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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Memme.«
    Â»Sagt Ihnen der Name Prochnik etwas? Jürgen Prochnik?«
    Sie sah mir ratlos ins Gesicht. »Ein Kommilitone?«
    Â»Die beiden sind zusammen gestorben. Prochnik war kein Student. Er
war früher Immobilienmakler und zweiundfünfzig Jahre alt.«
    Befremdet schüttelte sie den Kopf.
    Â»Haben Sie jemanden, der sich ein wenig um Sie kümmern kann?«
    Â»Ich komme zurecht«, flüsterte sie und schlug die Augen nieder.
»Burkhard ist in Shanghai. Ein Kongress. Aber ich komme zurecht.«
    Â»Falls ich Ihnen irgendwie helfen kann, rufen Sie mich bitte jederzeit
an.«
    Â»Das wird nicht notwendig sein.« Ihr Lächeln wirkte, als wäre es ihr
letztes. »Ich komme allein zurecht.«
    Als ich ins blendende Sonnenlicht hinaustrat, waren die Kinder
verschwunden.
    Â»Zu dem Haus gibt’s was Neues«, sagte Balke, als wir
später bei einer kleinen, improvisierten Besprechung zusammensaßen. »Ich habe
endlich die Erbin erreicht. Die Tochter des toten Ehepaars. Sie lebt in Kassel
und weiß nicht, was sie mit der alten Kate anfangen soll. Anfangs war sie mit
einem Makler in Kontakt, aber der hat auch keinen Dummen gefunden, der das Ding
haben wollte. Später hat sie sich dann einfach nicht mehr darum gekümmert. Bis
Ende Mai dann völlig überraschend ein gewisser Jens Schmidt angerufen hat und
das Haus mieten wollte.«
    Die Tür öffnete sich lautlos. Helena Guballa trat ein, die ich seit
Donnerstag nicht mehr gesehen hatte. Sie nickte mir zerstreut zu, setzte sich
an ihren Schreibtisch und klappte eilig ihren Laptop auf.
    Â»Jens Schmidt?«, fragte ich.
    Â»Nach der Beschreibung kann es nicht Prochnik gewesen sein. Die
Stimme klang jünger. Ich tippe auf von Arnstedt. Er hat ihr erzählt, er sei
Holzbildhauer und suche eine abgelegene Bleibe, wo es keinen Stress mit den
Nachbarn gibt. Die Miete fürs erste halbe Jahr hat er ihr im Umschlag
geschickt.«
    Â»Und wie ist das mit der Schlüsselübergabe gelaufen?«
    Â»Der Makler hat noch einen Schlüssel gehabt.«
    Â»Kann er diesen Jens Schmidt beschreiben?«
    Â»Er ist leider in Urlaub. Segeln. Irgendwo im Mittelmeer. Seine zwei
Angestellten haben von nichts eine Ahnung und können ihren Chef nicht
erreichen. Makler müsste man sein.«
    Ich nickte. Krauss nickte. Für kurze Zeit herrschte nachdenkliche
Stille. Balke hatte recht. Segeln. Allein mit den Elementen. Kein Telefon,
keine E-Mails, keine Wirtschaftsgespräche …
    Â»Vielleicht reden wir noch mal über Italien«, sagte ich schließlich,
weil Träumen nichts half. »Was kann von Arnstedt in Italien gewollt haben?
Wohin ist er nach der Landung in Rimini gefahren? Was hat er in den Tagen bis
zu seiner Rückkehr gemacht? Und wie ist er überhaupt zurückgekommen?«
    Â»Dürfte schwierig werden, jetzt noch einen Taxifahrer zu finden, der
sich an ihn erinnert.«
    Â»Wir müssen es versuchen.« Krauss machte sich eine Notiz. »Da
kümmere ich mich drum. Die Hotels in Italien sind ja zum Glück ziemlich
pingelig, was das Anmelden angeht.«
    Ich legte beide Zeigefinger an den Mund und überlegte.
    Â»Wenn die beiden wirklich einen Terroranschlag geplant haben, dann
wollte er vielleicht Waffen besorgen. Sprengstoff. Falsche Papiere …«
    Â»Vielleicht hat er Judith getroffen«, sagte Helena Guballa mit dem
Rücken zu uns, »um sie nach Deutschland zu bringen.«
    Â»Was sollte das für einen Sinn haben?«, fragte ich. »Wenn sie
imstande ist, allein von Pakistan nach Italien zu reisen, wieso braucht sie
dann für die letzten paar Kilometer Begleitschutz?«
    Â»Judith würde ein Auto nehmen«, erwiderte meine Bürogenossin ungerührt.
»Damit kommt sie am einfachsten durch den Zoll. Sie dürfen nicht vergessen,
dass sie in Europa immer noch auf den Fahndungslisten steht.«
    Â»Und warum fährt sie nicht selbst? Auto fahren kann sie ja wohl.«
    Â»Sie ist den Verkehr nicht mehr gewohnt. Vielleicht dachte sie auch,
zu zweit fallen sie weniger auf. Eine Mutter und ihr Sohn auf dem Weg nach
Deutschland. Das erregt keine Aufmerksamkeit.«
    Balke rollte die Augen. Auch er schien ihre Fixierung auf diese
Terroristin für übertrieben zu halten.
    Â»Wenn es wirklich so wäre«, sagte ich, »dann müsste jetzt irgendwo
im Großraum Heidelberg ein herrenloses Auto mit italienischem Nummernschild
herumstehen. Nach

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