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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ténor
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Kraft zu sagen: »Er ist es, der das Geheimnis des Schändlichen bewahrt.«
    Die Litithen schien diese Enthüllung nicht zu überraschen, denn Longtothe hatte von den Ahnen die klare Botschaft
erhalten, dass dieser Mann kein gewöhnlicher Ausländer sei, dass er eine große Rolle für das Schicksal des Königreichs spiele und dass man ihm helfen müsse. Der Anführer konnte seine Ungeduld nicht zügeln und bedrängte die junge Frau mit Fragen.
    »Was ist schiefgelaufen? Was ist mit Thédric? Ist er tot?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete sie.
    »Bist du sicher?«
    »Ich höre sein Herz in meinem schlagen. Solange ich es höre, wissen wir, dass er lebt.«
    Longtothe wollte sie weiterbefragen, doch Ergonthe schlug vor, dass sich die Gerettete zuerst ausruhen solle. Sie verließen das Zimmer.
    »Was machen wir, wenn keine Hoffnung besteht, den Ausländer wiederzusehen?«, fragte Fregainthe.
    »Wir reiten zu unseren Familien zurück und kämpfen«, antwortete Ergonthe ernst.
    »Und Lizlide?«, fragte sein Bruder weiter.
    »Wenn sie reisen kann, kommt sie besser mit. Dann kann sie zu ihren Angehörigen zurückkehren und sich vielleicht den Armeen des Königreichs anschließen.«
    »Abgemacht«, sagte Longtothe, »dann brechen wir auf, sobald sie auf Armaintho reiten kann.«

    Zur selben Zeit hatte mein Zusammentreffen mit dem Schändlichen eine unerwartete Wendung genommen, die in den schrecklichsten Albtraum gepasst hätte. Ich hatte also das mysteriöse Geheimnis aufgedeckt, das ich bewahrt hatte, ohne es zu wissen. Jetzt brauchte ich nur noch das Beste daraus zu machen. Allerdings musste ich dazu erst mal lange genug am Leben bleiben. Denn ich saß in der Höhle des Löwen fest, der nur angreifen brauchte, um meiner »Fernreise mit Nervenkitzel ins Königreich der sieben Türme« ein
Ende zu setzen. Zwar hatte ich mich noch nicht damit abgefunden, sterben zu müssen, aber mir kam trotzdem der skurrile Gedanke, dass sich meine »Rücktransportversicherung im Todesfall« so wenigstens lohnen würde. Die Stimme des Schändlichen riss mich aus meinen Überlegungen.
    »Jetzt, wo ich meinen Namen nennen kann, wird sich meine Macht bis an die äußersten Grenzen des Königreichs erstrecken.«
    Bei diesem Satz befiel mich eine quälende Angst, denn er sagte die Wahrheit. Nach dem, was ich jetzt wusste, sah ich den Ablauf der Katastrophe voraus, ohne die Schale des Schicksals befragen zu müssen. Sie würde mit der Niederlage der verbündeten Armeen in der Schlacht von Isparin beginnen. Dann würden Massaker, zweifellos sogar Völkermorde folgen, und schließlich würde sich das Königreich in eine Schwarze Welt verwandeln.
    »Was wird aus den Ausländern?«, fragte ich.
    Der Schändliche lachte auf. Seine Stimme hatte sich verändert, sie klang jetzt menschlicher und daher umso erschreckender. Erfüllt von seinem Geheimnis, das er von nun an mit einem Namen versehen konnte, begann er, lebendig zu werden. Irgendwann würde er ein Gesicht bekommen, und wenn seine Inkarnation abgeschlossen war, würde er der neue Schwarze Herr sein. Ich konnte verstehen, warum der Schwarze Herr in den Legenden häufig mit dem Schändlichen verwechselt wurde. Aber der Schwarze Herr war ein Wesen aus Fleisch und Blut, das (wie Uzlul zu seiner Zeit) über eine Persönlichkeit verfügte und sämtliche Niederträchtigkeiten in sich vereinte, allen voran den Eroberungstrieb. Je mehr Zeit seit meinem »Erwachen« verstrich, desto klarer wurde mir, dass ich dem Schändlichen dadurch, dass ich ihm das mysteriöse Geheimnis enthüllt hatte, geliefert hatte, was er brauchte, um sich zu gestalten. Damit hatte
ich das Schicksal des Königreiches besiegelt. Ich hatte den Schwarzen Herrn hervorgebracht. Der absolute Horror!
    Panik schnürte mir die Kehle zu, wie einem Bengel, der aus Unachtsamkeit die Vorhänge in Brand gesetzt hatte. Ich musste etwas tun, das Feuer löschen, den Lauf der Zeit umkehren, um diesen schrecklichen Fehler wiedergutzumachen. Der Schändliche brach erneut in Gelächter aus, in Siegesgelächter. Er hatte mich vergessen. Er wurde geboren.
    Außer mir vor Entsetzen zog ich mein Schwert. Ich schwenkte es mit beiden Händen und griff damit ohne nachzudenken dieses Ungeheuer an, das sich nicht im Geringsten zu schützen versuchte. Mein schlecht ausgeführter Stoß traf ihn mit flacher Klinge an der Brust, und er trat gerade mal einen Schritt zurück. Er blieb mit herunterhängenden Armen stehen, als wäre er vor Schreck

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