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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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Kategorie von ›Notfall‹ zu ›Dringlichkeitsstufe eins‹.«
    »Soll mir recht sein«, rief Fenston über den ohrenbetäubenden Lärm hinweg.
    »Dennoch wird eine Gebühr von 500 Dollar fällig, weil es außerhalb der Bürostunden liegt.«
    »Das ist aber ziemlich teuer«, meinte Fenston.
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    »In einem solchen Fall ist das üblich, Sir«, erwiderte der Dienst habende Sicherheitsbeamte. »Wenn Sie jedoch persönlich zum Empfang kommen könnten, Mr. Fenston, um unseren Alarmplan abzuzeichnen, halbiert sich die Gebühr automatisch.«
    »Ich bin schon auf dem Weg«, erklärte Fenston.
    »Ich muss jedoch darauf hinweisen, Sir«, fuhr der Sicherheitsbeamte fort, »dass Ihr Status dann auf ›Routine‹
    gesenkt wird. Wir können Ihnen in diesem Fall erst dann zu Hilfe eilen, wenn wir alle anderen Notfallmeldungen erledigt haben.«
    »Das ist kein Problem«, sagte Fenston.
    »Sie können sich jedoch trotzdem darauf verlassen, dass wir uns innerhalb von vier Stunden um Ihren Fall kümmern, ungeachtet der anderen Notfallmeldungen.«
    »Dankeschön«, sagte Fenston. »Ich komme gleich hinunter und melde mich am Empfang.«
    Er legte den Hörer auf und trat auf den Flur. Als er an seinem Büro vorbeikam, konnte er hören, wie Leapman gegen die Tür hämmerte wie ein Tier in der Falle, aber seine Stimme war angesichts des schrillen Kreischens der Sirene kaum auszumachen.
    Fenston ging zu den Aufzügen. Selbst noch in 15 Metern Entfernung fand er das ohrenbetäubende Dröhnen unerträglich.
    Im Erdgeschoss trat er aus dem Aufzug und ging direkt zum Empfang.
    »Ah, Mr. Fenston«, sagte der Sicherheitsbeamte. »Wenn Sie hier unterschreiben würden, das erspart Ihnen 250 Dollar.«
    Fenston reichte ihm einen Zehn-Dollar-Schein. »Dankeschön«, sagte er. »Nur keine Eile, ich war der Letzte«, versicherte er ihm, ging zum Eingang und stieg die Stufen hinunter.
    Nachdem er in seine wartende Limousine gestiegen war, sah Fenston noch einmal zu seinem Büro hoch. Er konnte eine winzige Gestalt ausmachen, die gegen das Fenster trommelte.
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    Der Chauffeur schloss hinter ihm die Tür und setzte sich verwirrt ans Steuer. Sein Chef trug immer noch keinen Smoking.
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    JACK DELANEY parkte seinen Wagen kurz nach 21 Uhr 30 an der Broad Street. Er schaltete das Radio ein und lauschte auf FM
    101.1 ›Cousin Brucie‹, während er auf Leapman wartete. Diesen Treffpunkt hatte Leapman vorgeschlagen und er hatte dem FBI-Mann zugesagt, ihn zwischen 22 und 23 Uhr zu erwarten. Dann würde er ihm die Kamera mit genug belastenden Beweisen überreichen, um eine Verurteilung sicherzustellen.
    Jack war in jener surrealen Welt gefangen, irgendwo zwischen halb wach und halb im Schlaf, als er die Sirene hörte. Wie alle Polizeibeamte konnte er die unterschiedlichen Dezibelhöhen von Streifenwagen, Notarzt und Feuerwehr im Bruchteil einer Sekunde zuordnen. Diese Sirene gehörte zu einem
    Krankenwagen, wahrscheinlich einem vom St. Vincent Hospital.
    Er sah auf seine Armbanduhr: 23 Uhr 15. Leapman verspätete sich, aber da er über einhundert Dokumente fotografieren musste, würde er möglicherweise nicht auf die Minute pünktlich sein können. Die Techniker des FBI hatten Leapman ziemlich lange gezeigt, wie er mit dieser Hightech-Kamera umzugehen hatte, damit er auch wirklich erstklassige Resultate lieferte. Aber das war vor dem Anruf gewesen. Leapman hatte kurz nach 19
    Uhr in Jacks Büro angerufen und ihm mitgeteilt, dass Fenston ihm etwas gesagt hatte, was sich als weitaus belastender als jedes Dokument erweisen würde. Aber er wollte die Information nicht am Telefon preisgeben. Die Verbindung wurde unterbrochen, bevor Jack nachhaken konnte.
    Die Sirene wurde lauter.
    Jack beschloss, auszusteigen und sich die Beine zu vertreten.
    Sein Regenmantel fühlte sich zerknittert an. Er hatte ihn in jenen Tagen, als er noch jedermann hatte wissen lassen wollen, dass er für den Geheimdienst arbeitete, bei Brooks Brothers gekauft, 381
    aber je höher er die Karriereleiter hinauffiel, desto weniger auffällig wollte er wirken. Sollte er je zum Leiter einer eigenen Außenstelle befördert werden, würde er sich eventuell einen neuen Mantel zulegen, einen, der ihn wie einen Anwalt oder Banker aussehen ließ – das würde seinem Vater gefallen.
    Jack musste an Fenston denken, der mittlerweile seine Rede über die moralische Verantwortung moderner Banker beendet haben dürfte. Dann an Anna, die auf dem Weg zu ihrem Treffen mit Nakamura sicher schon den halben

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