Die Farbe der Gier
nach London nehmen.«
»Wir haben bereits einen Agenten für Heathrow abgestellt«, meinte Joe. »Wollen Sie noch weitere Agenten?«
»Ja, in Gatwick und Standsted«, sagte Jack.
»Wenn Sie Recht behalten, trifft sie nur wenige Stunden vor Karl Leapman ein.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Jack.
»Fenstons Privatjet hat für morgen früh um 7 Uhr 20 einen Flug angemeldet und der einzige Passagier ist Leapman.«
»Dann wollen Sie sich womöglich treffen«, mutmaßte Jack.
»Rufen Sie Agent Crasanti in unserer Londoner Botschaft an 141
und bitten Sie ihn, zusätzliche Agenten an allen drei Flughäfen zu postieren. Ich will wissen, was genau die beiden geplant haben.«
»Das ist kein Heimspiel für uns«, rief ihm Joe in Erinnerung.
»Wenn die Briten herausfinden, was wir da tun, ganz zu schweigen vom CIA …«
»An allen drei Flughäfen«, wiederholte Jack und legte den Hörer auf.
Nur wenige Augenblicke, nachdem Anna das Flugzeug betreten hatte, wurden die Türen geschlossen. Man führte sie zu ihrem Platz und bat sie, den Sicherheitsgurt anzulegen, da der Start unmittelbar bevorstand. Anna freute sich, dass die anderen Sitze in ihrer Reihe nicht belegt waren, und sobald das Bitte angurten-Schilderlosch, klappte sie die Armlehnen in ihrer Reihe hoch und legte sich hin. Sie deckte sich mit zwei Decken zu und bettete ihren Kopf auf ein echtes Kissen. Noch bevor das Flugzeug die maximale Flughöhe erreicht hatte, schlief sie bereits.
Jemand berührte sie sanft an der Schulter. Anna fluchte leise.
Sie hatte vergessen zu erwähnen, dass sie keine Mahlzeit wollte.
Anna sah zu der Stewardess auf und blinzelte schläfrig. »Danke Nein«, sagte sie mit fester Stimme und schloss die Augen.
»Es tut mir Leid, aber ich muss Sie bitten, sich aufzusetzen und den Sicherheitsgurt anzulegen«, meinte die Stewardess höflich.
»Wir landen in etwa 20 Minuten. Wenn Sie Ihre Uhr umstellen wollen – in Amsterdam ist es jetzt 6 Uhr 55.«
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14. SEPTEMBER
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LEAPMAN WAR WACH, lange bevor die Limousine ihn
abholen sollte. Das war kein Tag, an dem man verschlafen durfte.
Er kletterte aus dem Bett und ging direkt ins Badezimmer.
Nachdem er geduscht und sich rasiert hatte, machte er sich nicht die Mühe, ein Frühstück zu bereiten. Er würde später von der Firmenstewardess im Privatjet der Bank Kaffee und Croissants erhalten. Wer in seinem heruntergekommenen Wohnhaus in dem nicht angesagten Viertel würde glauben, dass Leapman in zwei Stunden der einzige Passagier einer Gulfstream V auf ihrem Weg nach London sein würde?
Er ging zu seinem halb leeren Schrank und wählte seinen neuesten Anzug aus, dazu sein Lieblingshemd und eine Krawatte, die er an diesem Tag zum ersten Mal trug. Der Pilot sollte nicht eleganter aussehen als er.
Leapman stellte sich ans Fenster und wartete auf die Limousine. Er war sich durchaus bewusst, dass sein kleines Apartment keine großartige Verbesserung im Vergleich zu der Gefängniszelle war, in der er vier Jahre verbracht hatte. Er sah auf die 43rd Street hinunter, als die Limousine vorfuhr, die nicht in dieses Viertel zu passen schien.
Leapman stieg in den Fond des Wagens, ohne mit dem Chauffeur zu sprechen, der ihm die Tür öffnete. Wie es Fenston zu tun pflegte, drückte Leapman den Knopf in der Armlehne und sah zu, wie die rauchgraue Scheibe nach oben glitt und ihn vom Chauffeur trennte. In den kommenden 24 Stunden würde er in einer anderen Welt leben.
45 Minuten später bog die Limousine vom Van Wyck
Expressway auf die Abfahrt zum JFK Flughafen. Der Chauffeur 144
fuhr durch eine Pforte, die nur wenige Passagiere jemals entdeckten, und hielt vor einem kleinen Terminalgebäude, das nur jenen Privilegierten offen stand, die ihr eigenes Flugzeug besaßen. Leapman stieg aus dem Wagen und wurde zu einer privaten Lounge eskortiert, wo der Kapitän des Firmenjets bereits auf ihn wartete.
»Besteht Hoffnung, dass wir früher als geplant abheben können?«, erkundigte sich Leapman, während er sich in einen bequemen Ledersessel fallen ließ.
»Nein, Sir«, erwiderte der Kapitän. »Alle 45 Sekunden hebt eine Maschine ab und unsere Startzeit wurde definitiv für 7 Uhr 20 bestätigt.«
Leapman grunzte und wandte seine Aufmerksamkeit den Morgenzeitungen zu.
Die New York Times brachte die Schlagzeile, dass Präsident Bush eine Belohnung von 50 Millionen Dollar für die Ergreifung von Osama Bin Laden ausgesetzt hatte, was Leapman für den typisch texanischen Begriff von Recht und
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