Die falsche Tochter - Roman
in der Luft. Und ich dachte, du hättest diese Schlampe mit in unser Bett genommen. Es hat mich fast zerrissen.«
»Ich kann dir nur sagen, dass ich nicht mit ihr geschlafen habe. Und in unserem Bett schon gar nicht. Nicht mit ihr, Callie, und auch mit keiner anderen, seit ich dich zum ersten Mal berührt habe.«
»Okay.«
»Okay?«, wiederholte er. »Ist das alles?«
Eine Träne rollte ihr über die Wange, die sie ärgerlich mit dem Handrücken wegwischte. »Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll.«
»Warum hast du mir denn damals nichts davon erzählt?«
»Weil ich Angst hatte. Ich hatte Angst, dass du alles zugeben würdest, wenn ich dir den Beweis zeigte – und für mich war der BH unbestreitbar ein Beweis. Und wenn du gesagt hättest, dass es ein Fehltritt war und dass es nicht wieder vorkommen würde, dann hätte ich es dir durchgehen lassen. Also wurde ich wütend«, erklärte sie seufzend. »Ich bin nämlich auch lieber wütend als verletzt. Und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich tun soll.«
Jake stand auf und ging vor ihr in die Hocke, sodass sich ihre Knie berührten. »Wir haben ziemliche Fortschritte mit unserer Freundschaft gemacht.«
»Ja, ich glaube schon.«
»Wir könnten es weiter versuchen. Ich werde versuchen, immer daran zu denken, dass du eine Frau bist, und du arbeitest daran, mir zu vertrauen.«
»Ich glaube dir, dass du nichts mit Veronica hattest. Das ist doch zumindest schon mal ein Anfang.«
Er ergriff ihre Hand. »Danke.«
»Ich will dich immer noch anschreien, wenn mir danach ist.«
»Das ist in Ordnung. Ich will immer noch Sex mit dir.«
Sie schniefte und wischte sich mit den Fingerknöcheln eine weitere Träne weg. »Jetzt?«
»Ich würde es niemals ablehnen, aber vielleicht könnte ich auch warten. Weißt du, wir haben es nie geschafft, meine Eltern zu besuchen, nachdem wir verheiratet waren.«
»Ich glaube, jetzt ist kein guter Zeitpunkt, um nach Arizona zu fahren.«
»Nein«, gab Jake zu. Doch er hatte das Bedürfnis, Callie einen Teil von sich zu zeigen, den er noch nie zuvor preisgegeben hatte.
»Mein Vater – er ist ein guter Mensch. Ruhig, zuverlässig, fleißig. Meine Mutter ist stark und tolerant. Zusammen bilden sie ein gutes Team, eine verlässliche Einheit.«
Er blickte auf Callies Hand und begann, zärtlich mit ihren Fingern zu spielen. »Ich kann mich nicht erinnern, dass je einer von ihnen zum anderen gesagt hätte, er liebe ihn. Jedenfalls nicht laut. Und auch zu mir haben sie es nicht gesagt. Ich wusste, dass sie mich liebten, aber wir sprachen nicht darüber. Wenn ich meine Eltern anrufen und ihnen sagen würde, dass ich sie liebe, würde ich uns alle in Verlegenheit bringen.«
Callie hatte nie darüber nachgedacht, dass diese simplen drei Worte Jake verlegen machen könnten. »Und du hast nie zu einem anderen Menschen gesagt, dass du ihn liebst?«, fragte sie.
»Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aber nein, vermutlich nicht – falls du sicher bist, dass dieses Ich-liebe-deinen-Körper nicht zählt.«
»Nein, das zählt nicht.« Ein warmes, zärtliches Gefühl stieg in ihr auf, und sie strich Jake sanft die Haare aus der Stirn. »Wir haben uns nie viel von unseren Familien erzählt, nicht wahr? Aber in den letzten Tagen hast du ja an einem Crash-Kurs teilgenommen, was meine betrifft.«
»Ich mag deine Familie. Beide Familien.«
Sie lehnte den Hinterkopf gegen die Tür. »Bei mir zu Hause wurde ständig über Gefühle geredet. Was wir fühlen, warum wir es fühlen. Ich glaube, es verging kein Tag, an dem meine Eltern nicht ›Ich liebe dich‹ sagten – zu mir oder zueinander. Carlyle konnte gar nicht ahnen, wie gut die Cullens und die Dunbrooks in dieser Hinsicht zueinander passen.«
»Wie meinst du das?«
»In beiden Familien ist es üblich, große Gefühle in Worte zu fassen. Ich zeige es dir.«
Sie stand auf und holte die Schuhschachtel aus ihrer Reisetasche. »Ich habe sie mittlerweile alle gelesen.«
Callie nahm einen Brief aus der Schachtel und reichte ihn Jake. Dann setzte sie sich wieder neben ihn.
»Na los«, forderte sie ihn auf. »Lies ihn, dann merkst du, was ich gemeint habe. Und das ist bei jedem dieser Briefe so.«
Er öffnete den Umschlag und entfaltete den Brief.
Liebe Jessica, herzlichen Glückwunsch zu deinem sechzehnten Geburtstag. Du bist heute sicher ganz aufgeregt. Sechzehn ist so ein wichtiger Geburtstag, vor allem für ein Mädchen. Für eine junge Frau, ich weiß. Mein kleines Mädchen
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