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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hatte – durch die Wohnung humpelte. Auf der Jagd nach dem Hund, der ihren neuen Slingpumps entführt hatte, war sie über irgendeine Figur von Luke Skywalker gestolpert, die Ty gehörte. Später hatte sie sich zwanzig Minuten lang mit dem Klempner gestritten, der, ohne mit der Wimper zu zucken, behauptet hatte, die Reparatur ihrer Toilette könne noch ein paar Tage warten. Währenddessen hatte sich Ty von Kopf bis Fuß mit Erdnussbutter beschmiert, wobei er auch den Hund und den Küchenfußboden nicht ausgelassen hatte. Und dabei war es noch nicht einmal neun Uhr.
    Am liebsten hätte Lana in Ruhe eine Tasse Kaffee getrunken,
dann ihre hübschen neuen Schuhe angezogen und sich auf den Weg in ein neues Büro gemacht. Dass sie stattdessen das Gefühl hatte, im Chaos zu versinken, war zum Teil ihre eigene Schuld – schließlich hatte sie beschlossen, dass Ty keinen Babysitter brauchte, während sie zu Hause arbeitete. Und sie hatte großzügigerweise verständnisvoll genickt, als ihre Sekretärin um eine Woche Urlaub gebeten hatte, weil sie ihre Tochter in Columbus besuchen wollte. Lana hatte eben geglaubt, alles ohne Probleme allein bewältigen zu können.
    Und jetzt schmollte ihr kleiner Sohn oben in seinem Zimmer, weil sie ihn angeschrien hatte, der Hund lag verängstigt in der Ecke, der Klempner war wütend auf sie – Lana mochte sich gar nicht ausmalen, was das für Konsequenzen haben würde –, und sie hatte noch nichts Produktives geschafft, außer ihren Computer einzuschalten. Sie hatte als Mutter, als berufstätige Frau und als Hundebesitzerin komplett versagt. Außerdem schmerzte ihr Fuß.
    Als das Telefon läutete, spielte sie einen Moment lang mit dem Gedanken, einfach nicht abzunehmen. Wenn jemand dachte, sie sei in der Lage, anderer Leute Probleme zu lösen, hatte er sich ohnehin schwer getäuscht. Doch dann holte sie tief Luft und griff zum Hörer.
    »Guten Morgen, hier ist Lana Campbell.«
     
    Doug klopfte und öffnete ohne abzuwarten vorsichtig die Tür. Bei dem Lärm, der in Lanas Haus herrschte, hätte sowieso niemand sein Klopfen gehört. Der Hund bellte wie besessen, das Telefon läutete, der Fernseher im Wohnzimmer lief und Tyler heulte.
    »Tyler Mark Campbell, hör sofort auf damit!«, hörte Doug Lana brüllen, wobei sich ihre Stimme beinahe überschlug.
    »Ich will zu Brock! Ich mag dich nicht mehr! Ich will bei Brock wohnen!«
    »Du kannst jetzt nicht zu Brock, weil ich keine Zeit habe, dich hinzubringen. Und im Moment mag ich dich auch nicht besonders, aber wir sind leider aufeinander angewiesen. Also
geh jetzt auf dein Zimmer und komm erst wieder heraus, wenn du dich wie ein zivilisiertes menschliches Wesen benehmen kannst. Und schalte endlich den Fernseher ab!«
    Um ein Haar hätte Doug kehrtgemacht und wäre zu seinem Auto zurückgeschlichen. Niemand hätte gemerkt, wenn er sich auf und davon gemacht hätte. Schließlich ging ihn das alles ja nichts an. Das Leben war schon kompliziert genug, auch ohne dass er sich in Lanas Alltag einmischte.
    »Du bist gemein!«, schluchzte Tyler in diesem Moment, wobei seine Stimme in ein lang gezogenes Heulen überging. »Mein Daddy wäre nicht so gemein zu mir. Ich will meinen Daddy und nicht dich!«
    »Oh, Ty, ich will deinen Daddy auch wiederhaben.«
    Wahrscheinlich lag es an dem kläglichen Schluchzen des Kindes und dem elenden Klang von Lanas Stimme, dass Doug doch eintrat.
    »Hey, was ist denn hier los?«, rief er betont fröhlich.
    Lana wandte sich zu ihm um. Bisher hatte er sie immer nur tadellos gekleidet gesehen, und selbst nachdem sie sich geliebt hatten, war es ihr irgendwie gelungen, perfekt auszusehen. Doch jetzt standen ihr die Haare wirr um den Kopf, ihre Augen glänzten feucht, und auf ihrem T-Shirt prangte ein großer Kaffeefleck.
    Doug hatte die elegante, intelligente Anwältin attraktiv gefunden. Die warmherzige, selbstbewusste Frau hatte ihn verführt, und die allein erziehende Witwe, die scheinbar mühelos ihr Leben bewältigte, hatte ihn fasziniert. Zu seinem größten Erstaunen verliebte er sich jedoch in diesem Augenblick unsterblich in die chaotische, frustrierte, unglückliche Frau, die mit nackten Füßen mitten in einem Gewirr von Spielsachen stand.
    »Entschuldigung«, sagte Lana und rang sich mühsam ein Lächeln ab. »Wir befinden uns hier gerade in der Irrenanstalt. Es ist wohl kein guter Zeitpunkt, um …«
    »Sie hat mich angeschrien!« Ty umschlang Hilfe suchend Dougs Beine. »Sie hat gesagt, ich wäre

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