Die Familie ohne Namen
seines Stammes zu setzen, angethan mit dem üblichen Mantel seiner Vorfahren?«
Der Wortführer der Abordnung hielt es gar nicht für zweifelhaft, daß der Notar von Montreal dieser Aufforderung Folge geben werde, und so hielt er ihm schon den Mahoganni-Mantel entgegen.
Und da der seiner Sprache fast beraubte Meister Nick sich noch immer nicht anschickte, eine Antwort zu geben, ertönte plötzlich ein Ruf, dem sich Andere sofort anschlossen:
»Hoch! hoch! Unsere Ehrerbietung für Nicolas Sagamore!«
Lionel war es, der in seiner Begeisterung jenen ersten Ruf ausgestoßen hatte. Wenn er stolz war auf das große Glück, das seinem Brotherrn widerfuhr, so dachte er gleichzeitig, daß ein Widerschein von diesem Glanze auch auf die Angestellten seines Bureaus und vor Allem auf ihn selbst zurückfallen müsse, und jubelte er schon bei dem Gedanken, später an der Seite des großen Häuptlings der Mahogannis dahinzuwandern – so brauchen wir den Leser hiermit wohl nicht aufzuhalten.
Herr und Fräulein de Vaudreuil konnten sich indeß des Lächelns nicht erwehren, als sie das verblüffte Gesicht des Meister Nick sahen. Der arme Mann! Während der Farmer, seine Frau und seine Kinder, ebenso wie dessen Freunde, ihm ihre Glückwünsche darbrachten, wußte er nicht im Geringsten, was er beginnen sollte.
Da wiederholte der Indianer seine Frage so, daß eine ausweichende Antwort nicht gut möglich war.
»Stimmt Nicolas Sagamore zu, seinen Brüdern nach dem Wigwam von Walhatta zu folgen?«
Noch immer stand Meister Nick mit weit offenem Munde da. Wohl selbstverständlich würde er nimmermehr zugestimmt haben, seine bisherige Thätigkeit aufzugeben, um dafür einen Huronenstamm zu regieren; andererseits aber wollte er die Indianer seiner Race, die ihn, gemäß dem Rechte der Erbfolge, zu einem solchen Ehrenposten beriefen, doch auch nicht gern verletzen.
»Mahogannis, begann er endlich, ich erwartete so etwas nicht… Ich bin wirklich unwürdig dieser Ehre… Ihr begreift… meine Freunde… ich befinde mich hier doch nur in der Eigenschaft eines Notars!…«
Er stammelte, er rang nach Worten und fand doch keine bündige Antwort.
Thomas Harcher kam ihm zu Hilfe.
»Huronen, sagte er, Meister Nick ist eben Meister Nick, mindestens bis die Hochzeitsfeierlichkeit vorüber ist. Nachher, wenn es ihm gefällt, mag er die Farm von Chipogan verlassen und wird er erfreut sein, mit seinen Brüdern nach Walhatta zurückzukehren.
– Ja, ja, nach der Hochzeit!« rief die ganze Gesellschaft, welche sich ihren Notar nicht rauben lassen wollte.
Der Hurone bewegte langsam den Kopf, und nachdem er sich über die unter der Abordnung herrschende Stimmung unterrichtet zu haben glaubte, sagte er:
»Mein Bruder kann nicht zögern; das Blut der Mahogannis rollt in seinen Adern und legt ihm Rechte und Pflichten auf, denen er sich nicht wird entziehen wollen…
– Rechte!… Rechte!… Ja, murmelte Meister Nick; aber Pflichten…
– Nimmt er an? fragte der Hurone.
– Ob er annimmt!… rief Lionel, das will ich glauben! Und um seinen Gefühlen Ausdruck zu geben, muß er sofort den Königsmantel der Sagamores anlegen!….
– Ob der unverschämte Bengel wohl einmal schweigen wird!« grollte Meister Nick zwischen den Zähnen.
Gern hätte der friedliebende Notar dem ungestümen Enthusiasmus seines Schreibers mit einer Backpfeife einen Dämpfer aufgesetzt.
Herr de Vaudreuil sah wohl ein, daß Meister Nick zunächst nur Zeit zu gewinnen wünschte.
So trat er an den Indianer heran und erklärte diesem, daß der Abkömmling der Sagamores gewiß nicht daran denke, sich den Pflichten, die seine Geburt ihm auferlegte, zu entziehen. Einige Tage, vielleicht einige Wochen, wären aber doch nöthig, damit er seine Angelegenheiten in Montreal regeln könne. Es schien also angezeigt, ihm einige Zeit zu gönnen, um seine Geschäfte in Ruhe abzuwickeln.
Unsere Ehrerbietung für Nicolas Sagamore. (S. 191.)
»Das ist weise, antwortete der Indianer, und da mein Bruder annimmt, so empfange er als Ehrenzeichen seiner Würde den Tomahawk des großen Häuptlings, der von Wacondah abgerufen wurde, in den glücklichen Gründen zu jagen – und diesen stecke er in seinen Gürtel!«
Meister Nick mußte wohl oder übel die Lieblingswaffe der Indianer annehmen, und da er keinen Gürtel hatte, legte er dieselbe in seiner Verwirrung jämmerlich auf die Schulter.
Die Abordnung ließ darauf das »Hugh« ertönen, das den Wäldern des Fernen Westen
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