Die falsche Tochter - Roman
werde ich nicht bleiben«, sagte Richard und nahm auf einem Sessel gegenüber vom Sofa Platz. »Dr. Dunbrook und ihr Partner haben sich Zutritt zu meinem Büro verschafft, indem sie behaupteten, es gäbe eine familiäre Verbindung.«
»Die familiäre Verbindung haben Sie vermutet«, korrigierte Callie ihn. »Wir sagten lediglich, ich hätte eine Verbindung zu Ihrem Vater. Und da er mit meinem Verkauf viel Geld verdient hat, stimmt das ja wohl auch.«
»Solche Anschuldigungen sind verleumderisch. Wenn Ihre Anwältin Sie darüber nicht in Kenntnis gesetzt hat, ist sie inkompetent. Ich habe die Dokumente, die Sie mir ausgehändigt hatten, überprüft. Es stimmt zwar, dass die Adoptionspapiere für Elliot und Vivian Dunbrook nicht gerichtlich bestätigt wurden …«
»Es waren Fälschungen.«
»Sie wurden nicht ordentlich bestätigt. Wie Ihre Anwältin
wissen sollte, könnte es sich auch um einen Fehler seitens des Gerichts handeln.«
»Das ist meines Erachtens ausgeschlossen« – Lana setzte sich ebenfalls –, »da das Adoptionsgesuch und die letztendliche Bewilligung von allen Parteien unterzeichnet wurden und die Papiere ein offensichtlich gefälschtes Gerichtssiegel tragen. Außerdem sind sie in den entsprechenden Akten nicht enthalten.«
»Vermutlich ist irgendein überarbeiteter, unterbezahlter Gerichtsangestellter dafür verantwortlich.«
»Der Austausch – Geld gegen Kind – fand in der Kanzlei Ihres Vaters statt, Mr Carlyle. In Anwesenheit Ihres Vaters.«
»Zahlreiche Kinder sind in der Kanzlei meines Vaters übergeben worden. Und wie in allen großen Kanzleien arbeiteten viele Menschen an den Fällen, die er übernahm. Mein Vater war ein angesehener Anwalt, und es ist einfach lächerlich, ihn des illegalen Handels mit Babys zu beschuldigen. Ich möchte nicht, dass sein Ruf – und in der Folge auch meiner – geschädigt wird. Meine Mutter oder meine Kinder sollen nicht das Opfer böswilliger Gerüchte werden.«
»Sie erzählen uns nichts anderes als in Atlanta«, sagte Jake. Weil er spürte, wie nervös Callie war, legte er ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Aber eigentlich wirken Sie auf mich nicht wie ein Mann, der seine Zeit damit verschwendet, sich zu wiederholen.«
»Wenn es sein muss, wiederhole ich mich auch. Ich habe volles Mitgefühl mit Ihrer Lage, Dr. Dunbrook, Mr Cullen. Nachdem ich die Dokumente und Artikel, die Sie mir zur Verfügung gestellt haben, überprüft habe, weiß ich, wie tragisch diese Situation für Sie ist. Aber selbst wenn ich glaubte, dass mein Vater in irgendeiner Weise involviert gewesen wäre – was ich nicht tue –, könnte ich Ihnen nicht helfen.«
»Warum fragen Sie ihn denn nicht einfach selbst, wenn Sie so sicher sind, dass er nicht involviert war?«, fragte Callie. »Warum zeigen Sie ihm die Papiere nicht und bitten ihn um eine Erklärung?«
»Das ist leider nicht möglich. Mein Vater ist tot. Er starb vor zehn Tagen in seinem Haus auf Grand Cayman. Ich komme soeben von dort; ich war auf seiner Beerdigung und habe seiner Frau geholfen, den Besitz zu verkaufen.«
Callie hatte das Gefühl, als täte sich der Boden unter ihren Füßen auf. »Und wir sollen Ihnen einfach glauben, dass er zu einem so passenden Zeitpunkt gestorben ist?«
»Als passend kann man ihn wohl kaum bezeichnen. Er war schon seit einiger Zeit krank. Aber ich erwarte natürlich nicht, dass Sie lediglich meinem Wort Glauben schenken.« Richard öffnete seine Aktentasche und zog eine Dokumentenmappe heraus. »Ich habe hier Kopien der Arztberichte, der Sterbeurkunde und seines Testamentes.« Ohne den Blick von Callie zu wenden, reichte er Lana die Papiere. »Sie können sie jederzeit verifizieren lassen.«
»Sie haben uns gesagt, Sie wüssten nicht, wo sich Ihr Vater aufhält. Wenn Sie damals gelogen haben, dann könnte dies hier nur eine weitere Verschleierungstaktik von Ihnen sein.«
»Ich habe nicht gelogen. Ich hatte meinen Vater seit Jahren nicht mehr gesehen, vermutete aber, dass er sich auf den Caymans oder auf Sardinien aufhielt, wo er schon vor Jahren unter den Namen seiner jeweiligen Geliebten Grundbesitz erworben hatte. Aber das war lediglich eine Vermutung, und ich fühlte mich bei Ihrem Besuch nicht verpflichtet, sie Ihnen mitzuteilen. Meine Pflicht ist es, meine Mutter, meine Frau und meine Kinder, meinen Ruf und meine Kanzlei zu schützen. Und genau das beabsichtige ich auch zu tun.«
Carlyle erhob sich. »Es ist vorbei, Dr. Dunbrook. Was auch immer
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