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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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ist es schwierig, an verlässliche Informationen zu kommen.
Clanchefs und Stammesführer haben das Sagen. Die pakistanischen Zentralbehörden
haben dort nichts zu melden.«
    Abends um zehn vor sieben kam endlich die ersehnte E-Mail von dem
Journalisten, der die kleine Meldung verfasst hatte.
    Â»Die Fotos sind im Oktober letzten Jahres entstanden«, klärte Helena
Guballa mich auf. »In einem Dorf mit Namen Baday kor. Er hat den Artikel noch
am selben Tag geschrieben, aber die Redaktion hat ihn fast drei Monate lang
liegen lassen und erst nach mehrfacher Nachfrage abgedruckt.« Aufatmend lehnte
sie sich zurück. »Ich soll Sie fragen, ob er eine Belohnung bekommt, wenn er
die deutsche Polizei unterstützt.«
    Â»Kann er herausfinden, ob die Frau zurzeit in Pakistan ist?«
    Sie begann wieder zu tippen.
    Â»Schreiben Sie, er kriegt seine Belohnung«, sagte ich. »Ich weiß
noch nicht, aus welchem Budget ich das Geld abzweigen soll, aber er kriegt sie.
Außerdem soll er uns sämtliche Fotos von der angeblichen Frau Landers in
Originalgröße schicken. Auf denen im Internet erkennt man ja nichts.«
    Â»Darum hab ich ihn schon vor Stunden gebeten«, murmelte sie
zerstreut. »Aber ich wiederhole es gerne noch einmal.«
    Die Antwort aus dem fernen Osten ließ auf sich warten. Um halb acht
erhob ich mich, um nach Hause zu gehen.
    Â»Sie bleiben hier?«, fragte ich den gebeugten Rücken meiner
Bürogenossin.
    Â»Wenn es sein muss, die ganze Nacht.«

21
    Warum ich an diesem Abend in der Susibar landete, hätte
ich am nächsten Morgen nicht mehr sagen können. Vielleicht hoffte ich, Keith
Sneider zu treffen und ein wenig aushorchen zu können. Vielleicht hatte ich
auch einfach keine Lust auf die neuesten politischen Ansichten meiner Töchter.
    Sneider traf ich nicht, dafür jedoch René Pretorius, den Privatdetektiv.
    Â»Hallöchen, Herr Gerlach«, rief er, als er mit einem so gewinnenden
Lächeln auf mich zustrebte, dass es nur falsch sein konnte. »Welche Freude, Sie
zu sehen!«
    Für einen Privatdetektiv sind gute Beziehungen zur örtlichen Kripo
Gold wert. Außerdem war er bei unserem letzten Treffen derart unfreundlich
gewesen, dass er vielleicht meinte, etwas gutmachen zu müssen.
    Â»Darf ich Sie zu einem Gläschen einladen?«
    Â»Wenn Sie dabei nicht vergessen, dass ich vollkommen unbestechlich
bin.«
    Â»Donnerwetter!« Pretorius lachte herzlich. »Mit so viel Begeisterung
hat schon lange niemand mehr meine Einladung angenommen. Aber okay, Sie sind
natürlich Beamter.«
    Â»Vor allem kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Selbstständiger
wie Sie ohne Grund Geld ausgibt.«
    Er kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. »Sehen Sie es so: Ich
habe heute gute Laune. Außerdem haben Sie mir kürzlich einen netten kleinen
Auftrag zugeschustert. Betrachten Sie es als kleines Dankeschön.«
    Susi hatte mir inzwischen mit ihrer üblichen herzerwärmenden Fröhlichkeit
ein Glas von meinem Lieblingswein hingestellt. Pretorius trank wie üblich
irgendetwas Großes, Buntes. Wir stießen an.
    Â»Wie weit sind Sie denn mit unserm verschwundenen Studenten?«,
fragte ich nach dem ersten kühlen Schluck.
    Â»Der Fall ist erledigt. Er lässt sich in Italien die Sonne aufs
blasse Bäuchlein scheinen. Es gibt einen Ryanair-Flug, wo er auf der
Passagierliste steht. Frankfurt-Hahn nach Rimini, dritter Juli, one way.«
    Susi schob noch ein Schälchen Erdnüsse zwischen unsere Gläser.
    Â»Das heißt, Sie unternehmen nichts weiter in der Sache?«
    Â»Ich schicke der Mutter die Rechnung. Sie hatten wohl recht: Der
arme Kerl ist vor der überschäumenden Mutterliebe desertiert.«
    Â»Er hat in einer WG gelebt. Er hat seine Mutter kaum noch gesehen.«
    Pretorius nahm mit Genießermiene einen Schluck aus seinem hohen
Glas. »Vielleicht ist er vor dem Stiefvater auf der Flucht? Professor Hagenow
scheint ja privat ein ziemlicher Kotzbrocken zu sein. Auch wenn er sich im
Fernsehen gern so liberal und abgeklärt gibt.«
    Â»Irgendwie …« Ich nahm mir ein paar Nüsschen. »Muss man nach Rimini
fliegen, um seinem Stiefvater aus dem Weg zu gehen? Wenn eine Frau
dahinterstecken würde. Eine hübsche italienische Austauschstudentin …«
    Â»Eine Frau?« Schon wieder lachte er. »Wenn die arme Mutter nicht so
standhaft das Gegenteil behaupten

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