Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
finden, sprach Ewan zum ersten Mal, seit er mit Tessa aus dem Dorf zurückgekommen war. "Geh und leg dich erst mal schön hin. Danach können wir über Hochzeiten und all diese Dinge reden."
Sein Ton war weder laut noch scharf, aber die Worte waren so voller Entschlossenheit, dass anscheinend selbst Tessa dazu bereit war, auf ihn zu hören. "Also gut. Aber ich will nicht zu lange warten. Sonst findet Mama nur irgendeine Möglichkeit, uns doch noch dazwischenzukommen."
"Wenn deine Mutter oder sonst jemand uns dazwischenkommen kann", erwiderte Ewan, "dann gehören wir nicht zusammen, und es ist besser, wenn wir es gleich merken und nicht erst hinterher."
Sonst jemand – diese Worte hatten einen ominösen Klang. Waren sie für Tessa bestimmt? Oder waren sie eine Warnung an ihre Schwester?
Tessa gähnte und rieb sich die Augen. "Vielleicht hast du Recht. Ich lasse mich bestimmt nicht durch die Opposition meiner Mutter oder von sonst jemandem ins Wanken bringen. Ganz im Gegenteil, je mehr sie versuchen, uns auseinander zu bringen, desto entschlossener werde ich."
Ewan tätschelte ihren Handrücken. "Du bist ein zielstrebiges Mädchen. Daran besteht kein Zweifel. Jetzt leg dich für ein paar Stunden ins Bett, bevor du noch im Sitzen einschläfst."
Die vernünftige, liebevolle Besorgnis in seinen Worten schnürte Claire die Kehle zu. Um nichts in der Welt wollte sie ihrer Schwester das nehmen. Und doch, wie sehr sehnte sie sich danach, dass ein Mann wie Ewan so mit ihr sprach!
"Meine Güte!" Tessa erhob sich von ihrem Stuhl und streckte sich. "Ich weiß gar nicht, warum du darauf bestehst, die Hochzeit zu verschieben, wo du dich doch jetzt schon wie ein Ehemann benimmst."
Sie beugte sich hinunter und küsste ihn auf die Stirn. "Ich hoffe, du hast nicht vor, mich zu tyrannisieren, wenn wir verheiratet sind. Ich werde da nicht mitmachen, weißt du?"
Ewan stand auf. "Das kann ich dir auf jeden Fall versprechen, Mädchen."
Er folgte Tessa, als sie das Frühstückszimmer verließ.
Als er gerade eben noch in Hörweite war, konnte Claire sich nicht mehr zurückhalten. "Ewan!"
"Aye?" Er blieb auf der Türschwelle stehen, drehte sich um, und blickte zu ihr zurück. Seine angespannten Züge wirkten grimmig und besorgt.
Jetzt, da sie seine Aufmerksamkeit hatte, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um über das zu reden, was letzte Nacht passiert war, selbst wenn er bereit gewesen wäre, sie anzuhören.
"Willst … willst du dich auch hinlegen?" Er sah aus, als könnte er es brauchen. Abgesehen von allem anderen tat ihr auch das Leid.
Ewan schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. "Nein. Ich werde packen. Der Zug nach Süden kommt später am Tag zurück durchs Dorf, und ich habe vor, ihn zu nehmen."
"Aber … Tessa? Die Hochzeit?"
"Es wird keine Hochzeit geben, Claire. Auf jeden Fall nicht heute. Wenn deine Schwester sich so weit ausgeruht hat, dass sie wieder klar denken kann, werde ich es ihr sagen."
18. Kapitel
Nach dem, was letzte Nacht passiert war, hätte Ewan den Kummer in Claires Gesicht genießen sollen, als er ihr sagte, dass er fortgehen und ihre Schwester wahrscheinlich nicht heiraten würde.
Aber das gelang ihm nicht.
Hätte sie ihn lediglich als Diener betrachtet, wäre sie doch froh gewesen, ihn gehen zu sehen, damit Tessa die "richtige" Art von Mann heiraten konnte. Oder vielleicht interpretierte er zu viel in diesen Blick, weil er die Wahrheit nicht sehen wollte.
Vielleicht war es nur der Kater, der Claire so elend erscheinen ließ. Wenn man bedachte, wie viel Cider sie am Abend zuvor getrunken hatte, war es verständlich, dass sie sich am Morgen danach schlecht fühlte. Vielleicht war es ihr peinlich, dass sie beschwipst gewesen war und beinahe mit dem Mann im Bett gelandet wäre, den ihre Schwester heiraten wollte. Oder vielleicht hatte sie einfach Angst, dass er Tessa sagen würde, was passiert war.
Wenn Claire ihm zutraute, dass er sich derart ungalant benahm …! Ewans eigentlich schon schwindende Wut loderte wieder auf, brannte jedoch schnell aus. Wenn man bedachte, was er in der vergangenen Woche alles gesagt und getan hatte, war er nicht besonders stolz auf sich und verdiente sicher auch ihre Anerkennung nicht.
"Kommst du, Liebling?" Tessas Aufforderung ließ ihn aus seinen dunklen Gedanken aufschrecken.
"Aye, Mädchen, ich bin direkt hinter dir." Er beeilte sich, sie einzuholen.
Er fragte sich, ob er sich Tessa gegenüber fair
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