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Die Familie Willy Brandt (German Edition)

Die Familie Willy Brandt (German Edition)

Titel: Die Familie Willy Brandt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Körner
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möchte ich das ausdrücklich als Lob verstanden wissen.«
    Solche Brieferklärungen und Gemütsbeschreibungen fielen weder Vater noch Sohn leicht, noch schwerer jedoch fiel ihnen das persönliche Gespräch. Ein Dialog braucht Spontanität, Zeit, Gelegenheit. Daran fehlt es oft. Zwar konnten die Söhne den Vater nahezu immer erreichen, wenn sie es wirklich wollten, aber immer stand das Vorzimmer dazwischen, eine andere Stimme, eine andere Instanz. Und selbst wenn der Vater sie anrief, anrufen ließ, dann war es zunächst nicht seine Stimme, die aus dem Hörer drang, sondern die Stimmen seiner Sekretärinnen, die Vaters Stimme vorausgingen. Brandt besaß ein Gehör und Gespür für die Söhne, wenn der Terminkalender es zuließ. Selbstkritisch räumte er 1976 in seinem Buch »Begegnungen und Einsichten« ein: »Wir hätten öfter und gründlicher miteinander reden müssen.« Das Bewusstsein, dass er zu wenig Zeit mit seinen Kindern teilte, begleitete Brandt seit langem, von Anfang an. Auf dem Kongress »Junge Generation und Macht« in Bad Godesberg formulierte er nahezu selbstvorwurfsvoll am 8. Oktober 1960: »Mich erschüttern manchmal Berichte über die Entfremdung zwischen Kindern und Eltern, und wenn ich nicht selbst so sündigte an meinen Söhnen, würde ich es wagen, einen Appell an die Eltern zu richten, sich mehr um die Kinder zu kümmern und mehr Verständnis für deren Probleme zu zeigen.« Brandt kam in seinen Reden nur selten auf die Söhne zu sprechen, er neigte nicht dazu, sie politisch zu instrumentalisieren. Seine Toleranz ihnen gegenüber war eine Mischung gespeist aus Einsicht, aus echter Überzeugung, aus Zeitmangel, Scheu vor Konflikten, Güte, Erschöpfung, pädagogischen Versäumnissen und Erfahrungsdefiziten. Dennoch achtete er sehr darauf, wie er in der Öffentlichkeit als Vater wahrgenommen wurde.
    »Ich weiß nicht«, fragt sich Peter Brandt, »ob es meinem Vater gelungen wäre, die Wandlung seines Images zum Förderer der kritischen Jugend glaubhaft zu machen, wenn er Ende 1966 nicht nach Bonn gegangen wäre. Weil er bereits Außenminister in Bonn war – und das soll nicht zynisch klingen –, musste er nicht unmittelbar auf die dramatischen Ereignisse nach dem 2. Juni, die Erschießung Benno Ohnesorgs, und den Mordanschlag auf Rudi Dutschke am 11. April 1968 als unmittelbar Verantwortlicher reagieren.«
    In dem weitverbreiteten Anekdotenbuch von Heli Ihlefeld, Willy Brandts langjähriger Freundin, findet sich auch ein Kapitel unter der Überschrift »Väter und Söhne«. Brandt hat der Autorin die Mehrzahl der Anekdoten selbst zukommen lassen, handschriftlich. Den Satz »Es ist nicht mein Problem, wenn andere nicht mit ihren Kindern fertigwerden« ändert er folgendermaßen ab: »Es ist nicht mein Problem, wenn andere ihre Kinder nicht verstehen.« Das war der Akzent, den er setzen wollte, fürsorgliches Verständnis statt autoritärer Machtbehauptung. Für dieses Erziehungsideal schlug auch Günter Grass lautstark die Trommel und rief Willy Brandt zum idealen Vater aus, dessen Toleranz beispielgebend sein könne für den Konflikt der Generationen. Bei zahlreichen Wahlkampfauftritten warb der Dichter für den verständnisvollen Vater, er verfasste für Brandts Reden pädagogische Textbausteine, die der Kanzlerkandidat im Bundestagswahlkampf 1969 auch gerne aufgriff, und er plädierte in Aufsätzen (»Eine pädagogische Lektion«) und Interviews für die »nie ermüdende Aufmerksamkeit des Vaters« Brandt, die er bewundere. Und dazu zitierte Grass gerne einen Vers des Autors Eckart Hachfeld, der reimte: »Werdet auch so tolerant wie der Vater Willy Brandt.«
    In seinen Erinnerungsbüchern, aber auch in einer Reihe von Reden hat Willy Brandt eingeräumt, die Familie vernachlässigt zu haben, zu wenig mit den Söhnen gesprochen zu haben. Doch andererseits hörte er genau hin, wenn Peter politisch opponierte. Brandts Glaubwürdigkeit gegenüber der jüngeren Generation hatte auch etwas mit diesem häuslichen Konflikt zu tun, denn anders als viele andere der Elterngeneration vermied er in der Beurteilung der Jugend Pauschalurteile. Er achtete stets darauf, schon in der Anrede differenzierende Formeln, zu finden, er schor die Studenten nicht über einen Kamm, sprach nicht von den Studenten, wo er eine extremistische Minderheit meinte. Um der Studentengeneration ein Dialogangebot zu machen, richtete die SPD im Januar 1969 einen Kongress in Bad Godesberg aus, der unter dem Titel »Die junge

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