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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sie darauf vorbereitet war; doch genaugenommen machte dies wenig Unterschied: Die Nacht hatte sie nicht gerade verborgen. Sie bedachte die Insel mit einem raschen Blick, bevor sie Shadith in den nächsten Bachlauf hinab folgte. Sie befanden sich auf gleicher Höhe mit deren westlichen Ausläufern, direkt gegenüber ihrem spitzen Bug. Sie schüttelte den Kopf, lehnte sich im Sattel zurück, war dem Gyr behilflich, sein Gleichgewicht zu wahren, als unter seinen Hufen ein Teil der Böschung wegbröckelte.
    Der Vogel aus dem Dorf senkte sich tiefer. Aleytys warf den Kopf herum, und ihr feuerrotes Haar bauschte sich auf. Sie lachte, als die Pfeifsprache erneut laut wurde. Frau. Hexe. Feuertochter.
    Viel Bestürzung. Prüft sie. Prüfen-prüfen-prüfen-prüfen. Das Echo zitterte rings um den Berg, rings um die Insel. Sie wandte sich an Shadith. „Wie geht’s deinem Falken?”
    „Besser”, antwortete Shadith. „Es ist leichter für ihn, wenn er nichts sieht. Er döst.”
    „Die Zel werden unseretwegen ziemlich kribbelig, stacheln sich gegenseitig an… werden uns angreifen, denke ich. Vielleicht kann ich ihnen noch einmal etwas zum Nachdenken geben. Mal sehn, ob ich den Falken da seiner Meisterin wegnehmen kann.”
    Shadith blickte sie skeptisch an, ihre Verwegenheit verlor sich abrupt und verwandelte sich absurderweise in mütterliche Besorgnis. „Eine Fahne vor ihren Gesichtern schwenken. Glaubst du wirklich, daß das richtig ist?”
    „Ja.”
    „Dann nimm dich vor dem Joker in acht.”
    „Hier.” Aleytys warf ihr die geflochtenen Zügel zu. „Paß auf uns auf, solange ich beschäftigt bin.” Ihre Hände schlossen sich um die Vorderkante des Sattelpolsters; sie bewegte sich nervös, rutschte herum bis sie sich sicher im Sattel sitzend fühlte, dann wechselte sie behutsam, wachsam in den Falken über.
    Die Falkenmeisterin bemerkte sie sofort und griff mit schockierender Schnelligkeit und Stärke an. Ein wenig erschüttert konterte Aleytys.
    Weitere Geistfühler wirbelten heran, verschmolzen mit denen der Falkenmeisterin.
    Weitere Geistfühler - PSI-Pool. Das Zel-Ganze.
    Unterstützten, stärkten die Macht des Geistreiters.
    Ein Wellenberg, der sich über ihr auftürmte und - bald - über sie hereinbrechen würde.
    Aleytys wehrte sich.
    Der Wellenkamm zerfaserte und verwandelte sich in feinen Dunst.
    Der verwirrte Falke schrie seine Qual hinaus und sackte nach unten weg.
    Die Zel singen.
    Kann die Worte nicht hören.
    Ta-thun, ta-thunn, ta-thunnnn, ta-thun, ta-thun, ta-thun!
    Trommelt in ihr Blut.
    Trommelt mit dem Pochen ihres Herzens.
    Ein um sie geflochtenes Netzwerk.
    Silberne Strähnen, die in ihrem Verstand schimmern, in der Dunkelheit ihres Verstandes.
    Gefangen. Bin gefangen.
    Gelbes Leuchten in der Dunkelheit, in der Trübheit ihres Verstandes.
    Harskari.
    Hilf mir…
    Harskari hält sie wie ein Baby in den Armen, hält sie.
    Harskari singt, der Klang ein Silbermesser, das die Silberfäden zertrennt.
    Einzeln und paarweise fallen die Strähnen von ihr ab.
    Frei. Ich bin frei.
    Und sie greift in die dunklen Wasser des Energiestroms, und die Wasser tosen in sie hinein und füllen sie aus und greifen Harskaris Singen auf und schleudern es donnernd gegen den Zel-Pool zurück.
    Und der Pool ist ein Mahlstrom.
    Und sie sind gefangen, sie sind gefangen.
    Rasend kontern sie.
    Der Mahlstrom löst sich auf, zerschmilzt zu Nebelschleiern.
    Und sie sind fort.
    Der Falke stieß einen lauten, heiseren Schrei aus und stürzte in die reißende Strömung des Flusses, wurde davongetragen, starb.
    Ein jähes, schreckliches Schweigen herrschte im Tal.
    Aleytys fuhr in den eigenen Körper zurück.
    Shadith hielt sie im Sattel. Ihre Schokoladenaugen waren dunkel vor Sorge. „Was ist passiert?”
    „Der Himmel ist mir auf den Kopf gefallen. Verschwinden wir. Esgard hatte recht. Mach einen weiten Bogen um die Centai-zel, wenn dir dein Leben lieb ist.” Sie richtete sich auf, wischte mit einer Hand über ihr Gesicht. Die Hand zitterte. Und nicht nur die Hand. Ihr ganzer Körper bebte. Sie schluckte, machte einen tiefen Atemzug, ließ die Luft wieder herausplatzen. „Harskari?”
    „Ja?” Die Bernsteinaugen öffneten sich. Das phantomhafte Gesicht waberte in den Tiefen ihres Bewußtseins, und da lag ein gewisses Maß an Selbstzufriedenheit in Harskaris Lächeln.
    „Danke, Mutter.”
    „Mmph!” Das Phantom schien die Nase zu rümpfen - aber das mochte Einbildung sein, ein Trick von Aleytys’ müdem Gehirn.
    „Es wird

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