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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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ihren Augen nicht weniger attraktiv. Als auch der letzte Student den Hörsaal verlassen hatte, ging Anna nach vorn.
    Anton sah über seine halbmondförmigen Brillengläser, erwartete offenbar eine Frage von einer Studentin. Als er Anna erkannte, sagte er zuerst nichts, starrte sie einfach nur an.
    »Anna!«, rief er schließlich. »Gott sei Dank wusste ich nicht, dass du im Publikum warst. Du weißt wahrscheinlich mehr über Picasso als ich.«
    Anna küsste ihn auf beide Wangen und meinte lachend: »Du hast nichts von deinem Charme verloren. Oder deiner Fähigkeit zur Schmeichelei.«
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    Anton hielt die Hände abwehrend nach oben und grinste breit.
    »War Sergei am Flughafen, um dich abzuholen?«
    »Ja, danke«, sagte Anna. »Wo hast du ihn kennen gelernt?«
    »Im Gefängnis«, gab Anton zu. »Er kann von Glück sagen, dass er Ceauceşcus Regime überlebt hat. Hast du deine wunderbare Mutter schon besucht?«
    »Das habe ich«, erwiderte Anna, »und sie lebt immer noch unter Bedingungen, die kaum besser sind als im Gefängnis.«
    »Glaub ja nicht, dass ich nicht versucht hätte, das zu ändern, aber wenigstens erlauben dein Geld und ihre Großzügigkeit, dass einige meiner besten Studenten …«
    »Ich weiß schon alles«, warf Anna ein. »Sie hat es mir erzählt.«
    »Du kannst gar nicht alles wissen«, meinte Anton, nahm Anna bei der Hand, als ob sie immer noch Studenten wären, und führte sie die Treppe hinunter zu einem langen Flur im ersten Stock. Die Wände waren randvoll mit Gemälden jeder Stilrichtung.
    »Das sind die Preisträger dieses Jahres«, erklärte er ihr und breitete die Arme aus wie ein stolzer Vater. »Jedes Bild wurde auf einer Leinwand gemalt, die du bezahlt hast. Eine unserer Auszeichnungen wurde sogar nach dir benannt – der Petrescu-Preis.« Er hielt inne. »Es wäre wirklich angemessen, wenn du den Gewinner auswählst. Das würde nicht nur mich, sondern auch einen meiner Studenten überaus glücklich machen.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt.« Anna lächelte und ging auf die lange Reihe an Bildern zu. Sie ließ sich Zeit, während sie den Flur voller Leinwände entlangschritt. Gelegentlich blieb sie stehen, um ein Bild genauer zu betrachten. Anton hatte den Studenten offenbar die Bedeutung des Zeichnens beigebracht, bevor er ihnen erlaubt hatte, zu anderen Darstellungsmedien überzugehen. Macht euch gar nicht erst die Mühe, einen Pinsel in die Hand zu nehmen, solange ihr den Bleistift nicht 196
    beherrscht. Aber die Bandbreite an Themen und der mutige Ansatz zeigten, dass er ihnen auch erlaubt hatte, sich selbst auszudrücken. Bei einigen sprang der Funke nicht über, andere zeigten dagegen erstaunliches Talent. Schließlich blieb Anna vor einem Ölgemälde mit dem Titel Freiheit stehen, das die aufgehende Sonne über Bukarest zeigte.
    »Ich kenne einen bestimmten Herrn, der dieses Bild zu schätzen wüsste«, sagte sie.
    »Du hast deinen Blick noch nicht verloren.« Anton lächelte.
    »Danuta Sekalska ist die Ausnahmestudentin dieses Jahres. Ihr wurde ein Platz an der Slade in London angeboten, um ihre Studien fortzusetzen. Wir müssen nur genügend Geld aufbringen, um ihre Spesen abzudecken.« Er sah auf seine Uhr.
    »Hast du Zeit für einen Drink?«
    »Sicher«, erwiderte Anna. »Ich muss aber zugeben, dass ich dich um einen Gefallen bitten will …« Sie hielt kurz inne.
    »Eigentlich um zwei.«
    Anton nahm sie wieder bei der Hand und führte sie den Flur zurück zum Professorenzimmer. Als sie den Raum betraten, wurde Anna von gut gelauntem Geplauder empfangen. Die Tutoren tauschten Anekdoten aus, saßen in Gruppen beisammen und tranken nichts Stärkeres als Kaffee. Sie schienen nicht zu bemerken, dass das Mobiliar, die Tassen, Unterteller und wahrscheinlich sogar die Kekse von jedem Obdachlosen mit Selbstachtung, der eine Armenspeisung der Heilsarmee in der Bronx aufsuchte, zurückgewiesen worden wären.
    Anton goss zwei Tassen Kaffee ein. »Schwarz, wenn ich mich recht erinnere. Es ist kein Starbucks-Kaffee«, spottete er, »aber wir sind auf einem guten Weg.« Köpfe drehten sich, als Anton seine ehemalige Schülerin an einen Platz am Kamin führte. Er setzte sich ihr gegenüber. »Was kann ich für dich tun, Anna?«, fragte er.
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    »Es geht um meine Mutter«, meinte sie leise. »Ich brauche deine Hilfe. Ich bringe sie nicht dazu, auch nur einen Cent für sich auszugeben. Sie könnte einen neuen Teppich brauchen, ein Sofa, ein Fernsehgerät, sogar ein Telefon. Ganz zu

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