Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Bild meines Oberkörpers und auf der anderen Seite … nichts! Nicht mal einen Schatten. Es war wie eine Erleuchtung, in diesem Moment glaubte ich, das mysteriöse Geheimnis aufgedeckt zu haben. Ein fataler Irrtum! Zugleich begriff ich, dass es nicht für den Schändlichen bestimmt war, sondern für mich! Ich konnte es nicht fassen. Es war so einfach, so logisch und trotzdem so unglaublich! Obwohl … Ich war in einer Endloswelt der Imagination …«
»Ich werde für Euch das Geheimnis des Schändlichen lüften«, verkündete ich plötzlich, befreit von jeder Angst. »Oder besser, die Schale des Schicksals wird es tun, so wie ich es Euch vorhin gesagt habe.«
»Wie macht man das?«, wiederholte der Schändliche wie ein Roboter.
»Betrachtet das Quecksilber und sprecht mit lauter Stimme die Frage: ›Wer bin ich?‹ Die Antwort, die Euch gegeben wird und auf die Ihr wartet wie auf den Messias, wird das Rätsel lösen«, sagte ich spöttisch, da ich sicher war, die Schale würde nur das Nichts widerspiegeln.
Ohne zu zögern, beugte sich der Schändliche leicht über den umgedrehten Schild und sagte mit seiner monotonen Stimme: »Wer bin ich?«
Ich war überzeugt, die Schale würde antworten, der Schändliche sei nichts, und dies würde zu seiner Selbstzerstörung führen. Entgegen allen Erwartungen entstand jedoch ein Bild auf der Oberfläche des flüssigen Metalls.
Einen Moment lang war ich so erstaunt, dass mein Verstand nicht anerkennen konnte, was meine Augen klar und deutlich vor sich sahen. Plötzlich brach ich in nervöses Gelächter aus. So absurd es auch erscheinen mochte, ich fand heraus, dass ich den Schlüssel zum Geheimnis dieser Welt in der Hand hielt, und das bis tief in ihre Vergangenheit.
EINE LEERE HÜLLE
L izlide war am Ende ihrer Kräfte. Ihr Ausländer kam nicht zurück, und der Drache war kurz davor, die Ketten seiner Unterwerfung zu sprengen. Auch am Himmel spitzten sich die Ereignisse zu. Der schwarze Drache, der einige Minuten zuvor aufgetaucht war, wurde von den beiden Drachenreitern gejagt, die Hauptmann Azrathorm gezwungenermaßen zur Unterstützung der Luftpiraten geschickt hatte. Dadurch war der Feind allerdings nur noch schneller angezogen und der Drache noch aufgeregter geworden. Unruhig schlug er auf der Turmbrüstung mit den Flügeln. Plötzlich erschienen auf der Terrasse mehrere Orks, die mit Schwertern und Armbrüsten bewaffnet waren. Sie waren so außer Atem (was vermutlich größtenteils auf die Kozmariste zurückzuführen war), dass sie sich nicht sofort auf die Elfe stürzen konnten. Als Lizlide einsah, dass die Partie zumindest vorübergehend verloren war, blieb ihr nichts anderes übrig, als auf den überreizten Drachen zu steigen. Sie konnte sich gerade noch angurten, als der Drache auch schon die Flügel ausbreitete (die sofort von mehreren Armbrustpfeilen getroffen wurden). Dann stürzte er sich in die Tiefe, um mühelos ein Maximum an Geschwindigkeit zu erreichen.
Lizlide befahl ihm, in der Nähe des Turmes zu bleiben, doch ihre Stimme hatte alle Macht verloren. So ließ sie sich mit geschlossenen Augen davontragen und wurde bald von einem Unwohlsein übermannt, das sie vollends verstummen ließ. Im Dämmerzustand nahm sie die Schreie der geflügelten Ungeheuer wahr, die sich bekämpften, die abrupten Ausweichmanöver, das Trudeln und das Aufeinanderprallen. Schließlich verlor sie ganz das Bewusstsein. Zum Glück mischte sich kein weiterer schwarzer Drache in die Luftschlacht ein. So konnten die Drachenreiter schnell den Himmel von seiner einzigen Gefahr befreien. Danach eskortierten sie den entführten Drachen samt seiner Reiterin, die ohnmächtig an seinem Hals hing, zu ihrem Stützpunkt.
Im Talkessel der Kaserne brachen die drei Litithen zunächst in Jubel aus, als sie sahen, dass die Staffel vollzählig zurückkehrte. Dann merkten sie jedoch, dass Lizlide bewusstlos und allein war. Sobald die Tiere gelandet waren, liefen die Litithen zu der Elfe, um sich um sie zu kümmern und sie in Hauptmann Azrathorms Wohnraum zu tragen. Dort legten sie sie auf die schmale Bettstelle.
Nach ein paar Minuten öffnete Lizlide plötzlich die Augen. Hastig setzte sie sich auf.
»Thédric! Wo ist Thédric?«, wollte sie wissen und blickte sich erschrocken um.
»Er war nicht bei dir«, antwortete Longtothe. »Was ist passiert?«
Die Elfe schien erneut wegzudämmern. Sie legte sich wieder hin und rang eine Weile mit schmerzverzerrtem Gesicht nach Luft. Trotzdem hatte sie die
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