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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Freisprechanlage?«, fragte Helena Guballa,
als ich das Handy auf die Ablage zwischen den Sitzen legte. Da kein Dienstwagen
frei gewesen war, hatten wir meinen privaten Peugeot-Kombi genommen, der ein
halbes Jahr älter war als meine Töchter und nicht über so moderne Einrichtungen
wie Freisprechanlagen verfügte.
    Â»Sehen Sie sich bitte das hier an.« Ohne auf ihre Frage einzugehen,
reichte ich ihr das Foto, das Sabrina Weibel mir überlassen hatte.
    Â»Das ist die Frau von eben, nicht?«
    Â»Erinnert es Sie an jemanden?«
    Sie dachte nach. »Judith«, sagte sie dann. »Die Augen und der Mund,
da ist eine gewisse Ähnlichkeit.«
    Trotz Geschwindigkeitsbegrenzung trat ich aufs Gas. In einer
dreiviertel Stunde hatte ich in Heidelberg einen wichtigen Termin, zu dem ich
keinesfalls zu spät kommen wollte.
    An diesem Abend war Theresa sehr friedlich und sehr zärtlich.
Sie hatte ein schlechtes Gewissen, wie ich fand, völlig zu Recht. So legte ich
mich auf den Rücken und ließ mich verwöhnen.
    Â»Egonchen sagt, die Frau, mit der du dein Büro teilst, ist überhaupt
nicht hässlich«, flüsterte sie irgendwann und küsste mich zärtlich aufs
Ohrläppchen. »Und außerdem gibt es gar keine vietnamesischen Ochsenfrösche.«
    Â»Das war mehr so eine Metapher. Erst vorhin hat jemand sie ein
hässliches Entlein genannt. Außerdem riecht sie aus dem Mund und schielt.«
    Â»Was tut sie eigentlich hier? Und weshalb in deinem Büro?«
    Â»Weil wir aus allen Nähten platzen wegen der vielen BKA-Leute, die
sie nach Heidelberg abkommandiert haben, um auf diesen … amerikanischen
Großkotz aufzupassen.«
    Nun wäre der Name um ein Haar doch gefallen, den ich an diesem Abend
auf keinen Fall hatte in den Mund nehmen wollen. Um das Thema gleich wieder zu
beenden, wandte ich mich meiner Geliebten zu, und für eine Weile versanken wir
in einem süßen Nebel aus Zärtlichkeit und Wollust.
    Anschließend war Theresa wieder unruhig. Die Zigarette … Ich neckte
sie und versuchte ihr das Thema ihres neuen Buchs zu entlocken, das sie so sehr
zu beschäftigen schien. Sie hatte einen halben Kofferraum voller Bücher aus der
Unibibliothek ausgeliehen, erzählte sie mit leuchtenden Augen, und las und
recherchierte und studierte von morgens bis abends. Wie in ihrem ersten Roman
ging es wieder um ein historisches Thema. Mehr wollte sie jedoch nicht
verraten. Sie behauptete, es bringe Unglück, wenn man zu früh über ein
Buchprojekt rede.
    Â»Du wirst es als Erster erfahren, versprochen.« Sie schmiegte sich
ganz fest an mich. »Aber jetzt noch nicht.«
    Vor den Fenstern rauschte gemütlich der Herbstwind.
    Mittwoch, der zweiundzwanzigste September. Noch drei
Wochen bis zum Beginn der Wirtschaftsgespräche. In meinem Büro erwartete mich
heute nicht Tastaturgeklicke, sondern Babyglucksen.
    Klara Vangelis saß mit dem kleinen Konstantin im Arm auf einem
Besucherstuhl und strahlte mir mütterlich entgegen.
    Â»Ich dachte, ich komme einfach mal vorbei.«
    Konstantin sagte etwas wie: »Örrö, örrö«, was vermutlich Griechisch
war, und strampelte begeistert, als er mich erblickte.
    Â»Geben Sie zu, Sie haben Sehnsucht nach Büroluft und Aktenstaub.«
    Â»Ein bisschen schon«, gab sie zu. »Aber deshalb bin ich nicht hier.
Ich habe ein Autokennzeichen für Sie. Ein junges Paar in einem älteren Golf.
Sie haben an dem Abend vor dem Brand bei einem Metzger in Sandhausen eingekauft
und sich dabei ziemlich merkwürdig benommen. Deshalb hat die Inhaberin sich das
Kennzeichen notiert.«
    Heute trug sie keines ihrer eleganten und selbst geschneiderten
Designerkostüme, sondern Jeans und eine groß karierte Bluse. An der linken
Schulter, wo der Kopf ihres immer noch strampelnden Söhnchens ruhte, war ein
klebriger Fleck. Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch und merkte, dass
ich lächelte, wenn ich das Baby ansah. Wann hatte ich das letzte Mal verkündet,
ich könne kleine Kinder nicht mehr sehen? Waren das die ersten Opagefühle?
    Â»Ich dachte, Sie sind im Mutterschutz und kümmern sich um Ihr Kind
statt um Brandstifter?«
    Vangelis lachte. »Es ist so unsagbar langweilig, Herr Gerlach. Und
als Sven anrief und sagte, dass Sie in der Sache Land unter haben, da habe ich
mir gedacht, an Türen klingeln kann man auch mit meinem Schnuckelchen auf dem
Arm. So kommen

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