Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
werden." Glenna stemmte das Tablett hoch und ging Richtung Küche. "Mach dich nützlich und halt mir die Türen auf, ja?"
Ewan beeilte sich, vor ihr zu bleiben, als sie auf die Hintertreppe zuging. "Ich weiß nicht, wovon du redest, Mädchen. Bist du dir sicher, dass du es überhaupt selbst weißt?"
"Aye. Ich wusste schon, was los war, als ich acht Jahre alt war und euch beiden zugesehen habe. Claire Talbot war in dich verliebt. Aber du hast sie keines Blickes gewürdigt, wenn sie dich nicht gerade beleidigt hat, um so deine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken."
"Du spinnst!" Ewan stolperte auf der Treppe und konnte sich gerade noch fangen, bevor er die Stufen hinunterfiel.
"Ich bin nicht diejenige, die die Treppe runterfällt, oder?"
"Das hat nichts zu …"
Glenna tat so, als hörte sie seinen Protest nicht. "Jungen machen das die ganze Zeit. Sie ziehen dich an den Zöpfen, drohen dir an, dich mit Käfern zu bewerfen, machen sich zum Narren – alles nur, damit du ihnen ein bisschen Aufmerksamkeit schenkst."
Ihre Worte ließen Ewan verstummen, denn er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er selbst damals einige dieser Dinge getan hatte, um Tessas Aufmerksamkeit zu erheischen.
"Die meisten Mädchen sind schlau genug, um zu wissen, was das bedeutet." Glenna betrat schwungvoll die Gesindestube und ging auf die Spülküche zu. "Wenn es andersrum der Fall ist und ein Mädchen versucht, einen Burschen auf sich aufmerksam zu machen, ist es allerdings ziemlich hoffnungslos."
Claire? In ihn verliebt? Ewan hätte nicht verwirrter sein können, wäre er wirklich die Hintertreppe heruntergefallen und auf dem Kopf gelandet. Ein Teil von ihm beharrte darauf, dass Glenna Unsinn redete. Ein anderer Teil war sich da nicht so sicher.
"Mam", rief Glenna, "Ich hab dir Gesellschaft mitgebracht!"
"Gesellschaft?" Rosie tauchte aus der Spülküche auf und trocknete sich die Hände an ihrer Schürze ab.
Als sie Ewan sah, breitete sie einladend die Arme aus. "Komm, setz dich ans Feuer und trink eine Tasse Tee mit mir, Bursche, und lass dich mal richtig ansehen. War das Abendessen gut?"
"Famos, Rosie." Er stolperte in ihre Umarmung und ließ sich von ihr in die Gesindestube führen. "Wie du wahrscheinlich gesehen hast, haben wir beinahe die Teller abgeleckt."
"Aye, es tut gut zu sehen, dass ihr Appetit habt."
"Das Picknick, das du uns eingepackt hast, war auch großartig. Wenn ich nicht aufpasse, müssen sie die Türen breiter machen, wenn ich wieder gehen muss."
Rosie knuffte leicht seinen Arm und fiel dann in den Schaukelstuhl am Kamin. "Hör bloß auf. Mich würde es ja schon freuen, wenn du ein oder zwei Pfund zulegst. Jetzt setz dich hin und erzähl mir, was du in Amerika getan hast, um so viel Geld zu verdienen. Ich hoffe, es ist nichts Verbotenes."
"Nein, Rosie, gar nichts Verbotenes." Ewan lachte, als er sich in den Lehnstuhl neben sie setzte. Er kannte ein paar Industriekapitäne, die das nicht so einfach hätten behaupten können. "Nur eine Menge harter Arbeit und ein kleines bisschen Glück."
"Ich hoffe, du konntest das entbehren, was du uns geschickt hast, Bursche."
"Oh, aye", versicherte ihr Ewan, auch wenn sein Gewissen dabei nicht so rein war wie bei der Frage nach seiner Ehrlichkeit.
Das kleine bisschen, das er in jenen frühen Jahren geschickt hatte, war für ihn manchmal ein echtes Opfer gewesen. Aber er war trotzdem froh darüber gewesen, Rosie beruhigen zu können und dabei gleichzeitig eine Verbindung zu seiner Heimat zu spüren. Die viel größeren Beträge, die er später geschickt hatte, hatte er nicht vermisst.
Wie Rosie ihn gebeten hatte, erzählte er ihr von Amerika, wobei er seine anfänglichen Entbehrungen und sein Heimweh herunterspielte. Und sie erzählte ihm alles, was auf dem Anwesen und im Dorf seitdem passiert war. Abgesehen davon, dass alle älter geworden waren, schien sich in den zehn Jahren seiner Abwesenheit nicht viel verändert zu haben.
Während er ihren Erzählungen lauschte, dachte er über Glennas unerhörte Behauptung nach, dass Claire Talbot einst in ihn verliebt gewesen war.
"Was ist mit dir, Bursche?" fragte Rosie, als sie mit einer Aufzählung der Paare fertig war, die in den letzten zehn Jahren geheiratet hatten. "Hast du eine Liebste in Amerika?"
"N…nein." Die Frage erwischte ihn kalt. "Ich war zu beschäftigt, um irgendjemandem den Hof zu machen." Sein Gewissen ermahnte ihn, Tessa zu erwähnen, aber er brachte die Worte nicht über die Lippen.
"Also darum bist
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