Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)

Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)

Titel: Die falsche Braut für Ewan? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
hätte sie für das gehasst, was sie getan hatte, und sie wären zusammen unglücklich geworden.
    Ewan sah sie mit einem betretenen Grinsen an. "Ich war auch jung – das ist meine einzige Entschuldigung. Burschen in dem Alter denken nicht immer nur mit dem Kopf, wenn Sie wissen, was ich meine."
    Claire nickte hastig und senkte den Blick, um jeden Augenkontakt zu vermeiden. Sie hoffte, er würde die Geste als übertriebene Sittsamkeit interpretieren.
    "Sie fragen sich wahrscheinlich, wovon ich rede." Er senkte die Stimme. "Am Abend, bevor Sie wieder nach Hause segeln sollten, schickte Tessa mir einen Brief, in dem sie mich bat, mich nach Einbruch der Dunkelheit unten am See mit ihr zu treffen. Ihr Vater hat mich erwischt, als ich sie geküsst habe, und hat mich rausgeworfen."
    "Ich hatte ja keine Ahnung!" entfuhr es Claire. "Als wir im nächsten Sommer wieder kamen und Sie weg waren, hatte ich vermutet, dass Sie es leid geworden waren zu dienen und selbst entschieden hatten, nach Amerika zu gehen."
    Ewans große, geschickte Hände ballten sich zu Fäusten, und seine Stimme wurde rau vor lange gehegter Bitterkeit. "Ich schätze, das habe ich an der ganzen Sache am meisten gehasst."
    "Meinen Vater?"
    "Nein. Na ja, ich meine außer ihm. Ich habe es gehasst, dass nichts davon meine eigene Entscheidung war. Ich hatte keine Wahl, ich musste gehen."
    "Waren Sie einsam … am Anfang?"
    "Oh, aye." Seine Stimme brannte vor rauem Verlangen. "Zu Hause war ich immer Teil von etwas. Teil von Strathandrew. Teil eines Clans. Ich habe im selben Wasser geangelt und in denselben Hügeln gejagt wie mein Vater und sein Vater vor ihm und so weiter bis wer weiß wie weit zurück. Jenseits des Meeres habe ich mich gefühlt, als gäbe es dort keinen Platz für mich."
    Wie trostlos das klang! Claires Kehle verengte sich, und ihre Augen brannten.
    "Ich habe geschworen, dass ich ihn dafür bezahlen lasse", flüsterte Ewan mit wilder Leidenschaft. "Ganz egal, wie schwer es sein würde oder wie lange es dauern würde, ich wollte mich an ihm rächen."
    Seine Worte ließen Claire schaudern.
    "Es tut mir Leid." Sie wandte sich ab und stolperte zur Treppe.
    "Claire?" rief er ihr nach. "Was ist mit dem Abendessen?"
    "Ich bin noch satt vom Tee", stieß sie hervor und floh unter Deck.
    Sie blieb nicht stehen, bis sie in ihrer Kabine war, die Tür geschlossen und sich mit dem Rücken dagegen gelehnt hatte. Dann gaben ihre zittrigen Knie nach, und sie sank zu Boden.
    Sie hatte Unrecht gehabt, als sie Ewan Geddes verdächtigt hatte, ein Mitgiftjäger zu sein. Jetzt fragte sie sich, ob er möglicherweise noch viel düsterere Motive haben konnte, um sich in die Familie einzuschleusen.
    Er hatte zugegeben, dass er Rache an ihrem verstorbenen Vater hatte nehmen wollen. Wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass sie die Schuld an seinen trostlosen Jahren im Exil trug?

10. Kapitel
     
    Allein die Vorstellung, dass er all die Jahre hindurch Claire verdächtigt hatte, ihrem Vater von seinem Stelldichein mit Tessa erzählt zu haben!
    Ewan runzelte über sich selbst die Stirn, als er nach einer weiteren schlaflosen Nacht in den Rasierspiegel sah. Er hatte den ehrlichen Kummer in ihrer Stimme gehört, als sie erklärt hatte, nichts davon zu wissen. Er hatte gesehen, wie ihre Züge echten Schmerz ausdrückten, als sie ihm ihr Bedauern über das, was geschehen war, ausgesprochen hatte. Als sie ohne Abendessen in ihre Kabine geflohen war, war er sich zum zweiten Mal an diesem Tag wie ein Rüpel vorgekommen.
    Vielleicht hätte er ihr am vergangenen Abend nachlaufen und an ihre Kabinentür hämmern sollen, bis sie herauskam, um ihr dann all die Dinge zu sagen, die sich in der vorangegangenen Nacht in seinen Träumen immer von neuem wiederholt hatten. Aber es war das Ende eines langen, anstrengenden Tages gewesen, und er hatte unter dem Eindruck seines alten Grolls gestanden. Vor Angst, dass er etwas Falsches sagen könnte und die zarten Freundschaftsbande, die sie zu knüpfen begonnen hatten, wieder zerstören würde, hatte er beschlossen, lieber eine Nacht darüber zu schlafen, in der Hoffnung, dass er am Morgen ruhiger und abgeklärter sein würde.
    Wenn er nur darüber hätte schlafen können, statt sich die ganze Nacht hindurch unruhig im Bett zu wälzen! Als er jetzt die dunklen Ringe unter seinen Augen und das dilettantische Gemetzel, zu dem seine Rasur geworden war, betrachtete, dazu noch seine Haare, die in jede nur erdenkliche Richtung abstanden, war er

Weitere Kostenlose Bücher