Die falsche Tochter - Roman
welchen?«
»Kümmerst du dich um meine Frau und ihren Jungen, während ich weg bin?«
»Gerne.«
»Moment mal.« Verlegen schloss Lana die Akte. »Jake hat schon genug zu tun, auch ohne sich um mich zu kümmern. Außerdem weiß ich nicht so recht, wie ich es finden soll, als ›deine Frau‹ bezeichnet zu werden.«
»Du hast damit angefangen«, antwortete Doug und fügte erklärend hinzu: »Sie hat mich gefragt, ob ich mit ihr ausgehe.«
»Ja, zum Abendessen, du liebe Güte!«
»Und dann hat sie sich mich geangelt.« Doug biss in seinen Hot Dog und sprach mit vollem Mund weiter. »Und jetzt, wo sie mich an der Angel hat, weiß sie nicht, was sie tun soll.«
»Geangelt –« Sprachlos griff Lana nach Callies Bier und nahm einen großen Schluck.
»Jedenfalls wäre mir wohler, wenn du nach Lana und Ty sehen könntest, während ich weg bin. Wenn ich zurückkomme«, fügte er, an Lana gewandt, hinzu, »bist du dir ja vielleicht darüber im Klaren, was du mit mir anstellen willst.«
»Oh, ich habe jetzt schon ein paar ganz gute Ideen.«
»Sind sie nicht süß?« Callie fuhr mit dem Finger durch den Zuckerguss an ihrem Kuchenstück und leckte ihn genüsslich ab. »Es macht wirklich Spaß, euch Turteltäubchen zuzuschauen.«
»Es tut mir auch wirklich Leid, dass ich nicht bleiben kann, damit du Doug und mich weiter beobachten kannst, aber ich muss nach Hause zu Ty. Die Akte enthält die neuesten Informationen. Wenn du irgendwelche Fragen hast, ruf einfach an.«
»Ich komme mit.« Doug stand auf und streckte die Hand aus, um Lana aufzuhelfen.
Lana reichte Callie die Bierdose. »Wie lange bleibt ihr beide heute Nacht hier?«
»Matt und Digger lösen uns um zwei ab.«
Lana ließ ihren Blick über das Gelände und den Teich schweifen. »Ich kann nicht behaupten, dass es mir Spaß machen würde, den größten Teil der Nacht hier zu verbringen, ganz gleich unter welchen Umständen.«
»Und mir würde es ganz sicher keinen Spaß machen, den größten Teil des Tages im Büro zu verbringen, ganz gleich, unter welchen Umständen.« Callie prostete Lana mit ihrer Bierdose zu. »Wir haben eben alle unsere Vorlieben.«
Doug wartete im Wohnzimmer, während Lana Ty zu Bett brachte. Er vertrieb sich die Zeit damit, die Fotografien zu betrachten, die auf den Bücherregalen standen. Auf einer war Lana zu sehen, die sich an einen blonden Mann lehnte, der die Arme fest um ihre Taille geschlungen hatte. Steven Campbell, dachte Doug. Die beiden waren ein schönes Paar gewesen und wirkten entspannt und glücklich. Ty hatte offenbar die Augen seines Vaters. Der Mann auf dem Foto grinste fröhlich, und sein Kinn ruhte auf Lanas Scheitel. Die Geste strahlte Zuneigung und Intimität aus.
»Er war ein toller Mann«, hörte Doug Lana leise sagen. Sie trat zum Bücherregal und nahm das Foto heraus. »Sein Bruder hat uns fotografiert. Wir waren zu Besuch bei seiner Familie und hatten gerade verkündet, dass ich schwanger sei. Es war einer der schönsten Momente in meinem Leben.«
Vorsichtig stellte sie das Bild wieder zurück.
»Ich habe gerade gedacht, wie gut ihr zusammen ausseht. Und dass Ty mit euch beiden ein bisschen Ähnlichkeit hat. Er hat deinen Mund und seine Augen.«
»Und Steves Charme und mein Temperament. Steve war außer sich vor Freude, als Ty zur Welt kam. Er war ein guter Vater und hatte viel weniger Probleme mit dieser Rolle als ich mit meiner als Mutter.«
»Er hat euch beide geliebt. Das sieht man ganz deutlich an der Art, wie er euch im Arm hält.«
»Ja.« Lana wandte sich ab.
»Ich will nicht seinen Platz einnehmen, Lana. Weder bei dir noch bei Ty. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man unmöglich die Lücke ausfüllen kann, die ein anderer Mensch hinterlässt. Als Kind glaubte ich, ich könnte es, es sei sogar meine Aufgabe, aber letztendlich konnte ich nur zusehen, wie meine Eltern sich auseinander lebten.«
»Es muss sehr schwer für dich gewesen sein.«
»Jetzt, wo meine Schwester wieder da ist, ist es noch schwerer, weil ich dadurch mein ganzes Leben mit anderen Augen betrachte. Ich habe meinen Eltern nicht beigestanden.«
»Doug, das stimmt nicht.«
»Doch, es stimmt.« Es war ihm wichtig, dass Lana seine Gefühle verstand und auch begriff, dass er bereit war, sich zu ändern. »Ich verließ meine Eltern, weil ich nicht mit dem Geist meiner Schwester leben wollte, und weil ich dachte, ich sei ihnen ohnehin nicht wichtig genug, als dass sie wegen mir zusammenblieben. Gleichzeitig warf ich
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