Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
wären."
"Noch mal danke, dass Sie mich eingeladen haben." Claire ging zum Ständer und stellte ihren Billardstock hinein. Ihr Weg führte sie um Haaresbreite an Ewan vorbei. "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so eine schöne Zeit verbracht habe."
Sie war noch nie ein impulsiver Mensch gewesen. Nachdem sie Tessa diverse Male aus irgendwelchen unangenehmen Situationen gerettet hatte, in die sie durch ihre Impulsivität geraten war, war Claire mehr denn je geneigt, ihre Entscheidungen in Ruhe abzuwägen und dementsprechend zurückhaltend und vernünftig zu reagieren. Aber als sie Ewan streifte, fest entschlossen, den Raum lieber vor ihm zu verlassen, als von ihm hier zurückgelassen zu werden, kam plötzlich ein bezwingender Impuls in ihr auf.
Einer, gegen den sie machtlos war.
Sie lehnte sich im Vorbeigehen gegen ihn, ging auf die Zehenspitzen und berührte leicht seine Wange mit ihren Lippen. "Gute Nacht, Ewan."
Bevor sein leichter Duft sie dazu verführte, etwas noch Unvernünftigeres zu tun, floh sie aus dem Raum, ohne noch einmal zurückzublicken.
"Was war das?" murmelte Ewan zu sich selbst. Er presste seine Hand an die Wange, auf die Claire ihn geküsst hatte, während er lauschte, wie ihre Schritte die Treppe hinauf verklangen.
Glenna McMurdo spähte durch den Türrahmen. "Was war was?"
"Das geht dich überhaupt nichts an, junge Dame!" Ewan war schuldbewusst zusammengezuckt und nahm die Hand aus dem Gesicht. Aber an der Stelle, wo Claires Lippen ihn berührt hatten, brannte seine Wange wie Feuer. "Was schleichst du überhaupt hier so herum?"
"Herumschleichen, ja?" Glenna schielte und streckte ihm die Zunge heraus, so wie sie es als Kind oft getan hatte, wenn sie von ihm geärgert worden war. "Du darfst ruhig wissen, dass ich damit beschäftigt bin, nach eurem feinen Essen hier sauber zu machen!"
Das brodelnde Gebräu aus gegensätzlichen Gefühlen in seinem Inneren fand sein Ventil in einem erlösenden Lachanfall. Es tat gut zu wissen, dass wenigstens einer auf Strathandrew seines neuen Status' als Gast der Familie wegen weder Ehrfurcht noch Groll empfand.
"Und das war ein ausgezeichnetes Essen, Mädchen. Sag das deiner Ma. Und du hast es auch gut serviert."
Glenna nickte in Richtung Küche. "Warum kommst du nicht runter und sagst es ihr selbst? Sie hat so ein schlechtes Gewissen, weil sie dich gestern rausgescheucht hat, als sie das Essen vorbereitet hat. Sie war nur so nervös, weil Monsieur Anton die ganze Zeit herumgelungert hat."
Ewan schüttelte den Kopf. "Ich hätte es besser wissen müssen, als zu so einer hektischen Zeit im Weg herumzustehen."
"Jetzt gibt es nicht viel Arbeit", sagte Glenna. "Nur Maizie und ich sind zum Abwaschen in der Spülküche. Ma würde sich riesig über einen kleinen Besuch von dir freuen."
"Was ist mit Mrs. A.?" Er wollte keinen erneuten Zusammenstoß mit der Haushälterin riskieren.
"Die hat Kopfschmerzen und ist früh ins Bett gegangen", antwortete Glenna. "Kein Wunder, so wie sie die Zähne zusammenbeißt, seit du hier bist."
"Fack und Fergus?" Er wollte nirgendwo hingehen, wo er nicht erwünscht war.
"Nutzen Mrs. A.s Unpässlichkeit aus und sind mit der Crew der Marlet auf ein Pint ins Dorf gegangen." Glenna stemmte die Hände genauso in die Hüften, wie Ewan es oft bei ihrer Mutter gesehen hatte. "Also, kommst du jetzt eine Tasse Tee mit Ma trinken, oder behält Fergus Recht und du bist dir zu fein für uns geworden?"
"Das hat er gesagt?"
Glenna zuckte mit den Schultern, während sie wieder ins Speisezimmer ging. "Er murmelt so was vor sich hin, aber keiner hört darauf. Ma sagt, ihn hat es schwer getroffen, als du damals weggegangen bist."
Ewan folgte ihr. "Umso mehr Grund, mich willkommen zu heißen."
"Man soll aus ihrem Benehmen nicht immer auf die Gefühle der Leute schließen." Glenna stapelte die letzten Teller und Bestecke auf ein Tablett. "Wie man an Miss Talbot sieht."
"Was hat Claire … ich meine, was hat Miss Talbot damit zu tun?" wollte Ewan wissen.
Glenna verdrehte die Augen. "Erinnerst du dich nicht, wie sie dich früher immer angefeindet hat?"
"Aye." Er versuchte, Glenna beim Abräumen zu helfen, aber sie winkte ab. "Wir zwei waren damals wie Feuer und Wasser. Inzwischen sind wir beide aber ein bisschen erwachsener geworden."
Wenn er das nur bemerkt hätte, bevor er sich darangemacht hatte, seinen Jugendtraum zu verfolgen und ihre Schwester für sich zu gewinnen.
"Das ist mehr als ein bisschen erwachsen
Weitere Kostenlose Bücher