Rittlings setzte sie sich auf das Kind und hielt es so unten. „Ich werde das Fieber heilen”, keuchte sie. „Du glaubst, du möchtest sterben. Aber ich laß’ dich nicht sterben.” Sie richtete sich auf, hielt das Mädchen allein mit ihrem Gewicht; sie löste eine Hand, packte die Haarstoppeln, die auf dem zierlichen Schädel der Zel nachwuchsen, und drehte ihren Kopf so, daß sie atmen konnte und nicht an Laub und Schlamm erstickte. Sie redete weiter begütigend auf sie ein, und der zerbrechliche Körper unter ihr bäumte sich weiter wie unter Krämpfen auf. „Du willst mich nicht an dich herankommen lassen, hab’ ich recht? Du würdest alles tun, um das zu verhindern.
    Gut, aber ich werde dich nicht mehr bitten… Ich brauche dich nicht zu bitten, das hast du deutlich gemacht. Aber ich kann dich nicht sterben lassen.” Aleytys schloß die Augen, atmete ein paarmal tief durch. „Kleiner Dummkopf, so jung… werd endlich erwachsen, verdammt!” Idiotisch, sagte sie sich, mit jemandem zu reden, der nicht zuhören will. „Du kommst nicht weg von hier, Kind. Ich bin stärker. Siehst du?” Doch sie gab ihre Anstrengungen nicht auf. obgleich sie schwächer wurden; Julis Kraft versiegte jetzt rasch. Sie keuchte unregelmäßig, und in jedem Atemzug rasselte Speichel. Aleytys hielt sie noch ein paar Augenblicke lang fest, bis ihre Gegenwehr endgültig erlosch, bis sie zu schluchzen anfing, jeder Atemzug ein Krampf, der den ganzen Körper erschütterte.
    Aleytys berührte wieder ihre Wange, aber Juli wandte das Gesicht ab, so heftig und so weit sie nur konnte, und obgleich sie ihre herzzerreißenden Schluchzer nicht unterbrach. Aleytys fluchte. Sie ließ die Handgelenke der Zel los und preßte beide Hände flach auf den schmalen Rücken; sie schloß die Augen; sie griff zu. Juli kreischte, als die Heilkraft in sie hineinsprudelte - oder

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