Die Falsche Tote
allesamt in Bromma zur Schule gegangen, natürlich einige Jahrgänge nach den Prinzessinnen. Und noch einige Jahrgänge nach Barbro Setterlind.
»Offiziell wohnen die immer noch alle da«, schloss Sofi ihren Vortrag. »Soll ich mal die Liste der Feinde des JK vorlesen?«
»Nein«, sagte Kjell. »Das macht die Säpo. Vielleicht hat Kullgren ja schon einen verdächtigen Kurden, den er der Öffentlichkeit präsentieren kann.«
Protokoll 12, an dessen Entwicklung Kjell beteiligt gewesen war, sah eine konkurrierende Ermittlung vor. Während die Säpo sich die Staats- und JK-Feinde vornahm, sollte die Taktische Einheit der Reichsmord wie bei einem normalen Verbrechen von der Tat selbst ausgehen und den Spuren folgen. Kjell hatte da so seine Vermutungen, wollte sich die Liste bei Gelegenheit aber trotzdem ansehen.
»Es gibt ungewöhnliche Geldabhebungen von Josefins Konto«, fuhr Sofi fort. »Das habe ich Henning hingelegt.«
Sie hörten Schritte und eine Tür zufallen. Das sensationellste dreieiige Zwillingspaar der Welt traf ein, wie Barbro es nannte.
Sie schritt zielstrebig zur Kaffeemaschine, während Henning seiner Sehnsucht nach Bier folgte und auch eine Flasche für Sten aus dem Kühlschrank nahm.
»Es gibt Neuigkeiten«, sagte Barbro. »In der Wohnung des Bruders wurde zweifelsfrei eingebrochen. Er ist verschwunden. In Josefins Zimmer haben sie eine halbe Million in bar gefunden. Das Geld lag im Kleiderschrank.«
»Warst du bei der Isländerin?«, wollte Kjell wissen.
»Frag nicht, du! Sie mussten sie sedieren. Ich hab immerhin erfahren, dass sie es nicht war, die geklingelt hat. Im Übrigen glaubt sie an Selbstmord.«
»Selbstmord?«
»Josefin soll sehr verschlossen und ängstlich gewesen sein. Beinahe depressiv. Nur ausgerechnet heute soll sie fröhlich gewesen sein. Die beiden waren im Vasapark. Vielleicht irrt sie sich, sie kannten sich ja noch nicht so lange.«
»Wieso wohnt sie überhaupt dort?«
»Sie hat von Island aus eine Wohnung gesucht. Weil das schwedische Immobiliensystem sehr undurchsichtig ist, hat sie bei einer Frauenberatung angerufen, wo Josefin anscheinend gearbeitet hat. Und Josefin hat ihr freimütig angeboten, vorübergehend bei ihr zu wohnen.«
»Ich war auch noch bei der Eskimofrau in Solna«, sagte Henning. »Ich habe immer geglaubt, sie sei die Putzfrau.«
»Die Gerichtsmedizinerin?«, lachte Sofi. »Sie hat die Urlaubsvertretung für Hans.«
»Man sagt auch nicht Eskimo, sondern Inuit«, fand Barbro.
»Himmel, da redet man sich um Kopf und Kragen.« Henning nahm einen Schluck. »Warum darf man nicht Eskimo sagen?«
»Das heißt Fleischfresser.«
Henning verstand nicht, was daran beleidigend sein sollte, und zuckte mit den Schultern. »Bei der Inaugenscheinnahme konnte sie nichts finden. Sie ruft an, wenn die Obduktion beendet ist. Aber nicht vor fünf Uhr. Sie muss erst die Leiche herrichten, bevor sie den Bericht verfassen kann, weil der JK am Morgen eintrifft.«
Kjell gähnte. »Was ist mit dem Kuvert, das ihr im Bett gefunden habt?«
Sofi zuckte mit den Schultern, griff zum Hörer und fragte bei der Technischen nach. »Ich bin wohl schuld«, sagte sie nach dem Auflegen. »Wir haben den Zettel mit dem Scanner abgesucht. Es gab Muster, aber einen vollständigen Fingerabdruck haben wir nicht gefunden. Das Papier ist so rau.«
»Wo lag das Kuvert genau?«, erkundigte sich Barbro.
Sofi grinste. »Unter dem Kopfkissen. Deswegen sollte Lasse doch die Oberfläche absuchen, damit wir wissen, wie lange der Zettel da schon lag.«
»Riskant«, fand Barbro. »Hättet ihr es nicht öffnen können? Vielleicht sagt der Inhalt ja viel mehr als die äußerliche Untersuchung.«
Henning wackelte mit dem Kinn. Das war eine unübersehbare Geste, und alle wussten jetzt, dass sie die Klappe halten sollten, bis Henning zu Ende gedacht hatte. »Nein, es war richtig. Der Zettel passt nicht zu der Art, wie die Tat begangen wurde. Wenn es eine war.«
»Es könnte ja ein Abschiedsbrief sein«, wandte Sofi ein. »Ob echt oder unecht.«
»Eben deshalb ist es richtig, bei der Gummierung nicht zu schlampen. Lasse glaubt, dass der Zettel nicht erst vom Täter abgelegt wurde. Die Staubschicht war mit bloßem Auge zu sehen.«
Die Ergebnisse von Staubschichtanalysen konnten lange auf sich warten lassen, das war hier allen klar. Aber sie konnten auch DNA-Spuren hervorbringen. Da konnte man richtig Glück haben.
»Was ist mit dem Bruder?«, fragte Kjell.
Barbro zuckte mit den Schultern. »Wir
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