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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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ersten merkwürdigen Gefühl.«
    Â»Von den anderen Parteien im Haus haben die meisten die Frau nie
gesehen«, berichtete Evalina Krauss. »Und keiner konnte viel mehr sagen, als
dass sie halt eine Frau war. Ein bisschen älter schon, freundlich, aber
wortkarg. Meistens in Jeans und Pulli. Zurzeit ist sie anscheinend blond. Die
Haare glatt, hellblond und ziemlich kurz. Der Erkennungsdienst bastelt gerade
mithilfe der Zeugen ein Phantombild.« Sie warf einen Blick auf ihren karierten
Spiralblock. »Außerdem hat die KT in der Wohnung ein paar Haare gefunden mit
Kleber dran.«
    Â»Von einer Perücke?«
    Â»So sieht’s aus.«
    Â»Wann sind die DNA-Spuren ausgewertet?«
    Â»Morgen«, erwiderte Balke mürrisch und rieb sich die Augen mit
Daumen und Zeigefinger. »Falls nicht wieder was schiefgeht.«
    Â»Haben Sie Druck gemacht?«
    Er lachte sarkastisch. »Die Laborfuzzis beim LKA werden nie wieder
das Telefon abnehmen, wenn sie meine Nummer sehen.«
    Rolf Runkel platzte herein mit einem Zettel in der Hand. »Ich hab da
was!« Keuchend plumpste er auf den letzten freien Stuhl. »Ich hab die Mieterin
erreicht!«, verkündete er stolz.
    Â»Die Mieterin?«
    Â»Na ja, also die, die ihre Wohnung untervermietet hat.«
    Plötzlich stand er im Mittelpunkt des Interesses.
    Â»Sie habe die Wohnung an einen Mann vermietet, sagt sie. Im Juli.
Sie hat in der Mensa einen Zettel aufgehängt. Erst hat sich lange keiner
gemeldet. Dann hat doch einer angerufen, Moment, wo hab ich denn jetzt den
Namen …« Er kramte in seinen zerfledderten Papieren, seufzte theatralisch. »Ah,
da: Jens Schmidt. Sie hat den Mann aber nie gesehen. Ist alles per SMS und
E-Mail gelaufen, weil sie schon in Amerika gewesen ist. Den Schlüssel hat sie
bei einer Freundin hinterlegt.«
    Â»Vielleicht noch ein paar nette Details?«, fragte Balke freundlich.
    Â»Jung sei er gewesen, der Mann. Angeblich Student. Die Miete für
drei Monate hat er der Freundin in bar gegeben. Er hat behauptet, er sei länger
im Ausland gewesen und habe noch kein Konto.«
    Â»Diese Freundin, die den Schlüssel hatte, hat diesen Jens Schmidt ja
wohl gesehen«, meinte Balke.
    Â»Logisch.«
    Â»Und?«
    Â»Was und?«
    Â»Kann sie ihn beschreiben?«
    Runkel begann zu schwitzen. »Ich … ich denk schon.«
    Â»Mach’s doch nicht immer so spannend, Rübe«, seufzte Balke. »Wir
platzen alle gleich.«
    Erneut wühlte Runkel in seinen Unterlagen. »Also, geredet hab ich
mit ihr. Aber sie hat … Also die Beschreibung … ich find die jetzt grad nicht.«
    Â»Dann gehst du jetzt nach unten und guckst auf deinem Schreibtisch
nach, okay?«
    Runkel sprang auf und verschwand mit rotem Kopf.
    Mir fiel auf, dass Krauss und Balke wieder enger zusammensaßen und
sich hin und wieder anlächelten, wie Verliebte es tun.
    Auch zwischen Theresa und mir hatten sich die dunklen Wolken
inzwischen verzogen. Wir tauschten häufig SMS aus und freuten uns beide auf
unser nächstes Treffen, bei dem wir gebührend Versöhnung feiern wollten.
    Zwanzig Minuten später hatten wir Gewissheit: Der junge Mann, der
die Wohnung für drei Monate angemietet hatte, war – was niemanden überraschte –
Peter von Arnstedt. Die Studentin, die ihm die Schlüssel ausgehändigt hatte,
hatte ihn auf unseren Fotos zweifelsfrei wiedererkannt.
    Â»Damit ist es wohl amtlich«, stellte Balke fest. »Die Frau in der
Wohnung war Judith Landers.«
    Ich lehnte mich zurück, legte die Fingerspitzen beider Hände
aneinander. Helena sah mich ausdruckslos, fast mitfühlend an. Nur in ihren
Augenwinkeln meinte ich winzige Spuren eines triumphierenden Lächelns zu
entdecken.
    Unser Phantombild war nicht schlecht geworden, fand sogar
Helena. Ein ernstes, hageres Gesicht, die Augen eher klein für eine Frau, der
Mund schmal, vielleicht ein wenig verkniffen. Scharfe Falten zogen sich von den
Nasenflügeln zu den Mundwinkeln hinab. Kurzes, hellblondes Haar, das mit Sicherheit
nicht echt war. Inzwischen würde sie längst eine andere Perücke tragen. Gut gebräunt
sei sie gewesen.
    Â»In Pakistan scheint bestimmt viel die Sonne«, meinte Evalina
Krauss.
    Â»Wir verteilen das Bild per E-Mail an alles, was zurzeit im Großraum
Heidelberg Uniform trägt«, wies ich sie an. »Was wir noch brauchen, ist eine
glaubhafte Story. Die Kollegen sollen die

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