Die Farbe der Gier
Ordnung in den letzten 100 Jahren hielt. Das Wall Street Journal meldete, dass Fenston Finance weitere zwölf Cent verloren hatte, ein Schicksal, das mehrere Firmen teilten, deren Hauptsitz sich im World Trade Center befunden hatte. Sobald er den van Gogh in Händen hatte, konnte die Firma die Phase schwacher Aktienkurse aussitzen, während er sich auf die Konsolidierung konzentrieren konnte. Leapmans Gedankengänge wurden von einem Mitglied der Kabinencrew unterbrochen.
»Sie können jetzt an Bord, Sir. Wir starten in etwa 15
Minuten.«
Ein weiteres Fahrzeug brachte Leapman zu der Treppe der Gulfstream V und das Flugzeug rollte auf die Startbahn, bevor er seinen Orangensaft getrunken hatte. Er entspannte sich jedoch erst, als sie ihre Flughöhe von 30000 Fuß erreichten und die 145
Bitte angurten- Anzeige erlosch. Er beugte sich vor, nahm das Telefon zur Hand und wählte Fenstons Privatleitung.
»Ich bin jetzt auf dem Weg«, sagte er. »Und ich wüsste nicht, warum ich morgen um diese Zeit nicht zurück sein sollte …« Er schwieg kurz. »… mit einem Holländer auf dem Sitz neben mir.«
»Rufen Sie mich an, sobald Sie gelandet sind«, erwiderte der Vorsitzende.
Tina schaltete den Nebenanschluss zum Telefon des Vorsitzenden aus.
Leapman war in letzter Zeit immer öfter in ihr Büro geplatzt –
stets ohne anzuklopfen. Er machte kein Geheimnis aus der Tatsache, dass Anna seiner Meinung nach immer noch am Leben war und mit Tina in Kontakt stand.
Der Jet des Vorsitzenden hatte an diesem Morgen den Flughafen JFK wie vorgesehen verlassen und Tina hatte das Gespräch mit Leapman belauscht. Ihr war klar, dass Anna nur wenige Stunden Vorsprung vor Leapman hatte, und das auch nur dann, wenn sie jetzt bereits in London war.
Tina stellte sich vor, wie Leapman am nächsten Tag in New York eintraf, sah sein widerwärtiges Grinsen, wenn er dem Vorsitzenden den van Gogh überreichte. Tina lud sich weiter die neuesten Verträge herunter, die sie an ihre Privatadresse mailte
– etwas, was sie nur tat, wenn Leapman nicht im Büro und Fenston beschäftigt war.
Der erste Flug nach London-Gatwick an diesem Morgen ging um exakt 10 Uhr von Schiphol. Anna besorgte sich ein Ticket bei British Airways, wo ihr mitgeteilt wurde, dass der Flug 20
Minuten Verspätung haben würde, da das ankommende Flugzeug noch nicht gelandet war. Sie nützte die Verzögerung, 146
um zu duschen und sich umzuziehen. Schiphol war an Übernachtreisende gewöhnt. Anna wählte das konservativste Outfit aus ihrer kleinen Reisegarderobe für ihr Treffen mit Victoria.
Während Anna im Café Nero an ihrem Kaffee nippte, blätterte sie im Herald Tribune: »50 Millionen Dollar Belohnung«
lautete die Schlagzeile auf der zweiten Seite – weniger als der van Gogh bei jedem Auktionshaus erzielen würde. Anna verschwendete keine Zeit damit, den Artikel zu lesen, da sie sich darauf konzentrieren musste, was sie Victoria sagen wollte, sobald sie ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
Zuerst musste sie jedoch herausfinden, wo sich der van Gogh befand. Wenn Ruth Parish das Gemälde gelagert hatte, dann würde Anna Victoria raten, Ruth anzurufen und zu verlangen, dass der van Gogh umgehend nach Wentworth Hall
zurückgebracht wurde. Sie sollte Ruth außerdem mitteilen, dass Fenston Finance gegen Victorias ausdrücklichen Wunsch keinerlei Anspruch auf das Gemälde hatte, vor allem dann nicht, wenn die einzige Vertragskopie, die noch existierte, verschwand. Irgendwie ahnte sie, dass Victoria dem nicht zustimmen würde, aber falls doch, würde sich Anna mit Mr.
Nakamura in Tokio in Verbindung setzen und
herauszufinden versuchen, ob … »Die Passagiere für British Airways Flug 8112 nach London-Gatwick bitten wir jetzt zu Gate D14«, verkündete eine Stimme über Lautsprecher.
Während sie den Ärmelkanal überquerten, ging Anna ihren Plan immer wieder durch und versuchte, einen Bruch in ihrer Logik zu finden, aber ihr fielen nur zwei Menschen ein, die ihren Plan für etwas anderes als gesunden Menschenverstand halten würden. Das Flugzeug setzte mit 35 Minuten Verspätung in Gatwick auf.
Anna sah auf die Uhr, als sie englischen Boden betrat. Sie war sich bewusst, dass Leapman in nur neun Stunden in Heathrow landen würde. Sobald sie die Passkontrolle hinter sich und ihr 147
Gepäck abgeholt hatte, suchte sich Anna einen Mietwagen. Sie mied den Schalter der Happy Hire Company und stellte sich am Avis-Schalter an.
Anna bemerkte nicht den elegant
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