Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
Halt an seinem Arm kein bisschen. "Das nennt man durchbrennen. Paare aus niedrigeren Schichten machen das ständig."
Aber wie viele bereuten es hinterher?
"Du bist noch immer mit diesem Kerl Stanton verlobt. Oder hast du mit ihm gesprochen, bevor du London verlassen hast?"
Was würde er tun, wenn sie auf sein Drängen hin die Verlobung gelöst hatte? Eine Heirat wäre die einzig anständige Handlungsweise. Auch wenn Menschen wie Lady Lydiard vom Gegenteil überzeugt waren, bestand Ewan genauso auf seine Ehre wie jeder Edelmann.
"Nein, ich habe noch nicht mit Spencer gesprochen." Wenigstens hatte Tessa so viel Anstand, über ihr Geständnis ausreichend beschämt zu wirken. "Ich habe Mama erwischt, wie sie ihm eine Nachricht geschickt hat, dass er sofort kommen soll. Da habe ich beschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und zu dir zu kommen."
"Dann bist du den ganzen Weg allein gereist?" Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. "Aus London?"
Ihm schauderte bei dem Gedanken, wie sie in einer rauen Stadt wie Glasgow umgestiegen war. Wenn ihr irgendetwas passiert wäre, hätte er sich das nie verziehen. "Deine Mutter muss krank vor Sorge sein!"
Er hatte nie geglaubt, dass der Tag kommen würde, an dem er Mitgefühl für Lady Lydiard empfinden würde.
"Warum machst du dir Gedanken um meine Mutter?" rief Tessa. "Hast du nicht gehört, was sie uns antun wollte?"
"Beurteile sie nicht zu hart." Ewan war über seine eigenen Worte erstaunt. "Sie hat nur versucht zu tun, was sie für dich für das Beste hielt."
Nach den Festlichkeiten der vergangenen Nacht waren an diesem Morgen nicht viele Menschen im Dorf unterwegs. Trotzdem zogen Ewan und Tessa die Aufmerksamkeit der wenigen Kinder und älteren Menschen auf sich, die ihren alltäglichen Geschäften nachgingen.
"Wo wir gerade von deiner Mutter reden", sagte Ewan. "Es gibt nur den einen Zug aus Glasgow. Sie kann auf keinen Fall vor morgen früh hier ankommen, oder?"
"Wahrscheinlich nicht." Tessa warf ihm einen misstrauischen Blick zu, als wolle sie sagen, dass sie keinem Mann über den Weg traute, der für ihre Mutter Partei ergriff. "Was hat das damit zu tun?"
"Das bedeutet, dass wir keine unglaubliche Eile haben, zur Kirche zu kommen", sagte Ewan. "Nach der Fahrt bist du doch bestimmt hungrig und müde."
Tessa begann schon den Kopf zu schütteln, als ein lautes Gähnen und ein Magenknurren sie verrieten. "Vielleicht ein bisschen. Ich hab es gar nicht bemerkt, während ich unterwegs war – das war so ein unglaubliches Abenteuer. Aber jetzt, wo ich hier bin …"
"Schaffst du es zu Fuß bis nach Strathandrew?" Ewan wurde bei dem Gedanken mulmig, Claire wiederzusehen, aber er war es Tessa schuldig, jetzt auf sie Acht zu geben.
Sie gähnte wieder. "Ich glaube schon." Sie drückte sich an ihn und rieb ihre Wange gegen den Ärmel seiner Jacke. "Ich kann alles, solange du bei mir bist."
Er musste zugeben, dass er den Mut des Mädchens bewunderte, auch wenn er ihre gefährliche Impulsivität nicht gutheißen konnte. "Es hört sich so an, als wärst du ganz gut alleine zurechtgekommen, wenn du den ganzen Weg bis hierher geschafft hast. Nur noch ein Stückchen weiter, dann kannst du dich ausruhen und dir den Bauch mit Rosies gutem Essen voll schlagen."
"Oh ja!" Tessa lehnte sich gegen ihn, während sie liefen. "Ich sehne mich so danach, Rosie und all die anderen wiederzusehen." Sie lachte wie ein freches Kind über einen äußerst amüsanten Streich. "Was haben sie gesagt, als du ihnen erzählt hast, dass wir beide heiraten werden?"
Ewan fragte sich, was nur über ihn gekommen war. Es hatte eine Zeit gegeben, da wäre er gerne über glühende Kohlen gegangen, nur um die Chance zu bekommen, so nah bei Tessa Talbot zu sein. Jetzt wünschte er sich nichts mehr, als ein wenig weiter von ihr wegzukommen, bevor er noch erstickte!
"Ich habe es ihnen nicht gesagt. Ich fand, es stünde mir nicht zu, ihnen jetzt schon etwas zu erzählen."
"Es stünde dir nicht zu?" Sie gab seinem Arm einen freundschaftlichen Klaps. "Ach was, du redest wie ein Diener. Als der Mann, den ich heiraten werde, kannst du es natürlich sagen, wem du möchtest."
"Ich habe das nicht so gemeint." Auch wenn er sich sagte, dass sie seine Nachsicht verdient hatte, konnte Ewan die Schärfe doch nicht recht aus seiner Stimme verbannen. "Es stand mir nicht zu, etwas zu sagen, weil noch nichts entschieden war, als wir uns in London getrennt haben, und du immer noch mit einem anderen Mann
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