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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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tabellionistischen Grazie er sich dieser Aufgabe entledigte.
    Bei dieser Gelegenheit wurden dem Brautpaare auch verschiedene Hochzeitsgeschenke dargebracht. Keinen der Brüder und Schwäger und keine der Schwestern und Schwägerinnen gab es, welche nicht für Rose Harcher und Bernard Miquelon einen kleinen Einkauf gemacht hätten. An werthvollen Schmuckgegenständen wie an verschiedenen, für den wirklichen Bedarf nützlichen Geräthen waren so viele vorhanden, wie die jungen Leute zur Einrichtung ihrer Wirthschaft nur irgend gebrauchen konnten. Rose dachte übrigens auch, nachdem sie Frau Miquelon geworden, nicht im Geringsten daran, Chipogan zu verlassen. Bernard und die Kinder, die ihnen doch sicherlich bescheert wurden, bildeten einen Zuwachs an Personal, der auf der Farm Thomas Harcher’s wie immer willkommen geheißen wurde.
    Wir brauchen nicht zu betonen, daß die kostbarsten Geschenke von Herrn und Fräulein de Vaudreuil herrührten. Da gab es für Bernard Miquelon eine ausgezeichnete Jagdflinte, welche mit der Lieblingswaffe Lederstrumpfs hätte wetteifern können; für Rose einen Halsschmuck, der sie noch reizender erscheinen ließ als sonst. Johann widmete der Schwester seiner wackeren Genossen ein zierliches Köfferchen mit Allem, was zum Nähen, zum Sticken und Stricken nöthig, ausgestattet war, ein Geschenk, welches jeder braven Hausfrau große Freude bereiten muß.
    Bei jeder Gabe machten sich die Beifallsäußerungen der Anderen laut und Freudenrufe begleiteten wieder diesen Beifall. Diese verdoppelten sich aber, wie man leicht glauben wird, als Meister Nick mit feierlichster Miene den Verlobten die Trauringe ansteckte, welche er bei dem besten Juwelier in Montreal gekauft, und deren goldener Doppelreif schon ihre Namen eingravirt enthielt.
    Hierauf wurde der Contract vorgelesen – mit lauter und verständlicher Stimme, wie es in der Amtssprache der Notare heißt. Eine gewisse Rührung erregte es allgemein, als Meister Nick verkündete, daß Herr de Vaudreuil, aus Freundschaft für seinen Abpächter Thomas Harcher und um dessen vortreffliche Verwaltung der Farm zu belohnen, der Mitgift der Braut die Summe von fünfhundert Piastern hinzugefügt habe.
    Fünfhundert Piaster! Und vor einem halben Jahrhundert galt eine Braut, welche eine Mitgift von fünfzig Piastern besaß, schon für eine reiche Partie in ganz Canada.
    »Jetzt, liebe Freunde, sagte Meister Nick, verschreiten wir zur Unterzeichnung des Ehecontracts – zuerst die Verlobten selbst, dann Vater und Mutter der Braut, hierauf Herr und Fräulein de Vaudreuil, und dann…
    – Dann unterschreiben wir Alle!« erklang es so stürmisch, daß der Notar davon halb taub wurde.
    So drängten sich denn auch bald Große und Kleine, Freunde und Verwandte heran, um Jeder seine Unterschrift unter das Actenstück, welches die Zukunft des jungen Ehepaares bestimmte, mit fester Hand zu geben.
    Das kostete aber nicht wenig Zeit. Durch die freudige Aufregung im Pachthofe angelockt, traten auch zufällig Vorübergehende mit ein. Auch diese setzten ihre Unterschrift unter den Contract, dem noch Blatt für Blatt angeheftet werden mußte, wenn das so weiter ging. Es war auch kein besonderes Wunder, daß das ganze Dorf und selbst die halbe Grafschaft hier zusammenströmte, denn Thomas Harcher bewirthete ja seine Gäste nach deren Belieben mit den ausgezeichnetsten Getränken in reichlichem Maße, vorzüglich gleich mit ganzen Pinten eines vorzüglichen Whisky, der ebenso hurtig durch canadische Kehlen läuft, wie der St. Lorenzo ins Weltmeer.
    Meister Nick fragte sich bald, ob diese Ceremonie denn gar kein Ende nehmen wollte. Und doch machte ihm die Sache Spaß, so daß er für Jeden ein Scherzwort hatte, während Lionel, der die Feder von dem Einen immer den Anderen reichte, die Bemerkung fallen ließ, man werde bald eine andere nehmen müssen, denn sie sei bei der unbegrenzten Reihe von Unterzeichnern nahezu unbrauchbar geworden.
    »Nun, ists endlich vorbei? fragte Meister Nick nach einstündiger Mühewaltung.
    – Noch nicht, rief Pierre Harcher, der in die Oeffnung des großen Thores getreten war, um zu sehen, ob Niemand mehr auf dem Wege wäre.
    – Und wer kommt denn? fragte Meister Nick.
    – Eine Anzahl Huronen!
    – Lassen Sie die Leute eintreten, gleich, gleich! erwiderte der Notar erfreut. Ihre Unterschriften werden den Verlobten nicht minder zur Ehre gereichen. O, welch’ ein Contract, liebe Freunde, welch’ ein Contract! Ich habe gewiß schon

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