Die Familie ohne Namen
eigenthümlich und eine Art Beifallsruf der Indianersprache ist.
Was Lionel betrifft, so konnte er sich vor Freude kaum halten, obwohl sein Herr ganz besonders verlegen schien gegenüber einer Nothlage, die in der ganzen Collegenschaft der canadischen Notare das tollste Lachen hervorrufen mußte. Bei seiner poetisch veranlagten Natur sah er schon ihm Voraus, daß es ihm nun zufallen würde, die Großthaten der Mahogannis zu feiern, den Kriegsgesang der Sagamores in elegische Verse umzugießen – doch immer mit der Angst, daß er auf das Wort Tomahawk keinen Reim finden könnte.
Die Huronen wollten sich schon zurückziehen unter dem Bedauern, daß Meister Nick durch seine Obliegenheiten verhindert sei, die Farm zu verlassen, um ihnen zu folgen, als Catherine einen Einfall hatte, für den ihr der Notar keinen Dank wußte.
»Mahogannis, sagte sie, ein Hochzeitsfest ist es, das uns heute in der Farm von Chipogan vereinigt. Wollt Ihr in Gesellschaft Eures neuen Häuptlings mit dabei bleiben? Wir bieten Euch Gastfreundschaft, und morgen nehmt Ihr theil an dem Schmause, bei dem Nicolas Sagamore den Ehrenplatz einnehmen wird!«
Ein donnernder Beifall brach los, als Catherine diesen verbindlichen Vorschlag gemacht, und dieser dauerte nur noch länger an, als die Mahogannis jene Einladung angenommen hatten, die in so freundlicher Weise an sie gerichtet worden war.
Thomas Harcher hatte nun die Tafel auf fünfzig Gedecke mehr einzurichten, was ihn nicht besonders in Verlegenheit setzte, denn der Saal war groß und mehr als ausreichend für diesen Zuwachs an Tischgästen.
Meister Nick mußte sich zunächst ergeben, da er doch nichts Anderes machen konnte, und er empfing den Bruderkuß der Krieger seines Stammes, die er lieber zum Teufel gewünscht hätte.
Im Laufe des Abends tanzten die jungen Leute und gaben sich diesem Vergnügen, mit allen Beinen«, wie man in Canada sagte, hin, vorzüglich bei den französischen Rundtänzen, welche ein Liedchen mit dem Refrain:
Tanzen wir im Kreise –
Lustig unsere Weise
Tanzen wir im Kreise!
begleitete, doch auch bei dem raschen Schottisch, dessen Name sein Ursprungsland verräth und der zu Anfang dieses Jahrhunderts so allgemein beliebt war.
So ging der zweite Festtag in der Farm zu Chipogan zu Ende.
Zwölftes Capitel.
Das Festmahl.
Der große Tag war angebrochen – der letzte der sich aneinander reihenden Festlichkeiten der Taufe, der Abendmahlsfeier und der Hochzeit, welche die Gäste von Chipogan erfreut hatten. Die Trauung Rose Harcher’s und Bernard Miquelon’s sollte, nachdem sie am frühen Morgen durch den Standesbeamten geschlossen war, sofort in der Kirche eingesegnet werden. Am Nachmittage sollte dann das Hochzeitsmahl alle Gäste vereinen, deren Anzahl unter den uns bekannten Verhältnissen so ansehnlich zugenommen hatte. Es war auch hohe Zeit, daß das ein Ende nahm, denn sonst hätte die Grafschaft Laprairie oder gar der ganze Bezirk von Montreal an der gastlichen Tafel Thomas Harcher’s Platz genommen.
Am nächsten Tage sollten sich Alle trennen; Herr und Fräulein de Vaudreuil wollten nach der Villa Montcalm zurückkehren. Johann gedachte die Farm zu verlassen, nach der er erst an dem Tage wieder einkehren würde, an dem er sich an die Spitze der reformistischen Partei stellte. Seine Gefährten vom »Champlain« setzten inzwischen ihr Geschäft als Waldläufer und Jäger fort, dem sie gewöhnlich während der Winterzeit oblagen und in Erwartung der Stunde, wo sie ihren Adoptivbruder wiedersehen würden, während die Familie sich den gewohnten Arbeiten in der Farm hingab. Die Huronen wollten nach der Ansiedlung von Walhatta zurückwandern, wo der Stamm sich dann anschickte, Nicolas Sagamore einen festlichen Empfang zu bereiten, wenn er erst eintraf, um am Herde seiner Ahnen die erste Friedenspfeife mit ihnen zu rauchen.
Der freundliche Leser weiß, daß Meister Nick von den ihm bereiteten Huldigungen ganz und gar nicht erfreut war. Schon entschlossen, seine Schreibstube bestimmt nicht gegen den Titel eines Häuptlings des Stammes zu vertauschen, hatte er darüber mit Herrn de Vaudreuil und Thomas Harcher gesprochen. Seine Befangenheit war eine solche, daß es schwierig war, nicht ein wenig über sein Abenteuer zu lachen.
»Sie scherzen, sagte er dann. Nun ja, man sieht eben, daß Ihnen kein Thron seine Stufen öffnet, um denselben zu besteigen.
– Mein lieber Nick, die ganze Angelegenheit dürfen Sie nicht zu ernst nehmen, antwortete dann Herr
Weitere Kostenlose Bücher