Die falsche Tochter - Roman
wenigstens ein bisschen in Form zu bringen. Tyler trat ein, einen zerrupften Strauß mit schwarzäugiger Susanne in der Faust. »Es tut mir Leid, dass ich böse war und gemeine Sachen gesagt habe. Sei nicht mehr böse auf mich.«
»Oh, Ty!« Den Tränen nahe hockte Lana sich hin und zog ihn in die Arme. »Ich bin dir nicht mehr böse. Es tut mir Leid, dass ich dich verhauen habe, und es tut mir auch Leid, dass ich dich angeschrien habe. Ich liebe dich doch über alles.«
»Ich habe dir die Blumen gepflückt, weil du sie gern magst.«
»Ja, ich mag sie sehr gern.« Sie löste sich von ihm. »Ich stelle sie auf meinen Schreibtisch, damit ich sie sehen kann, wenn ich arbeite. Und später rufe ich bei Brock zu Hause an und frage, ob du mit ihm spielen kannst.«
»Ich will nicht zu Brock. Ich will hier bleiben und dir helfen. Ich räume jetzt meine Spielsachen auf.«
»Im Ernst?«
»Hm. Und ich lasse die Bösen auch nicht mehr im Klo ertrinken.«
»Okay.« Sie drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. »Dann ist ja alles wieder gut. Na los, räum deine Sachen auf, und dann lege ich dir ein Star-Wars -Video ein.«
»Klasse! Komm, Elmer.« Tyler rannte mit dem Hund hinaus.
Lana fuhr sich noch einmal durch die Haare, obwohl es hoffnungslos war, und richtete sich auf. Als das Telefon erneut klingelte, ignorierte sie es einfach und ging in die Küche, wo Doug saß und einen Kaffee trank.
»Das war vermutlich eine neue Erfahrung in Sachen Kindererziehung für dich, nicht wahr? Tut mir Leid, dass du es mitbekommen hast.«
»Was mitbekommen? Einen normalen Alltag?«
»Für gewöhnlich gerate ich nicht so in Rage.«
»Deswegen ist es doch nicht weniger normal. Einer muss schließlich die Zügel in der Hand halten.«
»Sag das bitte noch einmal.« Lana nahm eine kleine, grüne Vase aus dem Schrank. »Ich bin aber auch selbst schuld, weil ich versucht habe, das Büro von hier aus zu managen, obwohl meine Sekretärin frei hat. Warum sollte ich Ty auch zur Tagesmutter bringen, wenn er hier bei mir sein kann? Schließlich bin ich ja seine Mutter. Und dann ist mir alles ein wenig über den Kopf gewachsen, und ich habe es an Ty und dem Hund ausgelassen.«
»Ich würde sagen, die beiden hatten einen großen Anteil daran, dass dir die Dinge über den Kopf gewachsen sind.« Doug griff nach dem ramponierten Schuh, der auf der Arbeitsfläche lag. »Wer von den beiden hat denn darauf herumgekaut?«
Seufzend füllte Lana Wasser in die Vase. »Ich habe sie noch nicht ein einziges Mal getragen. Der blöde Hund hat ihn einfach aus der Schuhschachtel gezerrt, während ich versucht habe, der Flut im Badezimmer Herr zu werden.«
»Du hättest einen Klempner rufen sollen.« Er verkniff sich das Lachen, als sie die Zähne fletschte. »Oh, du hast also einen gerufen. Ich schaue es mir mal an.«
»Es ist nicht deine Aufgabe, meine Toilette zu reparieren.«
»Du brauchst mich ja auch nicht dafür zu bezahlen.«
»Doug, ich weiß deine Hilfsbereitschaft zu schätzen. Ich bin dir dankbar dafür, dass du Ty aus der Schusslinie genommen hast, bis ich mich wieder beruhigt hatte, dass du mit ihm Blumen gepflückt hast und mir anbietest, meine Toilette zu reparieren, aber …«
»Du lässt dir nicht gerne helfen.«
»Nein, darum geht es nicht. Ganz bestimmt nicht. Ich habe mich nicht mit dir eingelassen, damit du den Klempner spielst und andere Krisen im Haus bewältigst. Ich möchte nicht, dass du glaubst, ich erwarte so etwas von dir, nur weil wir miteinander ausgehen.«
»Wie wäre es denn, wenn du so etwas erwarten könntest, weil ich dich liebe?«
Die Vase glitt ihr aus den Fingern und fiel polternd auf die Arbeitsplatte. »Was? Was?«
»Es ist vor etwa fünfzehn Minuten passiert, als ich hereinkam und dich sah.«
»Mich sahst …« Fassungslos blickte sie ihn an. »So wie ich aussehe?«
»Du bist nicht perfekt. Du bist zwar verdammt nahe dran, aber nicht absolut perfekt. Für mich ist das eine gewaltige Erleichterung. Die Vorstellung, mit einer absolut perfekten Frau auf lange Sicht zusammenzubleiben – was ich im Übrigen noch nie vorher ins Auge gefasst habe –, flößt mir irgendwie Angst ein. Aber wenn diese Frau Kaffeeflecken auf dem T-Shirt hat, es nicht schafft, sich die Haare zu kämmen, und ihr Kind anschreit, wenn es das verdient hat, dann lohnt es sich schon, darüber nachzudenken.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin noch …«
»… nicht so weit«, ergänzte er ihren Satz. »Sag mir am besten
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