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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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böse.«

    Doug nahm Ty auf den Arm. »Du hast es aber auch darauf angelegt, was?«
    Tys Unterlippe bebte. Er schüttelte den Kopf und vergrub ihn an Dougs Schulter. »Sie hat mir den Hintern verhauen.«
    »Tyler!« Lana versank vor Scham fast im Boden.
    »Und warum?«, fragte Doug und tätschelte den misshandelten Kinderpo.
    »Doug, ich –« Am liebsten hätte Lana sich die Haare gerauft.
    »Ich weiß nicht. Mommy ist gemein. Kann ich mit zu dir nach Hause kommen?«
    »Nein, du wirst nirgendwohin gehen, junger Mann. Du gehst jetzt sofort auf dein Zimmer.« Kochend vor Wut versuchte Lana, ihren Sohn aus Dougs Armen zu reißen, aber er klammerte sich wie ein Äffchen an dem Mann fest.
    »Willst du nicht ans Telefon gehen?«, schlug Doug vor und wies mit dem Kopf zu dem unermüdlich läutenden Apparat hinüber. »Ich mache das hier schon.«
    »Ich möchte nicht, dass du …« Hier bist, das alles siehst, mich siehst, vervollständigte sie den Satz in Gedanken. »In Ordnung«, fuhr sie gereizt fort und ging zum Telefon.
    Doug schaltete den Fernseher aus und pfiff nach dem Hund. Ty hielt er dabei die ganze Zeit auf dem Arm. »Das war ein anstrengender Morgen, was, Kerlchen?«
    »Mommy hat mir den Hintern verhauen. Mit der Hand. Drei Mal !«
    »Meine Mom hat mich auch manchmal verhauen. Es hat zwar nicht wirklich wehgetan, aber sie hat damit meine Gefühle verletzt. Vermutlich wolltest du es ihr nur heimzahlen, als du gesagt hast, du magst sie nicht mehr.«
    »Wenn sie so gemein ist, mag ich sie auch nicht.«
    »Ist sie denn oft gemein?«
    »Nöö. Aber heute schon.« Der Junge hob den Kopf und sah Doug mit einem Blick an, der kläglich, hoffnungsvoll und unschuldig zugleich war. »Kann ich heute mit zu dir nach Hause kommen?«

    »Wenn du das tätest, wäre deine Mom schrecklich allein.«
    »Sie mag mich sowieso nicht mehr, weil die Bösen das Klo verstopft haben, und es ist übergelaufen, und dann ist mir das mit der Erdnussbutter passiert, und Elmer hat Mommys Schuh geklaut.« Tränen traten in Tys Augen. »Aber ich habe es doch nicht absichtlich gemacht.«
    »Das ist ja ziemlich viel auf einmal.« Doug küsste die heißen, nassen Kinderwangen. »Vielleicht solltest du deiner Mom sagen, dass er dir Leid tut.«
    »Das ist ihr bestimmt sowieso egal. Sie hat gesagt, wir wären Barbaren.« Ty blickte ihn ernst aus weit aufgerissenen Augen an. »Was sind Barbaren?«
    Doug seufzte. Wie hätte er diesem kleinen Kerl widerstehen können? Sein ganzes Leben lang war Doug allein seinen Weg gegangen, und er war ganz zufrieden damit gewesen. Und jetzt hatten auf einmal diese Frau, ihr Junge und der Hund im Sturm sein Herz erobert.
    »Ein Barbar ist jemand, der sich schlecht benimmt. Offenbar habt ihr, du und Elmer, euch nicht gut benommen, als deine Mom versucht hat zu arbeiten.«
    »Brocks Mom arbeitet nicht.«
    Es war, als hörte Doug sich selbst als kleiner Junge reden. Er hatte sich damals auch oft beschwert oder geschmollt, wenn seine Mutter zu beschäftigt gewesen war, um ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu widmen.
    »Brocks Mom ist nicht deine Mom. Und die eigene Mom ist etwas ganz Besonderes. Niemand auf der ganzen Welt ist so besonders.« Er zog Ty an sich und strich ihm über den Kopf. Elmer sprang mit einem Ball im Maul um sie herum. Offensichtlich wollte er spielen.
    »Wenn du etwas falsch machst, musst du auch dafür einstehen.« Doug setzte Ty ab und warf den Ball für den Hund. »Ich wette, das hätte dein Dad auch gesagt.«
    »Ich habe keinen Dad. Er ist im Himmel und kommt nie mehr zurück.«
    »Das ist schlimm.« Doug ging vor Tyler in die Hocke. »Das
ist so ungefähr das Schlimmste, was es gibt. Aber du hast eine tolle Mom. Es steht jedenfalls auf ihrem T-Shirt.«
    »Grandma hat mir geholfen, Mommy das T-Shirt zum Geburtstag zu kaufen, und dann ist Elmer hochgesprungen, und Mommy hat Kaffee auf das neue T-Shirt gekleckert. Und dann hat sie ein schlimmes Wort gesagt, das Wort mit S.« In der Erinnerung daran verzogen sich Tys Mundwinkel zu einem Grinsen. »Zwei Mal hat sie es gesagt. Ganz laut.«
    »Wow! Da muss sie ja richtig böse gewesen sein. Aber das können wir in Ordnung bringen. Willst du das?«
    Ty schniefte und wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab. »Okay.«
     
    Als Lana ihr Telefonat beendet hatte und ihren Kopf nur für eine einzige Minute auf den Schreibtisch sinken lassen wollte, wurde die Tür geöffnet. Lana stand auf und fuhr sich mit den Händen rasch durch die Haare, um sie

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