Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
wir beide an die frische Luft, und Konstantin schläft seither
nachts auch viel besser.«
    Einmal Kripo, immer Kripo, hatte Vera zu diesem Thema hin und wieder
geseufzt. Jetzt war sie schon über zwei Jahre tot.
    Der Golf gehörte einer Frau namens Abigail O’Connor. Meine Erste
Kriminalhauptkommissarin schob mir einen Zettel über den Tisch, auf dem sie in
ihrer winzigen Handschrift eine Telefonnummer notiert hatte. Das Kennzeichen
des Wagens stammte aus Duisburg.
    Sekunden später hatte ich die junge Frau mit dem irischen Namen am
Telefon. Vangelis hörte aufmerksam zu, und sogar Konstantin wurde vorübergehend
still.
    Â»Wann soll das gewesen sein?«, fragte die Frau am anderen Ende mit
ausgeprägtem angelsächsischen Akzent.
    Â»Am Abend des neunten September. Vor fast zwei Wochen.«
    Â»In der Nähe von Heidelberg, sagen Sie … Ja, klar. Wir sind aus dem
Urlaub zurückgefahren. Elba. Wundervoll. Aber dann hatte schon die Fähre nach
Piombino Verspätung wegen Sturm, und wir waren zwölf Stunden gefahren, und ich
war sterbensmüde und hatte solche Kopfschmerzen. Deshalb sind wir von der Autobahn
runter und haben ein Hotel gesucht. Harry war seit Mailand gefahren, und seit
Basel haben wir nur noch gestritten. Kann sein, dass das in der Nähe von
Heidelberg war. Wir haben aber kein Hotel gefunden, das wir bezahlen konnten.
Hungrig waren wir außerdem, und alle Geschäfte hatten schon geschlossen. In
irgendeinem Dorf hatte dann doch noch eine Metzgerei offen. Eigentlich hatten
sie auch schon geschlossen. Aber es war noch eine Frau im Laden, und die hat
extra für uns noch mal aufgemacht und uns belegte Brötchen gemacht. Sie hatte
wohl Mitleid mit uns.«
    Â»Haben Sie später noch eine Unterkunft gefunden?«
    Â»Nein. Nachdem ich gegessen und getrunken hatte, waren meine
Kopfschmerzen wie weggeblasen. Wir haben uns dann noch irgendwo ins Gras
gelegt, und Harry wollte ein bisschen schlafen. Aber dann hat es plötzlich
geregnet. Da sind wir bei der nächsten Auffahrt wieder auf die Autobahn und auf
einen Rutsch durchgefahren bis Duisburg.«
    Â»Wann waren Sie zu Hause?«
    Â»Zwölf? Halb eins? Ich hab nicht mehr auf die Uhr gesehen. Ich war
nur noch tot.«
    Â»Könnte jemand bestätigen, wann Sie zurück waren?«
    Â»Agneta, meine Nachbarin. Sie hat gehört, dass ich wieder da war,
und sofort geklingelt. Es gab da was mit ihrer Katze, was sie mir erzählen
musste. In Wahrheit wollte sie natürlich hören, wie es mit Harry gelaufen war.
Ob wir nach zwei Wochen Campen in Italien noch zusammen sind.«
    Â»Und sind Sie?«
    Â»Nein.«
    Damit konnten die beiden mit dem Brandanschlag nichts zu tun haben.
Der Brand war nicht vor Mitternacht gelegt worden. Es wäre ja auch zu einfach
gewesen.
    Auch Vangelis war enttäuscht, als sie sich erhob.
    Â»Ich bin trotzdem froh, dass ich mich ein wenig nützlich machen
kann«, sagte sie, als sie sich nach ein wenig Fachsimpelei über Kindererziehung
verabschiedete. »Später ziehen wir wieder los. Für heute haben wir uns den
südlichen Teil von Kirchfeld vorgenommen, nicht wahr, mein Schätzchen?«
    Schnuckelchen, Schätzchen. Ungewohnte Töne aus dem Mund meiner sonst
so coolen Klara Vangelis. Konstantin quäkte vergnügt und strampelte, dass seine
Mutter ihre liebe Not hatte, ihn nicht fallen zu lassen.
    Â»Ich hab sie!« Irgendwann im Lauf des trüben Vormittags
stieß Helena Guballa einen abgrundtiefen Seufzer aus und ließ sich in die
Rückenlehne fallen. »Pakistan. Sie ist vermutlich all die Jahre in Pakistan
gewesen.«
    Ich tippte die letzten zwei Zeilen meines Briefs zu Ende und
speicherte ihn ab, damit Sönnchen ihn später Korrektur lesen, hübsch machen und
ausdrucken konnte. »Was hat sie dort getrieben?«
    Â»Wenn ich das hier richtig verstehe …« Sie wies auf eine Internetseite
mit weißem Hintergrund. »Sie hat Schulen gebaut, Lehrerinnen ausgebildet,
vielleicht auch selbst unterrichtet.«
    Â»Und wie sind Sie ihr jetzt plötzlich auf die Spur gekommen?«
    Â»Eine der Ansichtskarten, die sie ihrer Englischlehrerin von der
großen Reise geschickt hat, hat mir den entscheidenden Hinweis geliefert. Die
Karte war aus Peshawar. Außerdem hat Judith sich schon als Schülerin für
englische Literatur begeistert. Wohl auch ein wenig angeregt durch ihre
Lehrerin. Eine ihrer

Weitere Kostenlose Bücher