Die falsche Tochter - Roman
Bescheid, wenn es so weit ist.« Lana rutschte auf dem harten Boden hin und her, um eine bequemere Sitzposition zu finden. »Und in der Zwischenzeit …«
Sie schob sich die Haare aus dem Gesicht und holte eine Aktenmappe aus ihrer Tasche. »Ich habe Carlyles Sterbeurkunde überprüft und persönlich mit seinem Arzt gesprochen. Da er
von den nächsten Verwandten die Erlaubnis dazu bekommen hat, hat er mir einige Details über Carlyles Gesundheitszustand erzählt. Vor acht Jahren hat man bei ihm Krebs diagnostiziert und eine Behandlung begonnen. Vor kurzem ist die Krankheit dann wieder ausgebrochen. Im April wurde erneut mit einer Chemotherapie begonnen, und im Juli wurde Carlyle ins Krankenhaus eingeliefert, da sich sein Zustand verschlechterte. Anfang August wurde er in ein Pflegeheim gebracht.«
Sie ließ die Mappe sinken und blickte Callie an. »Daraus schließe ich, dass Carlyle nicht in der Verfassung war zu reisen, und es gibt auch keinen Anhaltspunkt dafür, dass er sein Haus auf Grand Cayman verlassen hat. Bis zu einem gewissen Grad mag er in der Lage gewesen sein, Telefongespräche zu führen, aber auch das nur sehr eingeschränkt. Er war ein schwer kranker Mann.«
»Und jetzt ist er tot«, ergänzte Callie.
»Möglicherweise können wir genug Beweise gegen ihn erbringen, um das Gericht davon zu überzeugen, dass es seine Aufzeichnungen beschlagnahmen lässt. Wahrscheinlich gibt es nämlich Aufzeichnungen, Callie, und es könnte dir helfen, wenn du sie siehst. Aber ich kann nicht garantieren, dass das, was wir bisher in der Hand haben, ausreicht.«
»Dann müssen wir uns eben noch mehr Beweise besorgen. Wir haben die Verbindung von Barbara Halloway und Suzanne zu Simpson und meinen Eltern hergestellt und deren Verbindung zu Carlyle. Es muss noch weitere Personen geben, die an dem Geschäft beteiligt waren.«
»Wie wichtig ist es dir, die Wahrheit herauszufinden?« Doug hob die Hand und ließ sie wieder sinken. »Du weißt doch ungefähr, was geschehen ist. Du kannst es vielleicht nicht beweisen, aber du weißt es. Carlyle ist tot. Also, wie wichtig ist es dir?«
Callie griff erneut in die Kühlbox und holte ein in Alufolie eingewickeltes Päckchen heraus. Sie öffnete es und hielt es Doug hin. »Suzanne hat mir einen Geburtstagskuchen gebacken.«
Doug starrte auf die rosafarbene Rosenknospe auf dem weißen Zuckerguss.
»Ich kann sie nicht so lieben wie du. Und Jay auch nicht«, fuhr Callie fort. »Aber sie bedeuten mir etwas.«
»Carlyle hatte Angestellte, Leute, die für ihn gearbeitet haben«, warf Jake ein. »In seiner Kanzlei, in seinem Netzwerk. Er war insgesamt drei Mal verheiratet und hatte höchstwahrscheinlich auch noch andere intime Beziehungen. Ganz gleich, wie vorsichtig der Mann war – irgendjemandem muss er doch etwas erzählt haben. Um das herauszufinden, brauchen wir ein klares Bild von ihm. Wer war Marcus Carlyle? Was ging in ihm vor?«
»Ein bisschen steht schon im Bericht des Detektivs.« Lana blätterte die Aktenmappe durch. »Der Name seiner Sekretärin in seinen Kanzleien in Boston und Seattle zum Beispiel. Wir glauben, dass sie wieder geheiratet hat und nach North Carolina gezogen ist, aber er hat sie bisher nicht aufspüren können. Es gab auch einen Kanzleiangestellten, mit dem der Detektiv gesprochen hat, aber es gibt kein Anzeichen dafür, dass er etwas mit der Sache zu tun hatte. Außerdem gab es noch ein paar andere Angestellte, von denen aber keiner Kontakt zu Carlyle hatte, nachdem er aus Boston weggezogen war.«
»Was ist mit seinen Geschäftspartnern? Anderen Anwälten, Mandanten, Nachbarn?«
»Mit einigen hat der Detektiv gesprochen.« Lana hob die Hände. »Aber wir reden hier über eine Zeit, die über zwanzig Jahre zurückliegt. Ein paar der Leute sind tot, andere weggezogen, und einige sind einfach noch nicht aufgespürt worden. Wenn wir es so breit angehen wollen, bräuchten wir realistischerweise mehrere Detektive und viel Zeit und Geld.«
»Ich könnte nach Boston fahren.« Doug brach sich ein weiteres Stück Kuchen ab. »Und auch sonst überallhin.« Er zuckte die Achseln, als Callie ihm einen fragenden Blick zuwarf. »Reisen ist schließlich mein Job. Und wenn du auf der Jagd nach alten Büchern bist und entscheiden musst, ob sie etwas wert sind oder nicht, musst du mit vielen Leuten reden und eine
ganze Menge recherchieren. Also gehe ich auf Reisen und stelle ein paar Fragen. Tust du mir einen Gefallen?«, fuhr er, an Jake gewandt, fort.
»Ja,
Weitere Kostenlose Bücher