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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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sich nie wieder über seine winzige 1-Zimmer-Wohnung in der West Side beklagen würde. Er musste 40 Minuten warten, bevor Anna aus dem Gebäude auftauchte. Er blieb reglos stehen, als sie auf ihr Taxi zuging. Dann sprang Jack in sein eigenes Taxi, wies hektisch nach vorn und sagte: »Folgen Sie ihnen, aber halten Sie Abstand, bis der Verkehr dichter wird.« Er war sich nicht sicher, ob der Fahrer ihn überhaupt verstanden hatte. Das Taxi verließ die Seitenstraße und obwohl Jack dem Fahrer auf die Schulter klopfte und »Zurückbleiben!«, rief, stachen die beiden gelben Taxis wie Kamele in einer Wüste heraus, als sie durch die leeren Straßen fuhren. Jack fluchte erneut. Er wusste, er hatte sich einen dicken Patzer geleistet. Selbst ein Amateur hätte ihn mittlerweile bemerkt.

    207
    »Ist Ihnen klar, dass Sie verfolgt werden?«, fragte Sergei, als er losfuhr.
    »Nein, aber das überrascht mich nicht«, erwiderte Anna. Ihr war eiskalt und übel. Sergei hatte ihre schlimmste Angst bestätigt.
    »Konnten Sie sie sehen?«, fragte Anna.
    »Nur kurz«, meinte Sergei. »Ein Mann, um die 30 oder 35.
    Schlank, dunkle Haare. Leider ist das schon alles.« Tina irrte sich also, wenn sie den Verfolger für eine Frau hielt, dachte Anna. »Und er ist ein Profi«, fügte Sergei hinzu.
    »Wie kommen Sie darauf?«, wollte Anna ängstlich wissen.
    »Als das Taxi an mir vorbeifuhr, hat er sich nicht umgeschaut«, erklärte Sergei. »Aber ich kann Ihnen nicht sagen, auf welcher Seite des Gesetzes er steht.«
    Anna schauderte, während Sergei in den Rückspiegel sah.
    »Und ich bin ziemlich sicher, dass er uns immer noch folgt.
    Drehen Sie sich nicht um«, bat Sergei rasch, »sonst weiß er, dass Sie ihn entdeckt haben.«
    »Danke«, sagte Anna.
    »Wollen Sie immer noch, dass ich Sie zum Flughafen bringe?«
    »Ich habe keine andere Wahl«, erwiderte Anna.
    »Ich könnte ihn abhängen«, schlug Sergei vor.
    »Das hätte auch keinen Sinn«, meinte Anna. »Er weiß bereits, wohin ich gehe.«

    Jack hatte seinen Pass, seine Geldbörse und seine Kreditkarte immer bei sich, nur für solche Notfälle. »Verdammt«, sagte er, als er das Flughafenschild sah und ihm sein ungepackter Koffer im Hotelzimmer einfiel.
    Drei oder vier andere Taxis fuhren ebenfalls in Richtung des Flughafens Otopeni. Jack fragte sich, in welchem davon die 208
    Frau saß oder ob sie bereits am Flughafen war und auf derselben Maschine eincheckte wie Anna Petrescu.

    Anna reichte Sergei einen 20-Dollar-Schein, lange bevor sie Otopeni erreicht hatten und sagte ihm, auf welcher Maschine sie den Rückflug gebucht hatte.
    »Könnten Sie mich abholen?«, fragte sie.
    »Natürlich«, versprach Sergei. Sie hielten vor dem internationalen Terminal.
    »Folgt er uns noch?«, fragte Anna.
    »Ja«, erwiderte Sergei und stieg aus.
    Ein Träger tauchte auf und half Anna, die Kiste und ihren Koffer auf einen Gepäckwagen zu entladen.
    »Ich werde hier sein, wenn Sie wiederkommen«, versicherte Sergei ihr, bevor sie im Terminal verschwand.
    Jacks Taxi kam hinter dem gelben Mercedes quietschend zum Stehen. Er sprang heraus, rannte zur Fahrerseite von Sergeis Wagen und winkte mit einem Zehn-Dollar-Schein. Sergei kurbelte langsam das Fenster herunter und nahm das angebotene Geld. Jack lächelte.
    »Die Dame in Ihrem Taxi, wissen Sie, wohin sie fliegt?«
    »Ja.« Sergei strich sich über seinen üppigen Schnauzer.
    Jack nahm noch einen Zehn-Dollar-Schein, den Sergei glücklich einschob.
    »Und? Wohin?«, verlangte Jack zu wissen.
    »Ins Ausland.« Sergei legte den ersten Gang ein und fuhr davon.
    Jack fluchte, rannte zu seinem eigenen Taxi zurück, zahlte das Fahrgeld – drei Dollar – und betrat dann rasch den Flughafen. Er blieb reglos stehen und sah in alle Richtungen. Wenige Augenblicke später entdeckte er Anna, die gerade den 209
    Abfertigungsschalter verließ und in Richtung der Rolltreppe ging. Er setzte sich erst in Bewegung, als sie außer Sichtweite war. Als er das obere Ende der Rolltreppe erreichte, saß Anna bereits im Café. Sie hatte sich einen Platz in der entlegensten Ecke gesucht, von wo aus sie alles und – wichtiger noch – jeden beobachten konnte. Es war nicht nur so, dass er verfolgt wurde, jetzt hielt die Person, die er überwachte, auch noch nach ihm Ausschau. Sie hatte gemerkt, dass sie beschattet wurde, darum konnte sie jetzt ihrerseits versuchen, ihren Verfolger auszumachen. Jack fürchtete, dass diese ganze Sache als Fallbeispiel in Quantico enden konnte –

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