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Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Die Falschmünzer vom Mäuseweg

Titel: Die Falschmünzer vom Mäuseweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Miene,
»schnellstens zum Klavierunterricht. Komme sowieso schon zu spät. Auf
Wiedersehen!«
    Nussknacker murmelte was, das
Tarzan nicht mehr hörte.
    Er hatte sich umgewandt und
trabte vom Kino weg, als ginge ihn die Sache nichts mehr an.
    Fast dass er die erstaunten
Blicke seiner Freunde im Nacken spürte. Wie sollten die auch wissen, was er
spielte und wie das Spiel weiterging?
    Er trabte am Kiosk vorbei,
nickte der freundlichen Oma zu, passierte die nächste abzweigende Straße, den
Mäuseweg, lief an einem Supermarkt und einer Reinigungsanstalt vorbei.
    Vor einem Sportgeschäft blieb
er kurz stehen.
    Nicht wegen der Auslagen,
sondern um unauffällig zurückzublicken.
    War Nussknacker in einen der
geparkten Wagen gestiegen? Fuhr er zum Fundbüro?
    Enttäuscht stellte Tarzan fest:
Der Kerl stand wie angefroren an derselben Stelle, hatte den Hut ins Genick
geschoben und sah ihm, Tarzan, nach.
    Der Junge lief weiter.
    Habe ich was falsch gemacht?,
überlegte er. Oder ist der Kerl misstrauisch aus Prinzip! Als professioneller (berufsmäßiger) Geldfälscher — und das ist er garantiert — bleut er sich jeden Morgen ein:
Traue keinem! Aber das Falschgeld lässt er nicht sausen. Das kann er sich
einfach nicht leisten.
    Hinter der Eckkneipe bog Tarzan
ab.
    Ein Stück noch — und er riss
die Tür der Telefonzelle auf.
    Hier war er ungesehen. Hastig
fischte er Münzgeld aus der Tasche seiner Winterjeans. Er nahm den Hörer ab,
fütterte den Automaten, fluchte, als einer der Groschen immer wieder rausfiel,
tauschte ihn aus gegen einen anderen und wählte dann die Rufnummer des
Polizei-Präsidiums, aber die letzte Ziffer ließ er weg und hängte stattdessen
Kommissar Glockners Hausanschluss dran.
    Hoffentlich war er an seinem
Schreibtisch!
    »Glockner«, meldete sich Gabys
Vater.
    »Ich bin’s, Tarzan. Die Sache
eilt, Herr Glockner. Wir sind in der Nähe des GLORIA-Kinos — und haben
tatsächlich den Kerl entdeckt, der nach dem verlorenen Falschgeld sucht. Er
sieht aus wie ein Kinderschreck, ist aber schick in Schale. Ich habe ihm
vorgeschwindelt, ich hätte das Geld gefunden und beim Städtischen Fundbüro
abgegeben, wo er sich’s holen könne — jetzt. Ist doch ne gute Falle, nicht? Ich
dachte mir, dass Sie nun entscheiden, ob Sie ihn festnehmen oder beschatten,
damit er Sie ahnungslos zu seinen Komplizen führt, die er doch sicherlich hat.
Wir...«
    »Großartig, Tarzan!«,
unterbrach ihn der Kommissar. »Du bist ein Teufelskerl. Aber wir reden nachher
weiter. Jetzt muss ich los. Sonst geht mir der Bursche durch die Lappen.«
    Tarzan hängte ein.
    Als er ins Freie trat, sah er
sich vorsichtig um. Über den Weg laufen wollte er dem Nussknacker nicht
nochmal. Sonst würde der noch misstrauischer werden — berechtigterweise.
    An der Kneipe lugte er
vorsichtig um die Hausecke.
    Gaby, Karl und Klößchen standen
noch immer vor dem Kino. Oskar saß im Schnee und himmelte sein Frauchen an.

    Von dem Nussknacker war nichts
mehr zu sehen.
    Trotzdem — Tarzan wartete noch.
Vielleicht saß der Kerl in einem der schneeüberzuckerten Autos und zählte an
den Knöpfen ab, was ratsam sei: Die Blüten holen, die Blüten nicht holen, die
Blüten holen...
    In der Eckkneipe rief jemand:
»Zahlen, Erni!« Und Erni, die eine Stimme hatte, als putze sie sich mit Whisky
die Zähne, erwiderte: »Komme schon!«
    Als Tarzan meinte, die Luft sei
rein, rannte er zu seinen Freunden.
    »Habt ihr gesehen, wo er hin
ist?«
    Gaby bewegte ihre langen
Wimpern wie startende Schmetterlinge. »Was war denn eigentlich los? Ich dachte,
mir bleibt das Herz stehen, als du an den Typ so forsch rangingst.«
    Er erzählte. Klößchen ließ den
Mund offen. Karl meinte, so was wäre ein Musterbeispiel für staatsbürgerliche
Verantwortung, überlegte Einsatzbereitschaft und Kooperation (Zusammenarbeit) mit der bundesrepublikanischen Ordnungskräften, nämlich der Polizei.
    Gaby sagte: »Mein Papi wird
sich freuen.«
    »Habt ihr den Nussknacker
beobachtet?«, fragte Tarzan abermals.
    »Wir wollten ihn verfolgen«,
antwortete Karl. »Aber der war auf der Hut wie ein alter Fuchs, der schon mal
eine Schrotladung abgekriegt hat.«
    »Ist er weggefahren?«
    »Nein. Jedenfalls nicht von
hier aus. Er ist in den Mäuseweg reingegangen. Dauernd hat er sich umgedreht. »
Bedauernd hob Karl die Schultern. »Ich war schon ein paar Schritte hinter ihm
her. Aber er hat mich bemerkt. Und wie der mich anstarrte! Als wüsste er genau,
was ich vorhabe. Ich dachte, gleich

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