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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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eingreifen.«
    »Du hast genug gekämpft«, erklärte Greg.
    »Wir könnten Leben retten. Selbst wenn wir nur ein Leben …«
    Aber was, wenn es Greg das Leben kostet?
    Vielleicht sollten wir ihnen doch nicht folgen.
    »Was immer wir tun«, sagte Greg, »es hat keinen Sinn hierzubleiben.« Er löste sich von ihr. Seine Hände strichen leicht über ihre Brüste. Dann fanden sie ihre Wangen. Er zog sie nach vorn, küsste die Seite ihrer Nase, ihren Mund.
    »Bereit?«, fragte er.
    »Ja.«
    Darcy hörte ein leises Schnalzen. »Was war das?«, fragte sie.
    »Der Gummizug. Ich habe den Knochen aus meiner Shorts gezogen.«
    Sie konnte es selbst kaum glauben, doch sie musste lachen. »Du hattest … das Ding wirklich in deiner Unterhose? «
    »Genau neben dem anderen Knochen.«
    »Uh.«
    »Lass uns losgehen.«
    Ihr Lachen erstarb.
    Greg ging voran, und Darcy ließ eine Hand auf seiner Schulter liegen.
    Irgendwie schafften sie es, über den Steg zu gehen, ohne in den See zu fallen. Als sie den Betonweg unter ihren Füßen spürten, führte Greg Darcy nach links, bis sie das Geländer erreichten. Nun, da sie dem metallenen Lauf folgen konnten, zog Greg das Tempo an.
    »Schneller«, sagte Darcy.
    Bald joggten sie durch die Dunkelheit.
    Der Gürtel hielt, bis sie zu keuchen begann. Bei jedem Ausatmen rutschte er ein Stück tiefer herunter. Jetzt hing er um ihre Hüfte, und sie spürte warme Blutstropfen über ihren Bauch rollen.
    Ich werd’s überleben, dachte sie.
    Wir müssen mindestens die Hälfte geschafft haben.
    Die Hälfte.
    »Greg?«
    Er blieb stehen.
    »Lass uns rufen. Wir sind nah genug dran, dass sie uns hören sollten, wenn wir ihnen eine Warnung zurufen.«
    »Meinst du?«
    »Der Schall trägt weit hier unten.«
    »Gut. Aber wir verraten damit unsere Position. Sobald wir es tun, sollten wir den Gehweg verlassen. Ich will nicht, dass diese …«
    »Yeeeah!« Der entfernte Schrei einer Frau.
    Andere Stimmen, zu leise, um sie auseinanderzuhalten.
    Dann: »Lass mich los! Was willst du?«
    Ein Schauder lief über Darcys Rücken.
    »Ich dachte nicht, dass sie es wirklich tun würden«, flüsterte Greg.
    Jemand kreischte.

20
    Die schwarze Luft erzitterte unter den Rufen und Schreien.
    Katie begann zu weinen.
    »Was ist hier los?«, fragte Jean mit verzweifelter Stimme.
    »Ein Angriff«, flüsterte Wayne. »Irgendein … Ich weiß es nicht.«
    Er hörte Knurren, Keuchen, dumpfe Geräusche, sogar Gelächter. Und das Weinen seiner Tochter.
    Bis vor wenigen Augenblicken hatten die drei still dagesessen, und Wayne, Katie und Jean hatten ihr Schweigen als Schutz betrachtet, als ihre Möglichkeit, sich vor den Angreifern zu verbergen. Nun drohte das Weinen des Mädchens sie zu verraten.
    »Katie«, sagte er. »Nicht. Pst. Bitte, Schätzchen.«
    Wenn sie uns hören, werden sie uns kriegen!
    Wer? Wer macht so etwas?
    Als es begann (Vor einer Minute? Fünf Minuten? Es schien bereits eine Ewigkeit zu dauern), hatte er es für einen Scherz gehalten – jemand nutzte die Dunkelheit, um seiner Freundin oder seiner Frau einen Schrecken einzujagen. Dann schrie jemand: »O Gott, er ist tot! «, und Wayne wusste, dass es nicht gespielt war. Sekunden später war er von Schreien des Entsetzens und des Schmerzes umgeben.
    Es wird bald aufhören, sagte er sich.
    Es würde einfach leiser werden und enden, wie das Erdbeben in Los Angeles, 1971, als er dort studiert hatte. Als das Erdbeben zuschlug, war er sich sicher gewesen, er würde sterben, doch er hatte nichts getan, einfach auf seinem Bett gesessen, und es war vorbeigegangen.
    So wird es auch jetzt sein. Wenn wir einfach still dasitzen und kein Geräusch von uns geben, wird es aufhören, und uns passiert nichts.
    Aber es wurde nicht leiser. Es schwoll an, breitete sich aus, wurde schlimmer.
    Wayne fühlte sich, als würde er in die Handlung eines seiner eigenen Horrorromane hineingezogen.
    Das sind nur Bücher, dachte er, aber was ist das hier für eine Scheiße!
    Sie muss aufhören zu weinen!
    Er beugte sich in der Dunkelheit vor und berührte Katie. Sie schrie auf. »Schon gut, Schätzchen.« Er streichelte ihre Wange, griff hinter sie und ertastete Jean. Das Mädchen musste auf dem Schoß ihrer Mutter sitzen, wie sie es schon getan hatte, ehe die Feuer in den Aufzügen erloschen. »Keine Sorge. Nichts …«
    »Lass nicht zu, dass sie uns töten, Daddy.«
    Was kann ich denn tun?, dachte er. Ich bin ein verfluchter Schriftsteller. Ich bin nicht Chuck Norris.
    Ein beschissener

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