Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
immer für so privilegiert gehalten, dass sie alles, was sie sich im Leben gewünscht hatte, auf dem Silbertablett bekam. Es war ihm nie klar gewesen, dass sie sich vielleicht genauso hatte anstrengen müssen wie er, um zu erreichen, was sie wollte. In ihm entzündete sich ein Funken der Bewunderung für sie und begann zu glühen. Sie hatte den Mut gehabt, für das zu kämpfen, was sie sich ersehnte, und sie besaß gleichzeitig genug Verstand und Würde, sich mit dem Besten, was sie bekommen konnte, zufrieden zu geben.
"Glauben Sie, Ihre beiden Repräsentanten sind in der Lage, Brancasters ein paar Wochen ohne Sie am Laufen zu halten?"
Claire lachte. "Solange der gute Mr. Catchpole ihnen auf die Finger schaut, wird die Firma wohl dem Bankrott entgehen, bis ich wiederkomme!"
Als ihr Lachen verstummt war, nahmen ihre feinen Züge einen nachdenklichen Ausdruck an. "Harry Adams will nächstes Jahr in den Ruhestand gehen." Sie murmelte die Worte mehr zu sich selbst als zu Ewan.
"Haben Sie schon jemanden für die Stelle vorgesehen? Ihren Mr. Catchpole vielleicht?"
Das zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, aber ihre zusammengezogenen Brauen ließen sie besorgt wirken. "Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Mr. Catchpole den richtigen Eindruck auf unsere Kunden macht. Genau wie ich, ist er mehr dazu geeignet, hinter den Kulissen Autorität auszuüben. Ich hatte immer gedacht, dass Spencer Stanton die perfekte Besetzung wäre."
"Der Mann, den Tessa heiratet … äh, heiraten wollte?" Ewan korrigierte sich, verwirrt darüber, dass er diese Worte ohne jede Eifersucht hatte sagen können.
Claire nickte. "Vielleicht sollte ich mir überlegen, Ihnen diese Position anzubieten, wenn Sie Tessa heiraten. Aber irgendwie glaube ich nicht, dass Sie als Galionsfigur glücklich wären."
Darüber lachten sie beide und hielten dann plötzlich inne, als ein junger Steward geschäftig ins Speisezimmer gelaufen kam. "Ich bitte um Verzeihung, Miss Talbot. Aber Monsieur Anton hat mich gebeten, in Erfahrung zu bringen, ob Sie und der Gentleman möchten, dass das Dinner serviert wird, oder ob Sie lieber den ganzen Abend Tee trinken würden?"
"Das kann nicht sein!" Ewan konsultierte seine Taschenuhr. "Wo ist nur die Zeit geblieben?"
Er wusste nicht mehr, wann er das letzte Mal derart die Zeit vergessen hatte.
"Bitte Monsieur Anton für uns um Verzeihung", wies Claire den Steward an. "Sag ihm, wir nehmen ein spätes Abendessen ein, nur etwas Leichtes. Wenn Ihnen das recht ist, Ewan?"
"Aye, das passt mir sehr gut." Er klopfte sich auf den Bauch. "Ich hatte nicht bemerkt, wie viele Kekse ich gegessen hatte. Wenn ich so weitermache, muss ich einen Kilt tragen, wenn wir in Strathandrew sind, weil meine Hosen mir nicht mehr passen!"
"Das können wir nicht zulassen, oder?" Claire erhob sich ein wenig steif von ihrem Stuhl. "Obwohl ich durchaus einer Meinung mit Tessa bin. Sie haben damals einen sehr schneidigen Anblick geboten mit Ihrem Kilt und der Gillie -Weste, wenn Sie auf dem Weg zum Angeln oder Jagen waren."
"Ach, kommen Sie!" Ewan zuckte zusammen, während er sich erhob.
"Was meinen Sie, sollen wir einen Spaziergang an Deck machen?", fragte Claire. "Ein bisschen frische Luft und Bewegung würden uns bestimmt gut tun."
"Aye." Ewan bot ihr den Arm. Er war davon überzeugt, dass jede Minute, die er in der Gesellschaft dieser bemerkenswerten Frau verbrachte, ihm gut tun würde, mehr noch als die Seeluft und die Chance, sich die Beine zu vertreten.
Wenn sie geahnt hätte, wie sehr sie Ewan Geddes' Gesellschaft genießen würde, nachdem sie erst ihre lächerliche romantische Vernarrtheit in ihn aufgegeben hatte, dann hätte sie das schon vor Jahren getan. Claire sagte sich das des Öfteren, als sie in der einbrechenden Dämmerung an seinem Arm über das Deck promenierte.
Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal so herzlich oder so oft gelacht hatte. Die Scharfzüngigkeit, die sie früher als Munition für ihre verbalen Gefechte benutzt hatten, richteten sie jetzt zu ihrer gegenseitigen Belustigung auf lohnendere Ziele.
Ewan deute mit dem Kopf auf einen Seemann, der in düsterem Schweigen das Deck schrubbte. "Ich vermute, da hat jemand eine Wette verloren."
"Eine Wette?"
"Aye, die frechen Teufel haben darauf gewettet, welches Boot zuerst bei mir ankommt oder ob ich ertrinke!"
Claire lachte so sehr, dass sie fürchtete, ihr Korsett würde platzen.
Ewan gab seine Bemühungen auf, ein indigniertes Gesicht zu
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