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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zehn, fünfzehn Sekunden. Also müssen es zumindest zwei gewesen sein. Unsere alten Kumpels Austin und Jimmy?«
    »Wenn es so wäre, hätten sie den Bogen überspannt.«
    »Ich möchte ihnen liebend gern in den Arsch treten.«
    Er drückte ihr einen vorsichtigen Kuss neben die Wunde auf der Stirn. »Erst wäre ich dran.«
    »Wir sollten wohl besser die Polizei anrufen.«
    »Sieht ganz so aus.«
    Aber sie bewegten sich beide nicht, sondern blickten einander nur an. »Ich hatte solche Angst«, sagte Callie schließlich.
    »Ich auch.«
    Sie schlang die Arme um ihn und stellte fest, dass sie sich eigenartigerweise in diesem Moment zittriger als zuvor fühlte. »Wenn irgendjemand auf dich schießen darf, dann bin ich das.«
    »Genau. Und ich bin der Einzige, der dich bewusstlos schlagen darf.«
    Grinsend drückte Callie ihre Wange an seine. Dieser grässliche Hurensohn war wirklich die Liebe ihres Lebens, ihr Verhängnis.
    »Es freut mich, dass wir uns darüber einig sind. Und jetzt rufen wir den Sheriff an.«
    »Gleich.«
    »Weißt du noch, was du in dem Moment gesagt hast, als wir so unglaublich dreist unterbrochen wurden? Du sagtest, wir hätten uns nie die Zeit genommen, romantisch zu sein. Du hättest mich nie verführt. Aber ich habe dich auch nie verführt.«
    »Callie, du hast mich vom ersten Moment an verführt.«
    Sie lachte leise auf. »Das ist nicht wahr.«
    »Du hast es nur nie geglaubt.« Er löste sich von ihr und
küsste sie so zart auf beide Wangen, dass sie ihn überrascht und misstrauisch zugleich anstarrte. »Mir war nie klar, warum eigentlich nicht«, fuhr er fort. »Ich rufe jetzt den Sheriff an, und dann gebe ich dir etwas gegen die Kopfschmerzen.«
    »Das kann ich schon selbst.« Callie wollte sich von der Arbeitsfläche hinuntergleiten lassen, doch Jake hielt sie auf, indem er ihren Arm ergriff. Er wirkte frustriert, was sie an ihm gar nicht kannte.
    »Warum lässt du nie zu, dass ich mich um dich kümmere? Selbst jetzt nicht, wo du verletzt bist?«
    Verwirrt wies sie auf einen der Küchenschränke. »Die Tabletten sind doch da drin.«
    »Gut. Toll.« Er ließ sie los und drehte ihr den Rücken zu. »Dann hol sie dir eben selbst.«
    Callie zuckte mit den Achseln und rutschte halb von der Arbeitsplatte hinunter, hielt dann jedoch inne. Sie beherrschte die Schritte dieses neuen Tanzes noch nicht, aber sie konnte ja zumindest versuchen, den Rhythmus zu begreifen.
    »Könntest du mir vielleicht helfen, hier hinunterzukommen? Ich habe das Gefühl, mir platzt der Kopf. Außerdem habe ich mir auch an den Füßen wehgetan.«
    Wortlos drehte er sich wieder um und untersuchte ihre Füße. Dann fasste er sie leise fluchend um die Taille, hob sie hoch und setzte sie sanft auf dem Boden ab. Callie stellte verwundert fest, dass Jake schon den ganzen Abend über äußerst vorsichtig und sanft mit ihr umgegangen war – so sanft, wie sie ihn noch nie erlebt hatte.
    Sie blickte in sein zerkratztes Gesicht. Seine Haare waren ganz zerzaust, und er blickte leicht verärgert drein. Callie wurde plötzlich ganz warm ums Herz. »Du hast mich vermutlich die ganze Strecke getragen, nicht wahr?«
    »Wenn ich das nicht getan hätte, hätte ich dich da draußen liegen lassen müssen.« Er griff in den Küchenschrank und holte die Tabletten heraus. »Hier.«
    »Danke. Weißt du was? Ich glaube, ich muss mich hinsetzen.« Kraftlos sank sie auf den Fußboden.

    Jake blickte sie besorgt an. Er holte ihr ein Glas Wasser und hockte sich neben sie.
    »Ist dir schwindlig?«
    »Nein, es tut nur so schrecklich weh. Ich bleibe einfach hier sitzen, nehme die Tabletten und warte auf die Polizei.«
    »Ich werde sie rasch anrufen, und dann legen wir dir einen Eisbeutel auf den Kopf. Vielleicht hilft das ja.«
    »Okay.« Nachdenklich schüttelte sie die Tabletten aus dem Röhrchen, während er zum Telefon ging. Sie war sich nicht ganz im Klaren, was es mit dieser neuen Seite von Jacob Graystone auf sich hatte. Aber sie war äußerst interessant.

15
    Nach nur drei Stunden unruhigem Schlaf fühlte Callie sich nicht in der Lage, zum Antietam Creek zu fahren. Und die dumpfen Kopfschmerzen machten auch die Büroarbeit nicht gerade zu einem Vergnügen. Aber Callie gehörte nicht zu den Menschen, die den ganzen Tag lang faulenzen konnten.
    Eine Weile lang vergnügte sie sich damit, auszuprobieren, wie sie die Verletzung auf ihrer Stirn am besten verstecken konnte. Wenn sie ihre Haare ins Gesicht kämmte, sah sie aus wie eine Art

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