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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Stunde
entdeckt.«
    Als wir zwanzig Minuten später unser Ziel erreichten, waren aus
einer Leiche zwei geworden. Von dem Haus standen nur noch die akut
einsturzgefährdeten Außenwände. Alles Brennbare im Inneren war verbrannt.
    Â»Wird schwierig werden, die beiden zu identifizieren«, verkündete
der Brandsachverständige, der uns in weißem Schutzanzug und grünen
Gummistiefeln durch das feuchte Gras entgegengestapft kam. »Ist nicht viel
übrig von den beiden. Die Temperatur da drin muss irrsinnig hoch gewesen sein.«
    Die immer noch qualmende und dampfende Ruine wurde von zwei großen
Kastanienbäumen beschattet, die unter den hoch lodernden Flammen stark gelitten
hatten. Das lange nicht gemähte Gras war an vielen Stellen niedergetrampelt
oder von grobstolligen Reifen der Feuerwehrfahrzeuge zerwühlt. Es roch nach verbranntem
Holz und verschmortem Plastik. Das Grundstück war von einem rostigen und an mehreren
Stellen niedergetretenen Maschendrahtzaun umgeben. Überall standen und lagen
Dinge herum, die sich im Lauf eines Lebens bei Menschen ansammeln, die ihr Geld
zusammenhalten müssen. Zwei alte emaillierte Badewannen voll mit grünlich
schillerndem Regenwasser sah ich. Einen zweirädrigen Fahrradanhänger mit
platten Reifen, einen mit rostigem Wellblech abgedeckten und schon leicht vermoderten
Stapel Brennholz, eine ausrangierte Kühltruhe ohne Deckel, aus der eine kleine
Birke wuchs.
    Wir traten so nah an das Haus heran, wie die Hitze es zuließ, und
spähten durch eine der Fensteröffnungen hinein. Das Erdgeschoss hatte offenbar
aus einem großen Raum, einem winzigen Flur, einer kleinen Küche mit
angrenzender Vorratskammer und einer Toilette bestanden. Das Haus schien zumindest
teilweise unterkellert zu sein. Von der Küche aus führte eine Steintreppe in
die Tiefe. Beide Giebelwände hatten im oberen Bereich Fensteröffnungen. Vermutlich
hatte es oben weitere Zimmer mit schrägen Wänden gegeben. Die Holztreppe, die
einmal hinaufgeführt hatte, sowie der Fußboden des Obergeschosses waren spurlos
verschwunden.
    Â»Wo haben die Toten gelegen?«
    Der Brandsachverständige hielt eine Grundrissskizze in der Hand und
deutete auf den Raum, der etwa drei Viertel der Grundfläche einnahm.
    Â»In ganz verschiedenen Ecken. Einer da und einer da. Es war nicht
das Schlafzimmer, wie’s scheint. Das wird oben gewesen sein, nehme ich an.«
    Â»Irgendwelche Hinweise auf Fremdverschulden?«
    Â»Na, Sie sind lustig!« Er lachte müde. »Sehen Sie sich doch mal um!«
    Â»Brandursache?«
    Er hörte auf zu lachen. »Wir müssen warten, bis die Ruine so weit
abgekühlt ist, dass wir ohne Sauerstoff und Vollschutz reinkönnen. Dann kann
ich Ihnen hoffentlich mehr sagen.«
    Â»Weiß man schon, wer die Toten sind? Wer hier gewohnt hat?«
    Â»Das ist ja genau das Problem. Offiziell hat hier niemand gewohnt.«
Er fuhr sich mit der schmutzigen Pranke über die breite Stirn. »Bis vor fünf
Jahren hat ein altes Ehepaar hier gelebt. Die haben sich dann umgebracht. Mit
dreiundachtzig. Der Mann hat Alzheimer gehabt. Die Frau hat erst den Mann
erstochen und dann sich selber. Mit einem Küchenmesser. Seither steht die Hütte
leer und verrottet.«
    Â»Da haben Sie ja eine Menge rausgefunden in der kurzen Zeit«, sagte
ich anerkennend.
    Â»Ich bin damals dabei gewesen, wie man die alten Leutchen rausgeholt
hat«, erwiderte er leise. »Da sind sie schon drei Wochen tot gewesen. Es war
Juli und ein verdammt heißer Sommer.« Er schauderte bei der Erinnerung.
    Â»Die sollte sich die Spusi mal ansehen.« Balke wies auf die
zahllosen Reifenspuren im weichen Boden. »Möglich, dass die nicht alle von der
Feuerwehr sind.«
    Sven Balke stammte aus dem hohen Norden Deutschlands. Man hörte es,
wenn er sprach, man sah es am kurz geschnittenen Blondhaar und an der hellen,
sonnenbrandgefährdeten Haut. Er war einen halben Kopf kleiner als ich, etwa
eins achtzig, und erregte mit seinem Charme, den blitzenden Augen und seinem
gut trainierten Körper oft mehr Wohlwollen bei Frauen, als gut für ihn war.
Inzwischen lebte er jedoch mit einer Kollegin zusammen, Evalina Krauss, die
darauf achtete, dass er nicht auf dumme Gedanken und abends zeitig ins Bett
kam. Seither erschien er meist ausgeschlafen und gut gelaunt zum Dienst.
    Â»Wie lange hat es eigentlich geregnet in der Nacht?«, fragte

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