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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ertränkt hatte.
    Im Grunde war der gute Mann ziemlich stolz auf die Erfolge seines jungen Poeten, und er schlug sogar vor, einmal auf die Gesundheit des »liebenswürdigen Laureaten der Freundes-Lyra« zu trinken.
    Auf diesen Vorschlag hin erklangen die nach Lionel zu erhobenen Gläser, der glücklich und verlegen zu gleicher Zeit erschien, auch glaubte er nicht besser antworten zu können, als mit dem unmittelbar darauf ausgebrachten Toast:
    »Auf das Wohlsein Nicolas Sagamore’s, des letzten Zweiges jenes edlen Stammes, an den der Große Geist das Geschick des Huronenvolkes knüpfen wollte!«
    Donnerndes Bravo. Die Mahogannis hatten sich an der Tafel erhoben und schwangen ihre Tomahawks so wüthend, als wären sie bereit, über die Irokesen, die Mungos oder einen anderen feindlichen Stamm des Fernen Westens herzufallen. Meister Nick mit seinem gutmüthigen Gesicht machte inmitten seiner kriegerischen Stammverwandten allerdings einen sehr friedfertigen Eindruck. Wahrlich, dieser naseweise Lionel hätte auch besser den Mund gehalten.
    Als die Aufregung sich gelegt, griff man den nächstfolgenden Gang mit erneuten Kräften an.
    Inmitten dieser geräuschvollen Ehrenbezeugung konnten Johann, Clary de Vaudreuil und deren Vater sich mit gedämpfter Stimme bequem unterhalten. Am Abend dieses Tages sollten sie sich ja trennen. Wenn auch Herr und Fräulein de Vaudreuil erst am nächsten Morgen sich von ihren freundlichen Wirthen zu verabschieden gedachten, so war doch Johann entschlossen, schon in der Nacht aufzubrechen, um außerhalb der Farm von Chipogan ein sicheres Obdach zu suchen.
    »Und doch, bemerkte Herr de Vaudreuil, wie sollte die Polizei auf den Gedanken kommen, Johann ohne Namen unter den Mitgliedern der Familie Harcher zu vermuthen?
    – Wer weiß, ob deren Spione mir nicht auf den Fersen sind, antwortete Johann, als hätte er eine gewisse Vorahnung. Und wenn es sich so verhielte, wenn der Farmer und seine Söhne hörten, daß ich der bin…
    – So würden dieselben Sie vertheidigen, fiel Clary lebhaft ein, sie würden sich für Sie tödten lassen!
    – Ich weiß es, sagte Johann, und damit ließe ich als Dank für gewährte Gastfreundschaft hier Elend und Ruinen zurück! Thomas Harcher und seine Kinder müßten fliehen, weil sie mich vertheidigt hätten… Und wie weit würden die Repressalien der Behörde nicht gehen!… Nein, nein, ich darf nicht säumen, die Farm zu verlassen!
    – Warum wollen Sie nicht im Geheimen nach der Villa Montcalm zurückkehren? fragte da Herr de Vaudreuil. Ist es nicht geradezu meine Pflicht, die Gefahren, welche Sie Thomas Harcher vielleicht mit Recht ersparen wollen, auf mich zu nehmen? – Und diese Pflicht bin ich bereit zu erfüllen. In meiner Wohnung wird das Geheimniß Ihrer Anwesenheit gut bewahrt bleiben.
    – Denselben Vorschlag, Herr de Vaudreuil, hat mir Ihr Fräulein Tochter schon in ihrem Namen gemacht, doch ich mußte denselben ablehnen.
    – Und doch, fuhr Herr de Vaudreuil, der sich nicht gleich abweisen ließ, fort, es würde sehr nützlich bezüglich der letzten Maßregeln sein, die Sie noch zu treffen haben. Sie könnten sich jeden Tag mit den Mitgliedern des Comités in Verbindung setzen. Zur Stunde der Erhebung werden Farran, Clerc Vincent Hodge und ich bei der Hand sein, Ihnen zu folgen. Ist es nicht wahrscheinlich, daß die erste Bewegung in Montreal ausbrechen wird?
    – Das ist in der That wahrscheinlich, erklärte Johann, oder mindestens in den benachbarten Grafschaften, je nach den Stellungen, welche von den königlichen Truppen besetzt gehalten werden.
    – Nun also, meinte Clary, warum wollen Sie denn da das Angebot meines Vaters nicht annehmen? Oder haben Sie die Absicht, immer noch durch die Kirchspiele des Districts zu wandern? Ist Ihr Zug zur Erregung der Gemüther noch nicht vollendet?
    – Er ist vollendet, erklärte Johann; ich brauche nur noch das Zeichen zu geben…
    – Und wann gedenken Sie das zu thun? fragte Herr de Vaudreuil.
    – Ich erwarte ein Ereigniß, welches den Ingrimm der Patrioten gegen die angel-sächsischen Unterdrücker zum Ueberlaufen bringen muß, erwiderte Johann, und dieses Ereigniß wird in allernächster Zeit eintreten. In einigen Tagen werden die zur Opposition gehörenden Abgeordneten dem General-Gouverneur das Recht verkümmern, das er bezüglich der Staatseinkünfte, ohne Vollmacht der Kammer, zu haben behauptete… Außerdem weiß ich aus verläßlichen Quellen, daß das englische Parlament die Absicht hat, ein

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