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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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lief sie ins Haus.
    »Das sagst du mir nicht noch einmal!« Er stürmte ihr nach und knallte die Terrassentür hinter sich zu. Noch im Laufen hob er seine Jeans vom Boden auf.
    »Schau nach, ob alle Türen verschlossen sind«, befahl er und machte das Licht in seinem Büro aus. »Dann gehst du nach oben. Und bleib da.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Tu es einfach.« Er stieg in seine Hose und angelte nach seinen Schuhen. »Ich gehe zur Hintertür hinaus. Du schließt hinter mir ab, und dann kümmerst du dich um die anderen Türen.«
    Sie sah, dass er nach dem Baseballschläger griff, der an der Wand lehnte.
    »Um Gottes willen, Jake, was hast du vor?«
    »Hör zu, irgendjemand hat Dolan umgebracht, nur ein paar Meilen von hier entfernt. Ich werde kein Risiko eingehen. Schließ die verdammten Türen ab, Callie. Wenn ich in zehn Minuten nicht zurück bin, rufst du die Polizei an.«
    Er öffnete die Hintertür einen Spalt weit und blickte in die Dunkelheit hinaus. »Schließ hinter mir ab«, wiederholte er und schlich hinaus.
    Callie brauchte ungefähr fünf Sekunden, um sich zu entscheiden, dann rannte sie durch das dunkle Haus zum Badezimmer und griff nach einer Dose mit Insektenspray. Ungefähr eine Minute nachdem Jake durch die Hintertür hinausgeschlüpft war, verließ sie das Haus durch die Vordertür.
    Sie schlich in gebückter Haltung durch die Dunkelheit und
bemühte sich, jedes Geräusch wahrzunehmen. Als sie den Rasen überquert und die Bäume erreicht hatte, fluchte sie, weil sie keine Schuhe angezogen hatte und auf dem steinigen Boden nur langsam vorwärtskam. Aber trotzdem würde sie jetzt nicht mehr zum Haus zurücklaufen. Sie sah die Stelle, wo sie von der Terrasse aus die Gestalt zwischen den Bäumen entdeckt hatte. Da Jake das Haus durch die Hintertür verlassen hatte, würde er sich ihr von der anderen Seite aus nähern, sodass sie den Eindringling quasi in die Zange nehmen konnten. Callie unterdrückte einen Zischlaut, als ein scharfkantiger Stein ihr in den Fuß schnitt.
    Wahrscheinlich hatte einer von diesen Idioten – Austin oder Jimmy – sie belauscht. Jemandem, der ein Auto mit Farbe besprühte, war auch so etwas zuzutrauen. Vermutlich wollten sie warten, bis es im Haus still und dunkel war, um dann Jakes Auto auch noch zu beschmieren oder einen Stein durchs Fenster zu werfen.
    Callie hörte den klagenden Ruf einer Eule, und in der Ferne bellte unablässig ein Hund. Und irgendwo verbarg sich eine Gestalt im Schatten der Bäume … Callie wich einem Streifen Mondlicht aus und nahm schon mal den Deckel von der Spraydose. Als sie gerade weiterschleichen wollte, hörte sie links neben sich ein Rascheln im Gebüsch und sah, dass sich etwas auf das Haus zubewegte. Plötzlich knallte ein Schuss.
    Alles verstummte – das Bellen, das Zirpen der Grillen, die Eule. Callie hatte das Gefühl, als bliebe ihr Herz stehen. Panik stieg in ihr auf, und sie schrie nach Jake. Dann rannte sie los, sprang über Steine und Wurzeln. Dass ihr jemand folgte, bemerkte sie erst, als es bereits zu spät war. Sie wirbelte herum, um den Angriff abzuwehren, doch dann traf sie ein heftiger Schlag, und sie wurde mit dem Kopf voraus gegen einen Baumstamm geschleudert.
    Callie spürte einen furchtbaren Schmerz. Mit dem Geschmack von Blut im Mund taumelte sie blindlings in die Dunkelheit.

    Der Schuss hatte Jake bei weitem nicht so erschreckt wie die Tatsache, dass Callie seinen Namen rief. Er rannte auf die Stelle zu, von wo er ihre Stimme gehört hatte, und wich dabei immer wieder tief hängenden Ästen aus.
    Als er Callie leblos auf dem Boden liegen sah, wurden ihm die Knie weich. Er hockte sich neben sie und fühlte mit zitternden Händen nach ihrem Puls.
    »Callie! Oh Gott!« Er hievte sie auf seinen Schoß und strich ihr über die Haare. Aus einer hässlichen Schramme quer über ihrer Stirn sickerte Blut, das ihr über das ganze Gesicht lief. Aber ihr Puls schlug stark und regelmäßig, und Jake konnte keine andere Verletzung entdecken.
    »Okay, Baby. Du bist okay«, flüsterte er und wiegte sie in seinen Armen, bis seine Angst nachließ. »Komm schon, wach jetzt auf! Verdammt noch mal, ich sollte dich selbst zusammenschlagen.«
    Er presste einen Kuss auf ihre Lippen, dann stand er auf und trug sie zum Haus zurück. Unterwegs stieß er mit dem Fuß gegen die Dose mit dem Insektenspray. Zähneknirschend stellte er sich vor, wie Callie damit durch die Dunkelheit geschlichen war. Als er an der Treppe angekommen war, begann

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