Die falsche Frau
dass jeder geglaubt hat, er kann
ihn rumschubsen. Und damals habe ich ihm gesagt, ey Mann, du brauchst was.
Irgendwas, damit du dich nächstes Mal wehren kannst und dir nicht nur wieder
die Hucke vollkloppen lässt. Erst hat er sich geziert wie ein Mädchen, wollte
das Teil nicht mal anfassen. Aber dann hat er es doch eingesteckt.«
»Von Arnstedt hatte eine neue Handynummer. Jakoby scheint die nicht
gekannt haben.«
Mein Gegenüber zuckte die muskulösen Schultern.
»Dieser Penner ist voll am Arsch gewesen wegen seinem blöden Peter.
Immer nur Peter, Peter, Peter. Irgendwann habe ich nicht mehr hingehört.
Verlassene Weiber sind die Pest. Aber verlassene Schwule â kein Vergleich, sage
ich Ihnen. Kein Vergleich.«
»Hat von Arnstedt die Liebe denn überhaupt erwidert?«
Flammend empört sah er mich an. »Das ist ja das Irre. Für den ist
das doch bloà ein neuer Kick gewesen. Cool, mal mit ânem Kerl in die Kiste
statt mit âner Tussi. Der hat Jo doch hinten und vorn verarscht. Aber der
Trottel hat ja nichts geblickt. Echt, das gröÃte Weichei, das man sich denken
kann. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Jo so was gemacht hat. Ein
Haus anzünden und so. Jo war einfach nicht der Typ für so was. Wie ist das überhaupt
gelaufen? Wieso sind die nicht einfach raus, wieâs gebrannt hat?«
»Ich weià es nicht. An den Leichen waren keine Spuren von
Gewaltanwendung. Das bedeutet aber nicht viel. Sie waren so stark verbrannt,
dass man höchstens noch Knochenbrüche hätte nachweisen können.«
»Peter war ein Sadist«, sagte Horstkotte wie zu sich selbst.
»Vielleicht hat er Jo â just for fun â weisgemacht, er hätte was mit diesem
anderen ⦠Wie hat der noch mal geheiÃen?«
»Jürgen Prochnik.«
»Vielleicht hat er ihm auf die Nase gebunden, er hätte was mit
diesem Prochnik am Laufen. BloÃ, um ihn zu ärgern. Um ihm wehzutun.«
»Das halte ich für unwahrscheinlich. Von Arnstedt und Prochnik haben
sich abgeschottet. Schon seit Juli waren ihre Handys aus. Jakoby hat offenbar
nicht gewusst, wo von Arnstedt sich versteckt hat.«
»Es würde ihm ähnlichsehen. Es gab mal eine Geschichte, da hat wer
in der WG Geld vermisst. Ein Mädchen, Jenny. Peter hat sie aus irgendeinem
Grund nicht leiden können. Nehme an, weil sie nichts von ihm wollte. Das hat er
nämlich gar nicht vertragen, wenn er mal nicht der Star war, mal nicht Number
One. Ich bin sicher, dass Peter das Geld geklaut hat. Aber er hatâs dann Jo in
die Schuhe geschoben. Er hat es nicht direkt gesagt, aber irgendwie hat er es
geschafft, dass es am Ende jeder geglaubt hat. Am Ende hat Jenny ihre zwei
Fuffis tatsächlich in Jos Rucksack gefunden. Der hat geflennt und gejammert und
sämtliche Eide geschworen, dass er das Geld nicht genommen hat. Das war Peter.
Menschen quälen, das hat ihm Spaà gemacht. Am liebsten solche, die sich nicht
wehren konnten.«
»Hat Jakoby das denn nicht begriffen?«
»Liebe macht nicht nur blind, sondern meistens auch blöd.«
»Ist Ihnen an Ihrem Freund vielleicht irgendwann aufgefallen, dass
er plötzlich verändert war?«
Horstkotte schwieg lange. Die Besen- und Eimergeräusche im Hof
hatten aufgehört. Das Motorrad heulte erneut auf und wurde wieder still.
SchlieÃlich zuckte mein Gegenüber die Schultern.
»Irgendwann, Anfang September, hat er auf einmal wieder gestrahlt
wie ein Honigkuchenpferd. Hab ihn gefragt, ob er sich etwa mit seinem Peter
versöhnt hat. Das warâs aber nicht. Er hat irgendwas genuschelt von wegen, er
sei ein Genie darin, unbemerkt Leute zu verfolgen. Mehr war nicht aus ihm
rauszubringen. Irgendwie konnte ich mir das auch gut vorstellen, das mit dem unbemerkt
Verfolgen. Jo hat man leicht übersehen. Wenn der auf âner Party war, dann hätte
später keiner sagen können, wann er gekommen und wann er gegangen ist. Oder ob
er überhaupt da war.« Horstkotte betrachtete eine Weile seine Hände. Erst jetzt
bemerkte ich, dass er heute ohne Krücken gekommen war. »Keiner hat ihn wirklich
leiden können«, fuhr er nachdenklich fort. »Er ist überall ein bisschen dabei
gewesen, man hat ihn geduldet, auch mal was Nettes zu ihm gesagt, aber dann war
Ende Gelände. Das hat ihn oft runtergezogen. Am nächsten Tag hat er dann wieder
die Klappe aufgerissen. Aber keiner hat ihn
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