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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ist eine junge Frau.
    Du bist wunderschön, auch das weiß ich.
    Ich sehe andere junge Mädchen in deinem Alter und denke, wie hübsch, strahlend und frisch sie aussehen. Wie aufregend es für sie ist, so vieles vor sich zu haben. Und auch, wie frustrierend und schwierig es sein kann.

    So viele Emotionen, so viele Bedürfnisse und Zweifel. So vieles, was vollkommen neu ist. Ich überlege oft, welche Gespräche wir wohl miteinander führen würden. Über die Jungen, die dir gefallen, und die Verabredungen, die du schon hattest.
    Ich weiß auch, dass wir uns streiten würden – das muss bei Müttern und Töchtern so sein. Ich würde alles darum geben, dich hier zu haben, damit ich mich mit dir auseinander setzen könnte. Du würdest in dein Zimmer stürmen und die Tür hinter dir zuknallen, um mich auszuschließen. Dann würdest du die Musik so laut wie möglich stellen.
    Ich würde alles dafür geben.
    Ich denke daran, wie wir zusammen einkaufen gehen und viel zu viel Geld ausgeben würden. Und danach würden wir irgendwo zusammen zu Mittag essen.
    Ich frage mich, ob du wohl stolz auf mich wärst. Ich hoffe es. Stell dir Suzanne Cullen, die Geschä fts frau, vor. Ich hoffe, du wärst stolz darauf, dass ich ein eigenes und noch dazu ein erfolgreiches Geschäft habe.
    Ich frage mich, ob du in irgendeiner Zeitschrift schon einmal mein Foto gesehen hast, während du beim Zahnarzt oder beim Friseur gewartet hast. Ich denke darüber nach, ob du meine Plätzchen kennst und wie sie dir schmecken.
    Ich versuche, nicht zu trauern, aber es ist so schwer zu ertragen, dass du vielleicht nie erfährst, wer ich bin. Und dass du nie erfährst, wie sehr ich dich liebe.
    Jessie, du bist jeden Tag und jede Nacht in meinen Gedanken, meinen Gebeten, meinen Träumen. Du fehlst mir.
    Ich liebe dich.
    Mom.
     
    »Ich kann mir vorstellen, wie schlimm das für dich sein muss.« Jake ließ den Brief sinken und blickte Callie an. »Ich war so von den Tatsachen und Verbindungen gefesselt, dass ich darüber beinahe vergessen habe, wie du dich dabei fühlst.«
    »In welchem Jahr hat sie das geschrieben?«

    »Du warst sechzehn.«
    »Sechzehn Jahre. Sie wusste nicht, wie ich aussehe, nicht genau jedenfalls. Sie wusste nicht, was aus mir geworden war, was ich machte, wo ich war. Aber sie liebte mich. Nicht nur das Baby, das sie verloren hatte, sondern mich, ganz gleich, wer ich war. Sie liebte mich so sehr, dass sie mir diesen Brief schrieb. Und sie liebt mich immer noch so sehr, dass sie mir alle diese Briefe gegeben hat, damit ich weiß, dass sie mich liebt.«
    »Und in dem Wissen, dass du diese Liebe nicht erwidern kannst.«
    »Ja«, stimmte Callie zu. »Ich habe eine Mutter, die alle diese Dinge, von denen Suzanne schreibt, mit mir geteilt hat. Ich hatte eine Mutter, die mir ihre Liebe zeigte. Eine Mutter, die mit mir einkaufen ging und sich mit mir stritt, die ich für zu streng oder für zu dumm hielt – und was Teenager sonst noch so von ihren Müttern halten.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich will damit sagen, dass meine Mutter diesen Brief genauso hätte schreiben können. Vivian und Suzanne haben beide die gleichen Gefühle und Bedürfnisse. Einige der Antworten, die ich suche, habe ich bereits. Ich weiß, wo ich herkomme. Ich weiß, dass meine Gene und die Umgebung mir ermöglicht haben, so zu werden, wie ich bin. Und ich weiß, dass ich das zwei Elternpaaren verdanke, auch wenn ich nur eines davon vorbehaltlos lieben kann. Und ich weiß, dass ich das alles durchstehen werde. Den emotionalen Aufruhr, die Angst und die Sorge. Denn mein Lebenslauf ist erst dann vollständig, wenn ich der Frau, die diesen Brief geschrieben hat, die restlichen Fragen beantworten kann.«

21
    Lana wusste, dass es erfolgreiche berufstätige Frauen gab. Frauen, die ein Unternehmen leiteten, ganze Imperien schufen und gleichzeitig ihre Kinder zu glücklichen, gesunden Menschen erzogen, die in Harvard mit summa cum laude graduierten oder weltberühmte Konzertpianistinnen wurden. Und so ganz nebenbei gelang es diesen Frauen, täglich wahre Feinschmeckermahlzeiten zuzubereiten, ihr Heim mit italienischen Antiquitäten einzurichten, intelligente Interviews für Money und People zu geben, glücklich verheiratet zu sein, ein aktives, aufregendes Sexleben zu führen und niemals auch nur um ein Gramm ihr Idealgewicht zu überschreiten.
    Solche Gedanken gingen Lana durch den Kopf, während sie – immer noch in den Boxershorts und dem T-Shirt, in denen sie geschlafen

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