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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sein Herz nicht mehr mitgemacht. Aber nicht darüber will ich mich mit Ihnen
unterhalten, Göbel, sondern über Ihre neue Produktion, über Ihre ausgezeichneten
Hunderter-Lappen.«

    Göbel schwieg. Das hielt einige
Augenblicke an.
    »Jetzt verstehe ich wirklich
nicht, was Sie meinen«, sagte er dann.
    »Zunächst mal, meine ich, ist
es verdammt unvorsichtig, solche Mitteilungen in einem Brief zu machen. Die
Post ist zwar halbwegs zuverlässig, trotzdem kann ein Brief immer mal verschütt
gehen. Wie in diesem Fall! Ich, Göbel, habe Ihren Brief an Leihkauf. Der Inhalt
ist klar. Wir brauchen nicht rumzureden. Ihr Geldhehler ist tot. Sie sitzen auf
einer Million in Hunderter-Blüten, von denen bereits etliche in der Stadt
rumschwirren — wie man weiß. Echte Kohle ist wohl bei Ihnen Mangelware, wie?
Oder bezahlen Sie immer mit Blüten, wenn Sie Zigaretten kaufen?«
    Göbel lutschte an den Worten,
bevor er sie aussprach. »Ich... äh... glaube, Kellermann, wir... nun, wir
sollten uns mal zusammensetzen. Da... ja, da redet es sich besser.«
    »Worauf Sie sich verlassen können,
alter Freund! Wir setzen uns zusammen. Heute noch tanze ich mit meinen Freunden
bei Ihnen im Mäuseweg an. Aber bis dahin können Sie schon was in Ihrem Herzen
bewegen.«
    Und da übermannte es Kowalske.
Er plauderte am Telefon seine geheimsten Pläne aus, obgleich er wusste, wie
gefährlich das ist, denn schließlich kann zufällig jemand mithören: »Hören Sie
mir zu: Sie sitzen auf einer Million Blüten. Ich habe einen Plan.
Seit Jahren schon habe ich den, aber jetzt — dank Ihrer möglichen Partnerschaft
— wird er perfekt. Es hat was mit Bankraub zu tun. Doch es wird heißen: Die
Bankräuber haben sich besonnen — im letzten Moment — und keinerlei Schaden
angerichtet. Das bedeutet, dass dann nur halbherzig gefahndet wird. In Wahrheit
aber — und das ist der Knüller — haben wir Ihre Blüten umgetauscht. Und zwar
zum Wechselkurs von eins zu eins. Das, Göbel, macht für jeden von uns eine
halbe Million. Interessiert?«
    »Ja.«
    »Gut. Einzelheiten besprechen
wir bei Ihnen. Wann sollen wir kommen — zum Mäuseweg?«
    »Ich und meine Freunde sind den
ganzen Nachmittag hier.«
    »Hoffentlich haben Ihre Freunde
den nötigen Mumm in den Knochen. Was ich vorhabe, erfordert nämlich ein
bisschen Gewalt.«
    »Wir werden sehen«, sagte
Göbel.

9. Tarzan stellt eine Falle
     
    Nach dem Mittagessen im großen
Speisesaal der Internatsschule rannten Tarzan und Klößchen zum Fahrradkeller.
    Im Eiltempo holten sie ihre
Stahlrösser hervor. Durch den klaren Wintertag preschten sie dann über die
Zubringerstraße zur Stadt.
    Bei Gaby hatte sich die
TKKG-Bande verabredet.
    Als die beiden Freunde in die
Altstadtstraße einbogen, sahen sie, dass Karl schon da war. Sein Rad lehnte
neben Frau Glockners Lebensmittelgeschäft an der Wand.
    Es war eine anheimelnde Gegend.
Die Häuser hatten die Jahrhundertwende schon erlebt, standen zum Teil unter
Denkmalschutz, besaßen spitze Giebel, Stuckfassaden, Mauern wie Burgen aus dem
Mittelalter und kühle Keller, in denen es auch wirklich nach Keller roch — und
nicht nach tapeziertem Hobbyraum, wie in den — oft seelenlosen — Neubauten.
    Gaby ließ die beiden ein und
Tarzan wurde von Oskar, seinem speziellen Freund, mit Freudengeheul begrüßt.
Jedesmal ging das so.
    Sie verloren keine Minute.
    Gaby zog nur rasch ihren Anorak
an, griff zur Pudelmütze und nahm Oskar, der das mit freundlichem Wedeln quittierte,
an die Leine.
    Er sollte mitkommen zum
GLORIA-Kino, denn ein Hund braucht viel Auslauf, und ein Cocker besonders viel.
    Die Luft roch nach Schnee,
vereinzelte Flocken schwebten vom Himmel und Oskar trabte brav neben Gabys Rad.
    »Morgen will ich das
Weihnachtsgeschenk für meine Mutter kaufen«, rief Tarzan in den Fahrtwind.
»Ewig und drei Tage wäre ich dir dankbar, Pfote, wenn du mitkämst und mich ein
bisschen beraten würdest.«
    »Mache ich!«, rief Gaby. »Es
soll doch ein Schmuckstück sein?«
    »Ich dachte an eine Kette mit
Anhänger.«
    »Toll! Aber das wird teuer.«
    »Ich hab ja was auf dem Konto.
Wir fahren vorher zur Bank und ich plündere mein Erspartes.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie
das Stadtviertel erreichten, wo das GLORIA-Kino mit vier Vorstellungen täglich
sein Publikum anlockte.

    Ein großer, ungleichmäßig
geformter Platz lag vor dem Zelluloid-Palast. Zur Zeit lief ein Western. Es gab
Geschäftshäuser, Wohnhäuser, eine Eckkneipe in nächster Nähe; und neben dem
Kino

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