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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Zeit, daß ich dir beibringe wie…” Harskaris Stimme versiegte. „Später. Wir haben sie aus ihrem Nest aufgescheucht, Tochter. Und sie haben durch diese Begegnung viel zu viel über uns erfahren.”
    Sie lenkten die Gyori einen steilen Abhang hinauf, erreichten die Kuppe und zögerten, spähten zurück. Aleytys berichtete Shadith knapp, was geschehen war. Unvermittelt unterbrach sie sich, ihr Blick konzentrierte sich starr auf einen fernen Punkt; dann zeigte sie hin.
    Shadith biß sich auf die Lippe. Sie hatte es ebenfalls bemerkt.
    Am Westende der Insel klaffte die Dornenhecke auseinander schien sich aus eigenem Willen auseinanderzubiegen, ein Tor zu öffnen, das breit genug war, um mehrere nebeneinander reitende Centai-zel durchzulassen. Über dem Nordarm des Flußgrabens bildete sich Nebeldunst, verdichtete sich zu einem geisterhaften Weiß, durchsetzt mit einem Hauch Rosa - ein Widerschein des knospenden Tageslichts.
    „Damit wäre auch die Frage geklärt”, murmelte Aleytys.
    „Halbintelligente Gewächse. Esgard hat sie erwähnt. Erinnerst du dich?”
    Ein Reitertrupp jagte heraus; jeweils drei Zel ritten nebeneinander. Die Anführerinnen trugen lange Kleider, behelfsmäßig hochgebunden, damit sie beim Reiten nicht störten; ihre Köpfe waren kahlgeschoren und bemalt. Die Nachfolgenden waren gekleidet wie die Kriegerinnen jener Zel-Truppe, die die Männer überfallen hatte. Sie alle trieben ihre Tiere zu einem harten Galopp - und über die Nebelbrücke. Das Kreischen, Heulen und Pfeifen der in den Bäumen sitzenden Beobachterinnen begleitete sie, stachelte sie an.
    Aleytys fuhr hemm und starrte nachdenklich auf die grünen Erdrunzeln, die sich weithin ausdehnten. „Wir könnten nachgeben und ins Tal zurückkehren. Mit diesen Buckeln kommen wir nicht vom Fleck - jedenfalls nicht schnell genug.” Sie blickte Shadith ernst an. „Ich glaube nicht, daß ich mit ihnen fertig werden kann, Shadi, nicht einmal mit Harskaris Hilfe.” Sie sah finster in das seichte Bachbett hinab, wandte sich wieder an ihre Gefährtin. Shadith nickte und beantwortete damit die unausgesprochene Frage; sie zog ihr Reittier herum.
    In schnellem Galopp folgten sie dem schmalen Verlauf des Bachbetts. Sie jagten zwischen höher emporragenden grünen Wänden dahin, durch dumpfes Zwielicht und Kälte. Das Dunkel der Nacht floh vor der aufgehenden Sonne; nur der Hufschlag der Gyori im Gras, sowie ihr Grollen, als es bergab ging, waren zu hören. Shadith ritt voraus, ihre perlenverzierten Zöpfe wippten und schlugen in einem tänzelnden Rhythmus gegeneinander. Die Geräusche ihrer Flucht machten jedes Sprechen unmöglich. Sie ritt jetzt leicht, da sie sich mittlerweile zum Großteil in ihrem Körper manifestiert hatte. Die alten Muskelerinnerungen brauchten nicht mehr gegen den Verstand anzukämpfen.
    Aleytys folgte dichtauf. Alarmsignale erklangen in Kopf und Körper. Sie hatte die meisten Vorräte aus ihrem Rückenbündel in den Satteltaschen der beiden Reittiere verstaut, nur den breiten Gürtel trug sie noch auf den Hüften. Einem Impuls gehorchend, den sie nicht zu verstehen suchte, schnallte sie den Gürtel ab, legte ihn über die Satteldecke vor sich und hielt ihn fest, als die Seitenwände des Bachlaufes weiter zurückwichen und sie auf die Ebene hinausgaloppierten. Sie trieb ihr Gyr zu einer noch schnelleren Gangart an, schloß zu Shadith auf, bis sie Knie an Knie neben ihr ritt. „Shadi!” rief sie. „Fang.” Sie warf ihr den Gürtel zu. Ihre Stimme war ein heiserer Schrei: „Reite voraus. Der Paß.”
    „Der Joker ist ziemlich wild”, rief Shadith zurück. Sie hatte ihre Rolle als besorgte Mutter vergessen; ihr Augen funkelten vor Aufregung.
    „Mir gefällt das Aussehen dieser Kahlköpfe überhaupt nicht”, brüllte Aleytys zurück. „An denen könnten wir uns die Finger ganz schön schlimm verbrennen.”
    Die Gyori stürmten auf ebenerem Boden dahin; die ersten Dornenhecken huschten vorbei. Aleytys blickte wiederholt auf die Reiterinnen zurück, die ihnen am Flußufer folgten. Die gesamte Talbreite mit ihrem Flickenmuster aus dornumzäunten Feldern lag zwischen ihnen. Dann riß sie sich wieder herum und spähte hoffnungsvoll zu dem ihnen zugewandten Talende voraus, dorthin, wo sich das Land in zahllosen Erdwellen zum Paß hin erhob. Den Paß selbst konnten sie noch immer nicht sehen. Die Straße, dachte sie.
    Wenn wir nur die Straße vor ihnen erreichen können, dann haben wir eine Chance. „Shadi!” rief sie

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