Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
wahren. "Ich finde, Jockie MacMurdo schuldet uns beiden ein Pint im Claymore, wenn wir erst in Strathandrew sind."
Nach und nach wandten sie ihre Unterhaltung ernsteren Themen zu, und Ewan lauschte ihr mit einem unausgesprochenen Mitgefühl, das sie ermutigte, sich ihm anzuvertrauen. Während sie redeten, spürte sie, dass er ihr einen tieferen Einblick in seine wahren Gedanken gewährte als den meisten Menschen.
"Das ist so ungewohnt." Sie blickte auf den westlichen Horizont, den die untergehende Sonne in all die Farben eines leuchtend warmen Lagerfeuers tauchte. "Mit einem Mann über Geschäfte zu sprechen, der mich ernst nimmt … oder zumindest so tut."
Ewan fuhr mit der Hand über die Reling. "Ich bekomme nicht oft die Gelegenheit, mit einer Dame über Geschäfte zu reden, die auch nur so tut, als interessiere sie sich dafür."
"Haben Sie in Amerika mit vielen Frauen über Geschäfte geredet?" Claire wusste nicht, was sie zu dieser Frage veranlasst hatte oder warum seine Antwort ihr so wichtig war.
"Mit einigen schon."
Sie wusste, dass ihre erneute Bekanntschaft noch zu jung war, um nachzuforschen, aber die knappe Antwort erregte ihre Neugier.
"Gab es jemand … Besonderen für Sie in Amerika, oder hatten Sie schon immer vor, zu Tessa zurückzukommen?"
Ewans verächtliches Lachen war so tief und kehlig, dass es fast schon ein Grollen war. "Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal die Chance bekommen würde, um Ihre Schwester zu werben. Ich hatte vermutet, dass sie schon vor Jahren geheiratet haben musste."
Er berichtete ihr, wie er in der Times über Tessas Verlobungsanzeige gestolpert war. Claire musste sich eingestehen, dass das Schicksal es offenbar gut gemeint hatte mit dieser Verbindung. Sie hätte es besser wissen müssen, als gegen eine höhere Macht anzukämpfen.
Akzeptiere, was du nicht ändern kannst. Mach das Beste aus dem, was du erreichen kannst. Claire wünschte sich, dass sie diese harten, aber lebenswichtigen Lektionen schon viel früher gelernt hätte. Wie viel Kümmernis und vergebliche Kämpfe ihr das erspart hätte.
Es hatte viele frustrierende Jahre gedauert, bis sie hatte akzeptieren können, dass sie nie die Liebe ihres Vaters gewinnen würde. Sie hatte sich schließlich damit abgefunden und gelernt, sich mit seinem Respekt zufrieden zu geben. Jetzt musste sie damit zurechtkommen, dass Ewan Geddes Tessa heiraten würde, und lernen, sich mit seiner Freundschaft zu begnügen. Soweit sie es ihrer neuen Kameradschaft nach beurteilen konnte, war das vielleicht gar nicht so ein schlechter Tausch.
Ewan starrte gedankenversunken gen Westen, als könne er bis nach Amerika sehen und zehn Jahre zurück in die Vergangenheit blicken.
"Am Anfang hatte ich eine ganze Weile weder die Zeit noch das Geld, um jemandem den Hof zu machen." Er schüttelte mit einem wehmütigen kleinen Lächeln den Kopf. "Ich war vielleicht auch ein bisschen eingeschüchtert, nachdem mich das schon einmal so in Schwierigkeiten gebracht hatte."
"Sch…Schwierigkeiten?"
Das Meer war erstaunlich ruhig, als sie die Spitze von Cornwall umsegelten, aber Claire fühlte sich, als hätte eine riesige Woge die Marlet hochgehoben und sie dann in ein tiefes Wellental geworfen.
"Oh, aye." Ewan wandte sich von der Reling ab und begann wieder weiterzugehen.
Er bot Claire nicht den Arm, und sie fasste auch nicht danach. Stattdessen folgte sie dicht hinter ihm und wünschte sich, sie hätte nicht das Thema gewechselt.
"Haben Sie sich nie gefragt, warum ich Strathandrew so plötzlich verlassen habe?" fragte er. "Oder waren Sie so froh, mich los zu sein, dass es Ihnen egal war?"
"Ich habe mich durchaus manchmal gefragt." Claire brachte nicht mehr heraus. Ihr Hals war plötzlich wie zugeschnürt.
Sie hatte sich oft gefragt und gehofft, dass der Zeitpunkt seines Abschieds ein Zufall war. Jetzt befürchtete sie, dass sie das Gegenteil erfahren würde.
"Es war verdammt dumm von mir", murmelte Ewan. "Sie war so jung und es hätte ihren Ruf ruiniert, wenn uns irgendjemand anders erwischt hätte."
Claire erinnerte sich an jedes einzelne verletzende Wort der Gardinenpredigt, die ihr Vater ihr zu diesem Thema gehalten hatte. Ewan hatte bestimmt auch eine bekommen. Das Einzige, was ihr damals Leid getan hatte, war, dass sie nicht von jemand anderem als ihrem Vater erwischt worden waren, denn dann hätte Ewan sie heiraten müssen.
Später war sie froh gewesen, dass ihr aufmüpfiger Wunsch nicht in Erfüllung gegangen war. Er
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