Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
die ich im letzten Moment noch in den Kühlschrank
zurückgestellt hatte. Niemand war an unserer Bank vorbeigekommen, niemand hatte
uns fotografiert. Falls doch, dann hatte ich es nicht bemerkt. Theresa war
fröhlich und entspannt wie lange nicht. Ich war nicht fröhlich, aber dennoch
entspannt.
    Â»Ich muss dir noch was sagen. Ich hoffe, du wirst dich freuen.«
    Ich erzählte ihr von meinem Gespräch mit den Zwillingen. Dass sie
meine Liebste unbedingt kennenlernen wollten.
    Und wie sie sich freute!
    Â»Du könntest zu uns kommen«, schlug ich vor. »Ich könnte eine
Kleinigkeit kochen.«
    Â»Wir kochen gemeinsam«, beschloss sie.
    Â»Wir müssen es ja nicht überstürzen.«
    Â»Ich schlage vor, wir machen es morgen.«
    Â»Morgen nicht. Und übermorgen auch nicht. Frühestens am Freitag.«
    Sie küsste mich, als hätte ich ihr eine schwere Last von der Seele
genommen.

46
    Â»Pass auf dich auf«, hatte Theresa am Vorabend gesagt, als
sie mich zum Abschied liebevoll küsste.
    Vangelis und Balke hatten in der Nacht herausgefunden, dass von
Arnstedt noch zwei weitere Male versucht hatte, einen Hubschrauber zu chartern.
Mit jedem Mal war er ein wenig geschickter geworden. Am dreißigsten Juni hatte
er es beim Besitzer einer Robinson R-44 versucht, der in Donaueschingen wohnte.
Mit ihm war er bereits über den Preis handelseinig geworden. Aber dann hatte
der angebliche Jens Schmidt plötzlich erklärt, er habe ein günstigeres Angebot.
Drei Tage später hatte er einen Aviation Broker in Wuppertal kontaktiert. Auch
hier hatte man kurz vor dem Vertragsabschluss gestanden, als der Kontakt
plötzlich abbrach. Der Tag, für den die Maschine angemietet werden sollte, war
heute oder morgen. Mietzeit von zehn bis siebzehn Uhr. Kosten: pauschal
zweitausendachthundert Euro. Meine Hoffnung war, dass die drei den Plan, zu
dessen Ausführung sie einen Hubschrauber gebraucht hätten, an einem bestimmten
Punkt aufgegeben hatten.
    Von den beiden Libanesen in Augsburg gab es keine Neuigkeiten.
Vermutlich wussten sie wirklich nicht mehr, als dass sie eben einen alten Opel
von Wien nach Stuttgart hatten überführen sollen. Abu Thala schien der Erdboden
verschluckt zu haben. Judith Landers ebenso. Es war zum Wahnsinnigwerden.
    Jeder, mit dem ich an diesem Morgen sprach, war müde und überreizt.
Ich war um sechs Uhr aufgestanden, erschöpft und zugleich hellwach. Als hätte
ich irgendwelche Pillen genommen.
    Als ich um kurz vor neun in den Dienstwagen stieg, um zum
Frankfurter Flughafen zu fahren, war ich überzeugt, dass das Ganze nur
schiefgehen konnte. Dass es schiefgehen musste. Dass ich versagt hatte.
    Helena begleitete mich. Sie hatte mich schon am Montag gebeten,
dabei sein zu dürfen, und ich hatte keinen Grund gesehen, ihr das nicht zu
erlauben. Darüber, wo sie am Vortag gesteckt hatte, verlor sie kein Wort, und
ich fragte auch nicht. Spätestens am Freitag würde sie wieder aus meinem Leben
verschwinden.
    Ich saß auf dem Beifahrersitz, Helena hinten. Ein Kollege von der
    Schutzpolizei fuhr den silbergrauen Audi A6. Das Beste, was wir zurzeit in der
Garage stehen hatten.
    Die kritische Phase begann um zehn Uhr einundzwanzig mit
der Landung der Maschine aus Washington, DC. Aus Gründen, die unsere amerikanischen
Freunde uns nicht näher erläutert hatten, sollte Ron Henderson nicht per
Hubschrauber, sondern auf der Straße nach Heidelberg gebracht werden. Der
Konvoi bestand aus einem inneren und einem äußeren Teil. Zwei Vorausfahrzeuge
würden im Abstand von etwa fünf und etwa zwanzig Kilometern vor uns herfahren,
um eventuelle Staus und Auffälligkeiten zu melden. Ein Helikopter der Air Force
würde das vordere Fahrzeug begleiten und außerdem für eine gegebenenfalls
notwendig werdende Evakuierung Hendersons durch die Luft zur Verfügung stehen.
    Erst kurz vor unserer Abfahrt waren die Sicherheitsausweise
ausgeteilt worden, mit aktuellen biometrischen Fotos und RFID-Chips. Die
Ausweise gab es in verschiedenen Farben, je nach Wichtigkeit der Person. Meiner
war rot und klemmte jetzt an der Brusttasche meines besten Sakkos. Rot
bedeutete, dass ich überall Zutritt hatte, selbst im Allerheiligsten, dem
Überwachungsraum, wo alle Videokabel und Alarmleitungen zusammenliefen. Wie
alle Männer um mich herum trug ich einen dunklen Anzug. Die wenigen Frauen
trugen Kostüme in gedeckten Farben. Ich

Weitere Kostenlose Bücher