Die Familie: Roman (German Edition)
die Augen. »Sie wollen mich verarschen.«
»Genau. Ich schätze, ich brauche zwanzig Lampen.«
»Ich hole Ihnen die Batterien.« Er sah auf eine der Verpackungen. »Größe D«, murmelte er, trat einen Schritt zur Seite, bückte sich und begann, Zweierpackungen von Everready einzusammeln. »Wie ist es passiert?«
»Ein Feuer im Hauptgebäude. Die Aufzüge existieren nicht mehr.«
»Wie wollen Sie dann reinkommen?«
»Durch den natürlichen Zugang.«
»Der ist verschlossen.« Er warf eine Handvoll Batterien in den Wagen und bückte sich nach weiteren.
»Mein Freund kauft gerade Werkzeug.«
Brad stieß einen leisen Pfiff aus. »Sie steigen in Lizzys Grab«, murmelte er.
»Nennt man das so?«
»Hier in der Gegend, ja. Wow. Warum tun Sie das?«
»Meine Tochter ist da drin.«
»Großer Gott.« Er legte weitere Batterien auf den Stapel. »Ist das nicht eine Aufgabe für die Polizei?«
»Wahrscheinlich. Aber wir machen es trotzdem.«
»Sie, und wer noch?«
»Hank. Seine Tochter ist auch dort eingeschlossen. Und wir haben eine Führerin dabei, Lynn. Sie wird uns zeigen, wo …«
»Lynn Maxwell?«
Die Welt ist klein, dachte Chris. Doch es war nicht besonders überraschend, dass ein aufdringlicher junger Mann wie Brad Lynn kannte. »Sie kennen sie«, sagte sie.
»Eine Freundin eines Freundes. Wenn Lynn Ihnen den Weg zeigt, wer führt dann die Gruppe in der Höhle?« Er runzelte die Stirn. »Darcy Raines?«
Chris’ Herz schlug schneller, und sie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. »Ja, Darcy.«
»Scheiße. Aber besser sie als Lynn.«
Chris starrte ihn an. »Was zum Teufel meinen Sie damit?«
»Sie ist viel besser als Lynn. Sie ist wirklich auf Zack. Wenn ich in der verdammten Höhle eingeschlossen wäre, würde ich wollen, dass sie diejenige ist, die die Verantwortung hat. Ich will niemanden beleidigen, aber Lynn ist eine Niete.«
Langsam fange ich an, den Typen zu mögen, dachte Chris.
Er warf noch eine Handvoll Batterien in den Wagen. »Okay, das sind jetzt zwanzig Packungen. Haben Sie zwanzig Taschenlampen?«
Sie nickte. »Woher kennen Sie Darcy?«
»Ich habe sie hier öfter gesehen. Habe ihre Führung mitgemacht. Ein paarmal waren wir was trinken. Sie kennen sie offenbar ebenfalls.«
»Ja, ich kenne sie.«
»Hören Sie, wenn sie in der Höhle eingeschlossen ist … Könnten Sie noch Hilfe gebrauchen?«
»Möchten Sie mitkommen?«
»Ich würde gern helfen.«
Chris blickte ihm in die Augen. Er begegnete ihrem Blick einen Moment, dann sah er zur Seite.
»Hey, mir ist schon klar, dass ich mich vorhin wie ein Idiot benommen habe. Das war nur Spaß. Ich bin nicht immer so.«
»Gott, das will ich hoffen.«
Er stieß ein kurzes Lachen aus.
»Ja, Sie können mit uns kommen. Eine zusätzliche Person könnte hilfreich sein.« Chris nahm eine Plastiklaterne. »Holen Sie mir eine Sechs-Volt-Batterie dafür?«
»Klar. Hey, da wir bei diesem Unternehmen Partner sein werden, könnten Sie mir verraten, wie Sie heißen.«
»Chris Raines.«
Lächelnd streckte er ihr die Hand entgegen. Als Chris sie schüttelte, runzelte er die Stirn. »Raines?«
»Darcys Mutter.«
»Jetzt verarschen Sie mich wirklich.«
Lynn verschränkte die Arme über der Lehne des Beifahrersitzes und sagte: »Die braucht aber ganz schön lange.«
»Sie muss einige Sachen kaufen.«
»Sind Sie an ihr interessiert?«
»Wir haben uns gerade erst kennengelernt«, sagte er.
»Na und? Sie sind an ihr interessiert, oder?«
»Spricht was dagegen?«
»Nein, das wollte ich nicht sagen. Ich bin nur neugierig. Für ihr Alter sieht sie nicht schlecht aus. Sie muss auf die vierzig zugehen, glauben Sie nicht? Ich meine, Darcy ist einundzwanzig, also …«
»Wenn es Sie so interessiert, warum fragen Sie sie nicht?«
»Geht mich ja nichts an.«
Das stimmt, dachte Hank und fragte sich, was mit Lynn los war. Sie hatte sich ziemlich vertraulich benommen, während sie im Baumarkt gewesen waren. Zurück am Auto, hatte Lynn vor der Beifahrertür gewartet und ihm einen stechenden Blick zugeworfen, als er ihr die Fondtür geöffnet hatte. Und jetzt versuchte sie, Chris schlechtzureden.
Er nahm an, dass Lynn sich einfach als fünftes Rad am Wagen fühlte und Chris’ Position einnehmen wollte. Schade, dass wir Lynn überhaupt dabeihaben müssen, dachte er.
Tja, sie hatte behauptet, sie werde nicht in die Höhle gehen. Wenn sie ihre Meinung nicht änderte, würde sie bald aus dem Weg sein.
»Das wird aber auch Zeit«, sagte Lynn.
Hank
Weitere Kostenlose Bücher